Hamburg. Alle 48 Windräder nördlich von Helgoland zeitweise abgeschaltet. Die genauen Ursachen für den Zwischenfall werden noch untersucht.

Gut einen Monat nach seiner offiziellen Inbetriebnahme ist der Offshore-Windpark Nordsee Ost bei Helgoland zeitweise abgeschaltet worden. An einer der 48 Anlagen sei ein Rotorblatt abgebrochen, sagte eine Sprecherin des Betreibers RWE Innogy am Mittwoch in Essen. Es sei bei dem Vorfall aber niemand verletzt worden.

Die Rotorblätter der in dem Windpark verwendeten Anlagen sind 60 Meter lang und mehrere Tonnen schwer. Sie bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Mehrere Schiffe hatten sich nach Behördenangaben an der Bergung der Flügelteile beteiligt und diese zum Festland transportiert. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz.

Im Rahmen des Hamburger G7-Energieministertreffens hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) den Windpark Mitte Mai in Anwesenheit von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (beide SPD) offiziell eingeweiht. In den neuen Windpark, der rund 320.000 Haushalte mit Strom versorgen soll, hat der RWE-Konzern mehr als eine Milliarde Euro investiert.

Zu der Ursache des Vorfalls könne sich das Unternehmen erst äußern, nachdem eine Untersuchung des Vorfalls abgeschlossen ist, sagte eine RWE-Sprecherin. „Aufgrund erster Erkenntnisse geht der Anlagenhersteller Senvion zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass es sich bei dem Blattverlust im Offshore-Windpark Nordsee Ost um einen Einzelfall handelt.“ Bei Windkraftanlagen an Land ist der Bruch von Rotorblättern keine Seltenheit. Allein zwischen Anfang 2012 und Ende 2014 sind sechs solcher Fälle in Deutschland bekannt geworden. Auf See handelt es sich um den ersten bekannten Fall.

Windpark Nordsee Ost eingeweiht

Windpark Nordsee Ost
Windpark Nordsee Ost © RWE
Blick auf die Servicestation auf Helgoland
Blick auf die Servicestation auf Helgoland © RWE
Mit dem Schiff erreichen die Mitarbeiter die Anlagen des Windparks
Mit dem Schiff erreichen die Mitarbeiter die Anlagen des Windparks © RWE
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Wie es von RWE weiter hieß, hatte der Betreiber das am Freitag beschädigte Windrad noch nicht abgenommen: „Die betreffende Anlage befand sich noch im Probebetrieb.“ Jede einzelne der Anlagen werde von RWE erst übernommen, nachdem sie einen solchen Probebetrieb absolviert habe.

Der Windpark sei nur kurzzeitig komplett stillgelegt worden: „Rund die Hälfte aller 48 Anlagen sind bereits wieder in Betrieb genommen worden, nachdem der Anlagenhersteller Senvion für diese jegliche Sicherheitsrisiken ausschließen konnte“, erklärte die RWE-Sprecherin.

Der Windpark Nordsee Nord liegt etwa 35 Kilometer nördlich von Helgoland. Er erstreckt sich über eine Fläche von 24 Quadratkilometern. Die Windräder stehen dort in Wassertiefen von bis zu 25 Metern. Bei den Anlagen handelt es sich um den Typ 6.2M126 des Hamburger Unternehmens Senvion (früher: REpower Systems). Dieses seit 2009 sowohl an Land wie auch auf See eingesetzte Modell mit einer Leistung von 6,15 Megawatt habe „hinsichtlich Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit immer wieder Maßstäbe gesetzt“, heißt es von Senvion.

Der Typ 6.2M126 ist allerdings nicht der größte des Herstellers: Das neueste Modell, das im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll, hat einen von 126 Meter auf 152 Meter vergrößerten Rotordurchmesser und soll den Energieertrag um bis zu 20 Prozent erhöhen. Im Mai hatte Senvion seine 6000ste Windenergieanlage an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.

Im Windpark Nordsee Nord ragen die Turbinentürme knapp 100 Meter hoch, die Spitzen der Rotorblätter erreichen eine Höhe von rund 160 Metern über dem Meeresspiegel. Mit einer Leistung von 295 Megawatt zählt der Windpark zu einem der größten vor der deutschen Küste. In den vergangenen Monaten waren 60 Kilometer Kabel unter Wasser verlegt worden, mithilfe von Installationsschiffen wurden die riesigen Teile für die Windkraftanlagen vom Basishafen Bremerhaven zum Offshorepark geschafft und vor Ort montiert. Nicht weit entfernt entsteht derzeit der Windpark Amrumbank West des RWE-Konkurrenten E.on.

Rund 3000 Megawatt Leistung sind auf der deutschen Nordsee und Ostsee bis Ende 2015 insgesamt in Betrieb, das reicht rechnerisch für die Versorgung von drei Millionen Haushalten. Bis 2020 soll diese Leistung auf 6500 bis 7000 Megawatt steigen.