Hamburg . Der Hamburger Hersteller von Windturbinen wird von Centerbridge übernommen. Vorstandschef Nauen sieht der Übernahme positiv entgegen.
Der Hamburger Windturbinenhersteller Senvion gehört nun dem US-Finanzinvestor Centerbridge. Die Übernahme sei vollzogen, teilte Senvion am Freitag mit. Die Hamburger gehörten zuletzt dem indischen Suzlon-Konzern, der wegen Überschuldung in eine Schieflage geraten war. Der neue Eigentümer Centerbridge verwaltet rund 25 Milliarden Dollar Vermögen (Stand April 2015) und hat Büros in New York und London.
Senvion-Chef Andreas Nauen sieht eine positive Zukunft mit dem neuen Eigentümer und zeigte sich im Gespräch mit dem Abendblatt zuversichtlich, dass Centerbridge die Entwicklung des Unternehmens in den kommenden Jahren auch durch Investitionen begleiten werde. „Die Übernahme von Senvion ist für Centerbridge eine Wachstumsinvestition. Centerbridge bringt dabei etwa die Hälfte an Eigenmitteln mit, das ist für die Private-Equity-Branche ein hoher Wert“, sagte Nauen. Die Kreditlinie von Senvion sei von den Banken im Zuge der Transaktion um 100 Millionen auf 950 Millionen Euro erhöht worden. „Auch das zeigt das Zutrauen des Marktes in unsere Leistungsfähigkeit.“
Der internationale Markt verdichtet sich
Am deutschen Markt ist Senvion laut Angaben von Nauen nach Enercon und Vestas derzeit, gemessen an der installierten Leistung, der drittgrößte Anbieter. Am weltweiten Markt für Offshore-Windkraft liegt das Unternehmen nach Siemens sogar auf Platz zwei. Senvion hieß bis Ende 2013 Repower Systems und ging zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts aus mehreren norddeutschen Maschinen- und Anlagebauunternehmen hervor. Seine deutschen Fertigungsstätten betreibt Senvion in Husum, Bremerhaven und Trampe, sein Forschungs- und Kontrollzentrum in Osterrönfeld bei Rendsburg, zudem Entwicklungsaktivitäten in Osnabrück. Mit weltweit rund 3300 Mitarbeitern erwirtschaftete Senvion im Geschäftsjahr 2013/2014 rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz und einen Betriebsgewinn von 63,2 Millionen Euro. Der Gesamtwert für die Übernahme von Senvion durch Centerbridge betrug etwas mehr als eine Milliarde Euro.
Die Verbindungen zu Suzlon seien mit dem Übergang zu Centerbridge ausgelaufen, sagte Nauen: „Unsere Beziehungen zu Suzlon endeten mit dem Closing, mit Ausnahme von Lieferverträgen, die natürlich ihre Gültigkeit behalten. Aber mit Blick darauf ist Suzlon für uns sowieso ein externes Unternehmen und umgekehrt.“
Der internationale Markt für Windkraftunternehmen wird nach Pionierjahren mit starkem Wachstum härter. Die Branche verdichtet sich, Konzerne wie Siemens, General Electric oder Areva gewinnen an Bedeutung. Den chinesischen Markt wiederum machen chinesische Hersteller weitgehend unter sich aus. Senvion stellt sowohl Windturbinen für den Einsatz an Land wie auch Offshore-Anlagen her. „Im vergangenen Jahr betrug der Anteil des Offshore-Geschäfts an unserem Gesamtumsatz weniger als zehn Prozent, in diesem Jahr werden es deutlich mehr sein“, sagte Nauen. „Der neue Großauftrag für den RWE-Offshore-Windpark Nordsee One sowie ein weiterer Auftrag spielen dabei eine wichtige Rolle.“
Besonders präsent sei das Unternehmen mit Anlagen für Starkwindstandorte wie etwa in Norddeutschland, Schottland oder der Normandie. Aber auch das wachsende Geschäft mit speziellen Windturbinen für eine geringe Windausbeute spiele bei Senvion eine wichtige Rolle, sagte Nauen: „Am Markt für Schwachwindanlagen sind wir zum Beispiel mit einer Drei-Megawatt-Anlage mit einem 143 Meter hohen Turm präsent, die wir für solche Regionen eigens entwickelt haben.“