Hamburg. Hamburger Windturbinenhersteller offen für Einstieg von Investoren. Konzentration auf Anlagen an Land und auf neue Märkte wie Afrika.
Das Hamburger Unternehmen Nordex agierte während der stürmischen Wachstumsjahre der Windkraftbranche eher im Hintergrund. Seine deutschen Konkurrenten Enercon und Senvion – früher Repower Systems – erregten Aufsehen durch exzentrische Führungspersonen, technologische Pionierleistungen oder komplexe Eignerwechsel. Nordex hingegen arbeitete mit wenig Aufsehen an der Entwicklung seiner Produktlinien. Am spektakulärsten wirkt im Rückblick der Einstieg der BMW-Miterbin Susanne Klatten 2008, die derzeit rund 23 Prozent der Nordex-Aktien hält.
Die Arbeit und Beharrlichkeit der vergangenen Jahre zahlt sich für die Firma nun aus, die Anfang 2011 von Norderstedt nach Hamburg-Langenhorn gezogen war. 2014 erwirtschafteten 2800 Mitarbeiter bei Nordex rund 1,73 Milliarden Euro Umsatz, etwa 21 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der operative Gewinn (Ebit) stieg um 76 Prozent auf 78 Millionen Euro. „Wir haben die Ziele, die wir uns 2012 für 2015 gesetzt haben, bereits erreicht“, sagte Nordex-Finanzvorstand Bernard Schäferbarthold am Montag bei der Presse- und Analystenkonferenz zum Jahresergebnis des Unternehmens in Frankfurt. Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Zeschky fügte bei seinem Ausblick hinzu: „Unser Ziel von mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz, das wir für 2017 definiert hatten, werden wir wohl bereits dieses Jahr erreichen.“
Nordex, das nicht mehr zu den zehn führenden Herstellern von Windturbinen zählt, behauptet sich an einem Markt, der immer stärker von multinationalen Konzernen wie Siemens oder General Electric dominiert wird. Aber auch immer mehr asiatische Unternehmen agieren hier, und europäische Hersteller wie Enercon aus Deutschland oder Vestas aus Dänemark spielen eine starke Rolle. Seinen Erfolg sucht Nordex durch strikte Fokussierung: „Wir werden auch weiterhin nicht in das Geschäft mit Offshore-Windturbinen einsteigen, denn Offshore-Windparkprojekte sind für uns einfach zu groß“, sagte Zeschky. „Dagegen werden wir uns weiterhin auf junge und vielversprechende Märkte konzentrieren, etwa in Südamerika oder in Afrika.“ In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen bekannt gegeben, den bislang größten Windpark in Uruguay zu bauen. Bei der Anlagentechnik hat sich Nordex auf mittelgroße Windturbinen mit 2,5 bis drei Megawatt Nennleistung spezialisiert. Zur Modellpalette zählen Windturbinen für Schwachwindstandorte und solche mit Antivereisungstechnologie für die Blätter.
Nordex-Chef Zeschky machte deutlich, dass eine Übernahme durch einen anderen Investor – etwa einen Konzern aus der Branche – nicht nur möglich sei, sondern durchaus erwünscht. Das trägt dem Umstand Rechnung, dass es für ein mittelständisches Unternehmen noch deutlich schwerer werden dürfte, am Windkraftmarkt allein zu bestehen. Insgesamt rechnet Nordex mit einer weiteren Verdichtung des Marktes durch Fusionen und Übernahmen in den kommenden Jahren. „Wir haben einen starken Ankeraktionär“, sagte Zeschky mit Blick auf die Beteiligung von Susanne Klatten. „Aber wir wollen uns gar nicht vor jeder Form von Übernahme schützen und sind auch offen für weitreichende Partnerschaften. So etwas muss aber in jedem Fall operativ Sinn ergeben.“
Mit Spannung und mit Sorge erwartet die Branche die Reform des deutschen Windkraftmarktes. Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will unter anderem durch die Einführung von Ausschreibungsverfahren von 2017 an den jährlichen Nettozubau von Windkraftleistung in Deutschland auf 2500 Megawatt begrenzen. Den Zuschlag für einen neuen Windpark soll künftig derjenige Mitbieter erhalten, der den Strom am günstigsten erzeugt. „Das wird den deutschen Markt verändern“, sagte Zeschky. „Allerdings waren die Wachstumsraten des vergangenen Jahres auch stark durch Vorzieheffekte geprägt.“ Am Geschäft von Nordex habe der deutsche Markt einen Anteil von rund 30 Prozent. „Wir haben schon länger gezielt auf andere Märkte gesetzt und das Geschäft in Deutschland nicht zu stark betont, weil wir nicht zu abhängig von unserem Heimatmarkt werden wollten“, sagte Zeschky. Das komme dem Unternehmen nun zugute.