Haspa-Chef Vogelsang zieht Jahresbilanz. Mehr Kunden, höherer Jahresüberschuss, weniger Mitarbeiter. Solides Ergebnis für 2015 erwartet.
Hamburg. Seit Jahresbeginn hat der Deutsche Aktienindex (DAX) um mehr als 1300 Punkte auf rund 11.100 Zähler zugelegt. Trotzdem haben Privatanleger nach Einschätzung von Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa, noch die Chance, von Gewinnen am Aktienmarkt zu profitieren. „Wir glauben, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzen wird, wenn auch unter starken Schwankungen“, sagte Vogelsang auf der Jahrespressekonferenz.
Es ist nach Auffassung der Haspa-Kapitalmarktexperten „nicht ausgeschlossen, dass der DAX die Marke von 13.000 Punkten erreicht“. Um das Risiko zu vermindern, zum falschen Zeitpunkt einzusteigen, sei es ratsam, über einen Aktiensparplan zu investieren. Es gehe dabei aber nicht nur um Kurssteigerungen, sondern angesichts des Niedrigzinsumfelds auch um die Dividendenrendite, die bei vielen Aktien deutlich oberhalb der Rendite festverzinslicher Wertpapiere liegt: „Die Dividende ist der neue Zins.“
Vogelsang warnte davor, wegen der niedrigen Zinsen kein Geld mehr zurückzulegen: „Wer nicht spart, hat auch dann nichts, wenn die Zinsen einmal wieder steigen.“ Zunächst einmal weite die Europäische Zentralbank (EZB) aber die „Liquiditätsschwemme“ mittels der angekündigten Anleihekäufe noch weiter aus. Dies allein sei aber kein Heilmittel für die Probleme der Währungsunion: „Der Schlüssel zur nachhaltigen Lösung der Euro- und Staatsschuldenkrise liegt nicht bei der EZB in Frankfurt, sondern in Paris und Rom, und zurzeit vor allem in Athen.“ Europa brauche mehr Strukturreformen und Zukunftsinvestitionen etwa in Bildung sowie eine Gründerkultur.
Dabei stelle die Politik der EZB, die nun auch die Bankenaufsicht über die 120 größten Institute in Europa übernommen hat, die Branche vor Herausforderungen, so der Chef der Haspa, die ebenfalls der EZB-Aufsicht unterliegt: „Die Banken sollen mehr Eigenkapital bilden, aber die Niedrigzinsen belasten die Ergebnisse. Das passt auf Dauer nicht gut zusammen.“
Mehr Kunden, höherer Jahresüberschuss, weniger Mitarbeiter
Zwar ist der Zinsüberschuss der Haspa im vergangenen Jahr von 687 Millionen auf 677 Millionen Euro gesunken, dies konnte aber durch den Provisionsüberschuss, der sich von 254 Millionen auf 263 Millionen Euro verbesserte, nahezu ausgeglichen werden. Dazu trug nach Angaben von Vogelsang ein „spürbarer Anstieg des Wertpapiergeschäfts“ bei, während der Sparkassenchef zuletzt stets darüber geklagt hatte, die Privatkunden hielten sich bei Wertpapierkäufen zu sehr zurück.
Doch auch das Wachstum im Geschäft mit vermögenden Kunden, das um einen zweistelligen Prozentsatz auf ein Anlagevolumen von mehr als acht Milliarden Euro zulegte, trug zu dem verbesserten Provisionsergebnis bei. Der Aufwand nahm um neun Millionen Euro ab, wobei die Personalkosten um zwei Millionen Euro zurückgingen. Die Mitarbeiterzahl sei leicht auf rund 5000 Beschäftigte gesunken, hieß es.
Unter dem Strich kletterte der Jahresüberschuss von 75 Millionen auf 80 Millionen Euro. Nach Informationen des „Handelsblatts“ schneidet der Hanseatische Sparkassenverband, dem außer der Haspa die deutlich kleineren Institute Sparkasse Bremen und Weser-Elbe Sparkasse angehören, zwar gemessen am Betriebsergebnis im Verhältnis zur Bilanzsumme am schlechtesten unter elf Sparkassenverbänden ab. Die Haspa habe aber nicht nur die Kosten für den EZB-Stresstest von mehr als zehn Millionen Euro tragen müssen, sagte Vogelsang, sie habe sich im Hinblick darauf auch bewusst risikoarm aufgestellt, was Ertrag kostete.
Vor allem wegen der Zunahme der Kundengelder um 6,4 Prozent auf 30,5 Milliarden Euro kam die Bilanzsumme um 3,5 Prozent auf 41,9 Milliarden Euro voran. Nach Abzug von Abgängen nahm die Kundenzahl um weniger als 10.000 auf etwa 1,5 Millionen zu.
„Anderswo bedeutet ,kostenlos‘ immer häufiger nicht mehr umsonst“
Dabei verzeichnete die Haspa bei den Joker-Mehrwertkonten ein Plus von gut 15.000 auf knapp 635.100 Konten. Mit Blick unter anderem auf die Einführung von Gebühren auf schriftlich eingereichte Überweisungen bei der Postbank sagte Vogelsang: „Anderswo bedeutet ,kostenlos‘ immer häufiger eben nicht mehr umsonst.“ Bei der Haspa sei man froh, den eigenen Kurs, kein Gratiskonto anzubieten, durchgehalten zu haben. Es sei nicht vorgesehen, Kontogebühren anzuheben.
Für das Jahr 2015 erwartet der Sparkassenvorstand ein abermals „solides Ergebnis“. Die Hamburger seien trotz der geopolitischen Risiken zuversichtlich – und dies ist nach Auffassung von Vogelsang auch gerechtfertigt: „Wir leben hier in einer prosperierenden Metropole.“ Der niedrige Euro-Kurs sorge weiter für ein hohes Niveau der Exporte, das sei gut für den Hafen.
Die Haspa allerdings muss sich – ebenso wie andere Filialbanken – mit einem veränderten Kundenverhalten auseinandersetzen. 45 Prozent der Kunden nutzen sowohl die Filiale als auch das Internet, so Vogelsang, aber bereits 18 Prozent wickeln ihre Bankgeschäfte mit der Haspa nur noch online ab. Für 2015 sei jedoch keine Filialschließung geplant.