Heinz Wings geht am Freitag als Vorstandschef der Sparda-Bank Hamburg in den Ruhestand. Er führte das erste Online-Girokonto Europas ein. Stellvertreter Bernhard Westerhoff wird sein Nachfolger.
Hamburg. Man sieht sie in mehreren Räumen des Hauptsitzes der Sparda-Bank Hamburg nahe dem Bahnhof Altona: große Steinkugeln, die aus einer Öffnung am höchsten Punkt von Wasser umflossen werden.
Für Heinz Wings, der nach 28 Jahren im Vorstand des Instituts, davon 15 Jahre als dessen Chef, am heutigen Freitag in den Ruhestand tritt, haben die Skulpturen eine ganz besondere Bedeutung.
Passend zu seinem Sternzeichen Wassermann mag Wings das nasse Element sehr gern, vor allem aber erinnern ihn die Kugeln an einen besonderen Meilenstein seiner Karriere: Kurz nachdem die Sparda-Bank Hamburg im Jahr 1996 als erstes Geldhaus Europas ein Online-Girokonto eingeführt hatte, stellte Wings diese Innovation auf der Computermesse Cebit Home vor – und am Abend bei einem Glas zur Entspannung an der Bar kam er mit dem Künstler, dessen Werke auch auf der Messe zu sehen waren, ins Gespräch.
Der frühe Schritt ins Internet machte das Hamburger Institut, das bis dahin nur regional tätig war, über Nacht praktisch weltweit bekannt. Das hatte ungeahnte Folgen: „Wir bekamen sogar Kontoeröffnungsanträge aus Australien und mussten sehen, wie wir damit umgehen“, erinnert sich Wings.
Wings fällt es „nicht leicht, loszulassen“
Nach so langer Zeit im Amt fällt es ihm, der 1987 als erster Nicht-Eisenbahner bundesweit in den Vorstand einer der bis in die 1970er-Jahre ausschließlich Bahn-Mitarbeitern vorbehaltenen Sparda-Banken aufstieg, nach eigenem Bekunden „nicht leicht, loszulassen“, gerade in einer so herausfordernden Phase für die Branche: „Die goldenen Zeiten einer Zinsspanne von vier Prozent und mehr sind längst vorüber, jetzt müssen wir uns auf eine lange Niedrigzinsperiode einstellen.“
Bernhard Westerhoff, 62, der langjährige Stellvertreter von Wings im Vorstand und jetzt sein Nachfolger, wird künftig im Tagesgeschäft mit dieser Herausforderung umgehen müssen.
Bereits vor längerer Zeit hat Wings die Weichen dafür gestellt, am 63. Geburtstag aus der Bank auszuscheiden. „Ich werde aber nicht hinter dem Ofen sitzen“, versichert er. Zu seinen Plänen für den neuen Lebensabschnitt gehört, Fachartikel und Bücher zu Bankenthemen, besonders über die Digitalisierung der Branche, zu schreiben.
Der Konkurrenz der Direktbanken erwehrt
So werde das traditionelle Bankgeschäft in Zukunft „nur noch ein Teil des Gesamtpakets“ sein, ist Wings überzeugt. Es werde nicht zuletzt darum gehen, mit „emotionalem Banking“ bestimmte Zielgruppen anzusprechen. Einiges davon hat der scheidende Vorstandschef bereits auf den Weg gebracht, etwa mit der Themenmitgliedschaft „Sparda Sportiv“ im Jahr 2013.
Gemessen an der Gesamtentwicklung der Mitgliederzahl konnte sich die Genossenschaftsbank unter der Führung von Wings der zunehmenden Konkurrenz von Direktbanken sehr gut erwehren: Die Zahl der Mitglieder hat sich in den vergangenen 15 Jahren auf zuletzt 251.000 fast verdreifacht.
Wings freut sich aber auch darauf, mehr Zeit zusammen mit seiner Frau, mit der er zwei erwachsene Kinder hat, verbringen zu können. Das Paar wohnt in Uetersen, doch Wings würde gern zeitweise direkt am Wasser leben: „Mein Traum ist eine Ferienwohnung mit einem Boot an der Havel, in Potsdam oder in Berlin.“
Die Verbindung zur Bankenwelt bleibt aber eng: Den Aufsichtsratsvorsitz der Netbank, die er im Jahr 1999 als erste reine Onlinebank Europas mit auf den Weg gebracht hat, möchte Wings gern behalten.