Helgoland. RWE hat Anfang der Woche den neuen Windpark vor der Hochseeinsel eingeweiht. Mitarbeiter sorgen von Helgoland aus dafür, dass sich was dreht.
Sein erster Blick gilt dem Wetter. Zieht etwa ein Sturm auf oder verspricht der Tag viele Sonnenstunden und damit Arbeitszeit auf See? Wenn Torben Römbke auf Helgoland seine Schicht schiebt, dann muss er die vorhergesagten Windstärken und Sonnenstunden genau im Auge behalten. „Wir sind sehr vom Wetter abhängig“, erklärt Römbke. Der Ingenieur arbeitet für RWE.
Das Energieunternehmen hat Anfang der Woche die Einweihung des neuen Windparks Nordsee Ost vor Helgoland gefeiert. Eine Milliarde Euro hat es in den Bau investiert. Die 24 Quadratkilometer umfassende Anlage liegt etwa 35 Kilometer nördlich von Helgoland. 48 Windkraftanlagen sollen jährlich soviel Strom erzeugen, dass damit 320.000 Haushalte versorgt werden könnten.
Mit einer Leistung von 295 Megawatt zählt der Windpark zu einem der größten vor der deutschen Küste. Kein Wunder, dass Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sowie Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig beim feierlichen Startschuss dabei waren.
Windräder sind größer als der Kölner Dom
Aber auch die Zahlen zum Projekt sind stattlich. In den vergangenen Monaten wurden 60 Kilometer Kabel unter Wasser verlegt, mithilfe von Installationsschiffen wurden die riesigen Teile für die Windkraftanlagen vom Basishafen Bremerhaven zum Offshorepark geschafft und vor Ort montiert. Jedes Windrad ragt laut RWE gemessen vom Meeresspiegel aus rund 160 Meter in den Himmel und ist damit größer als beispielsweise der Kölner Dom. Die Gondeln, an denen die Rotorblätter montiert sind, haben die Größe eines Einfamilienhauses. Ein Rotorblatt wiegt dabei so viel wie sechs ausgewachsene Elefanten.
Dass sich diese Riesen im Meer vor Helgoland reibungslosen drehen und in den kommenden 20 Jahren Strom liefern, dafür ist Römbke mit verantwortlich. Der Betriebsingenieur, der das Projekt seit zweieinhalb Jahren begleitet, übernimmt die Leitung der Servicestation auf Helgoland.
„Schichtdienst war anfangs eine kleine Umstellung“
Seit Mai lebt er zeitweise auf der Hochseeinsel. Erst in fünftägigen Schichten, jetzt in 14-tägigen. Sprich: Römbke arbeitet zwei Wochen durch, lebt in einem der vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Ein-Zimmer-Appartements, die eigens auf der Insel gebaut wurden. Dann geht es für 14 Tage aufs Festland, wo der Hamburger seine Freizeit genießt.„Am Anfang war der Schichtdienst eine kleine Umstellung. Aber mir gefällt das jetzt sehr gut. Ich kann mich 14 Tage voll auf den Job konzentrieren und dann habe ich Zeit für mein Privatleben“, sagt der 30-Jährige, der sein Inselleben genießt. Es gebe viele Freizeitmöglichkeiten, die er und die Kollegen am Abend nutzten, sie gingen ins Fitnessstudio, ins Schwimmbad oder machten einen Dünenausflug.
Römbkes Arbeitstag beginnt je nach Jahreszeit und somit Sonnenstand zwischen fünf und sechs Uhr am Morgen. Dann treffen sich die Teammitglieder, die an diesem Tag in den Windpark hinausfahren, zur Besprechung. Welche Bedingungen herrschen auf See? Welche Aufgaben liegen an? Welche Schwierigkeiten kann es geben? Dann brechen die Teams gegen 6.30 Uhr auf.
Bis zu 60 Personen arbeiten für RWE am Windpark
„Eine Stunde brauchen sie etwa bis zum Windpark“, sagt Römbke, dessen Arbeitsplatz nicht auf dem Schiff, sondern in der neu errichteten Betriebsstation auf der Insel ist. Dort findet sich auch der Kontrollraum, in dem die Leistung des Windparks überwacht wird. Zu Römbkes Aufgaben gehört es, Daten auszuwerten, Material für die Arbeiten zu organisieren und Kontakt mit den Teams auf See zu halten, die die laufenden Räder warten und die derzeit noch 17 Windanlagen im Testbetrieb prüfen. Im Sommer sollen sie in den Regebetrieb gehen.
Zwischen 17 und 18 Uhr kehren die Teams, die jeweils zwischen drei und sechs Personen umfassen, zurück. Bis zu 60 Personen arbeiten derzeit für RWE am Windpark, die laut Römbke bei stürmischen Tagen nicht arbeitslos auf der Insel ausharren. „Wenn ein Sturm aufzieht und die Windgeschwindigkeiten das Rausfahren unmöglich machen, gibt es genügend andere Aufgaben“, sagt der Betriebsingenieur. Das Lager müsse eingerichtet und das Berichtswesen geführt werden. Auf die Helgoländer Daten blicken die Kollegen genau, denn RWE plant bereits die nächsten Offshoreparks.