Hamburg. Doch nicht 0,99 Euro pro Formular. Kunden im Alter von über 60 Jahren können eine Beschwerde einreichen. Die Chancen auf Kulanz stehen gut.
Aufregung um die neuen Gebühren bei der Postbank: Um vom Ärger ihrer Kunden nicht überrollt zu werden, hat sich Deutschlands größte Privatkundenbank offenbar eine Hintertür offengelassen. Vieles deutet darauf hin, dass zahlreiche Kontoinhaber über 60 Jahre die Gebühr nicht zahlen müssen. Voraussetzung ist, dass sie sich ausdrücklich beschweren.
Die Postbank will, wie berichtet, von April an für jede Überweisung auf Papier eine Gebühr von 0,99 Euro erheben. Alle Kunden wurden darüber schriftlich informiert. Gebührenpflichtig sind künftig auch Scheckeinreichungen und die erstmalige Ausführung eines neuen Dauerauftrags. Begründet wurde die neue Regelung mit den hohen Kosten, die solche Papieraufträge – im Gegensatz zu Online-Überweisungen – in der Bearbeitung verursachen.
Bereits kurz nach Bekanntwerden der Pläne protestierten in Hamburg mehrere Kunden – und hatten teilweise Erfolg. Postbank-Kunde Peter M.: „Ich habe mich gleich nach dem Erhalt des Schreibens telefonisch bei der Postbank beschwert. Dort erfuhr ich, dass ich mir als Rentner um die Gebühren keine Gedanken machen muss, da sie mir erlassen werden.“ Inzwischen wurde ihm das auch schriftlich bestätigt. Das Konto sei „unbefristet freigestellt“.
Auch ein internes Schreiben der Postbank, das dem Abendblatt vorliegt, spricht dafür, dass Kunden ab 60 Jahren im größeren Umfang auf Kulanz hoffen können. Darin heißt es: „Ältere Kunden nutzen verstärkt die beleghafte Auftragserteilung an die Postbank. Um diese Kunden nicht überproportional in Bezug auf die Rente mit neuen Entgelten zu belasten, kann eine Individualkondition für ältere Kunden eingerichtet werden.“ Die Mitteilung Nr. 7 vom 12. Februar benennt dafür zwei Voraussetzungen: Die Beschwerde des Kunden muss formlos, aber schriftlich vorliegen. Und der Kunde muss mindestens 60 Jahre alt sein.
Postbank-Sprecher Ralf Palm sagte, man wolle keine Kunden verlieren. Über die Befreiung von den neuen Gebühren werde aber nicht in den Filialen, sondern zentral entschieden. „Ob es eine Kulanzregelung gibt, hängt von der Dauer der Geschäftsbeziehung, dem Alter und der Entfernung zu einem Serviceterminal, bei dem auch Überweisungen aufgegeben werden können, ab.“ Dass nicht jede Beschwerde ein Selbstläufer ist, musste zum Beispiel die 73-jährige Hamburgerin Margret F. erfahren, die den neuen Gebühren widersprochen hatte. Daraufhin drohte die Postbank mit der Kündigung der Kontoverbindung.
Auch andere große Kreditinstitute wie die Deutsche Bank und die HypoVereinsbank haben inzwischen ähnliche Gebühren wie die Postbank eingeführt. „Das ist eine Entwicklung, die sich schon seit Längerem abzeichnet“, sagte Sigrid Herbst von der FMH-Finanzberatung, die Bankkonditionen analysiert. „Die Kunden sollen zum Online-Banking gedrängt werden.“