Die Firma NXP legte in Hamburg zudem den Grundstein für ein neues Gebäude. Durch eine größere Forschungsabteilung will der Weltmarktführer in zahlreichen Anwendungsfeldern Halbleiter sicherer machen.
Hamburg. Zum Endspurt vor der Wahl in Hamburg am kommenden Wochenende hatte SPD-Chef Sigmar Gabriel gestern ein strammes Programm: Der Bundeswirtschaftsminister half, mit der obligatorischen Kelle Mörtel beim Chiphersteller NXP den Grundstein für ein weiteres Gebäude zu legen, eilte anschließend nach Kiel zur ThyssenKrupp Werft HDW – und abends ging es wieder zurück nach Hamburg, nochmal Wahlkampf mit den SPD-Kollegen in der HafenCity. NXP-Deutschland-Chef Ruediger Stroh freute sich jedenfalls sichtlich, dass Gabriel sein auf einer gemeinsamen Fernostreise gegebenes Versprechen wahrgemacht hat, die Firma für Sicherheitschips in Lokstedt zu besuchen.
Der Bundesminister sparte denn auch nicht mit Lob für die Hamburger IT-Spezialisten und begrüßte die Entscheidung von NXP, den Bereich Forschung und Entwicklung auszubauen: „Dies ist ein deutliches Zeichen für den Wirtschaftsstandort Deutschland und für die Rahmenbedingungen in Hamburg. NXP besetzt mit seinen deutschen Kompetenzzentren Schlüsselmärkte der Zukunft. Sicherheit ist Grundvoraussetzung für die Digitalisierung. Nur wenn Verbraucher und Unternehmen darauf vertrauen können, dass ihre Technik jederzeit funktioniert und ihre Daten geschützt sind, werden sie Cloud Lösungen, Smart homes, Smart cars oder Smart factories nutzen“, sagte Gabriel mit Blick auf intelligente Häuser oder das vernetzte Arbeiten. „Wirtschaft und Politik arbeiten daher kontinuierlich daran, die Grundlage für dieses Vertrauen zu schaffen und zu erhalten: Durch sichere Soft- und Hardware „made in Germany“ sowie verlässliche politische Rahmenbedingungen.“
Neubau mit rund 550 Büroarbeitsplätzen
Der gestern begonnene Neubau soll Platz für rund 550 Büroarbeitsplätze bieten und Anfang 2017 bezugsfertig sein. Zwischenzeitlich war das bestehende Gebäude in Nachbarschaft zu Beiersdorf aus allen Nähten geplatzt. Denn das Unternehmen, das hier auf mehr als 90 Jahre Firmengeschichte zurückblickt und rund 1800 Mitarbeiter beschäftigt, befindet sich auf Wachstumskurs. Allein 2014 hatte NXP 140 neue Mitarbeiter eingestellt. „Im laufenden Jahr werden wir noch einmal in dieser Größenordnung wachsen“, sagte Stroh dieser Zeitung. Um genügend Nachwuchs zu finden, will die Firma die Wissenschaft fördern: 2015 wird NXP gemeinsam mit der TU Hamburg-Harburg eine Juniorprofessur für IT-Sicherheit einrichten.
Der Chiphersteller mit Zentrale in den Niederlanden und einem Jahresumsatz von 5,65 Milliarden US-Dollar (4,97 Milliarden Euro) ist Weltmarktführer in zahlreichen Anwendungsfeldern der zunehmend vernetzten Welt. Mit der Entwicklung vom Produktions- zum Innovationsstandort stärkt NXP in der Hansestadt vor allem auch den Bereich Forschung und Entwicklung, um weiterhin gegen Konkurrenten wie Infineon, Freescale oder Samsung zu bestehen. So unterhält das Unternehmen in Hamburg unter anderem seine weltweiten Kompetenzzentren für Sicherheitstechnologien und das vernetzte Fahrzeug. „Zahlreiche Hightech-Produkte wurden von unserem Forschungs- und Entwicklungsteam hier in Hamburg entwickelt – vom Chip im Reisepass bis hin zum smarten Autoschlüssel und intelligenten Verkehrsmanagement-Lösungen“, sagte Stroh, der nicht nur hierzulande Sprecher der Geschäftsführung ist, sondern das Geschäft mit den Halbleitern als Konzernvorstand in der NXP-Gruppe auch weltweit verantwortet.
Kunden auf der ganzen Welt
Denn mit den Sicherheitschips beliefert NXP nicht nur Kunden in Deutschland, sondern auch im Silicon Valley, in China und der ganzen Welt. „Und darum freuen wir uns heute besonders, den Grundstein für weiteres Wachstum legen zu können“, sagte der Diplom-Wirtschaftsingenieur im Beisein von Gabriel, Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Stroh ist für NXP häufig auf Geschäftsreisen unterwegs und erlebt dann auch die Zukunft der vernetzten Welt, wie sie in Deutschland noch nicht zum Alltag gehört. „Als ich kürzlich in New York aus dem Taxi stieg, konnte ich mit meinem Handy und ApplePay zahlen – das ist schon praktisch“, lobt der 52-Jährige nicht ohne Hintergedanken: Denn bei 90 Prozent aller sicheren Transaktionen sind NXP-Chips im Einsatz. Das Security Team in Hamburg sorgt dabei für den Datenschutz und schützt gegen Hacker. Und auch die Technologie in Apple-Handys stammt von NXP, nicht nur für das Bezahlen, sondern auch für Zugangskontrollen oder Fahrscheine.