Vorstandschef Heinz Wings erwartet für Hamburg eine steigende Eigentumsquote wegen der niedrigen Zinsen. Schon 2013 hat die Sparda-Bank Hamburg einen neuen Vertriebskanal erschlossen.
Hamburg. Viele Jahre lang war es das gebührenfreie Girokonto, mit dem die Sparda-Bank Hamburg neue Kunden anzog. Für die Bank war das in Zeiten, in denen sie aus den durchschnittlich 2800 Euro auf den Konten Zinserträge von fünf oder sechs Prozent erzielen konnte, ein gutes Geschäft. „Heute, in der Niedrigzinsphase, braucht man etwa sechs Jahre, um den Marketingaufwand zur Kundengewinnung mit diesem Produkt wieder hereinzuholen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Heinz Wings. „Das ist zu lange. Wir sind immer noch über jeden neuen Girokontokunden froh, aber wir kämpfen nicht mehr um ihn.“
Stattdessen setzt Wings nun voll auf Baufinanzierungen. Im vergangenen Jahr hat die Immobilienkreditvergabe im Geschäftsgebiet Hamburg, Schleswig-Holstein und Nord-Niedersachsen um fast 20 Prozent auf 340 Millionen Euro zugelegt, und für 2014 hat man die Marke von 400 Millionen Euro im Blick. „Die Kreditaufnahme für einen Immobilienerwerb können sich im derzeitigen Niedrigzinsumfeld immer mehr Menschen leisten“, so Wings – auch wenn im Hamburger Markt, auf den 70 Prozent des Hypothekendarlehensgeschäfts der Bank entfallen, die Kaufpreise in den zurückliegenden Jahren bereits deutlich gestiegen sind.
Die Region „Hamburg und Speckgürtel“ sei „noch lange nicht überkauft“, sagt Wings, „da geht noch vieles. Wir rechnen mit einer steigenden Eigentumsquote.“ Anders als rund um die Alster seien in Stadtteilen wie Eidelstedt oder Rahlstedt die Preise „noch nicht so weggelaufen“, dort sei noch Potenzial nach oben.
Der Chef der Sparda-Bank Hamburg fürchtet nicht, dass nach Auslaufen der zehnjährigen Zinsbindungsfristen etliche Kreditnehmer Probleme bekommen, wenn die Zinsen bis dahin spürbar gestiegen sein sollten. „Wir prüfen bei unseren Kunden, ob sie sich sechs Prozent Zins und Tilgung leisten können“, erklärt Wings. „Da sind wir vielleicht noch etwas vorsichtiger als manche Wettbewerber.“
Während der durchschnittliche Immobilienkredit aktuell ein Volumen von 120.000 Euro habe, prüfe man nun eine Satzungsänderung, die es erlauben würde, auch Wohnungsbaugenossenschaften als Kunden zu gewinnen. Damit könnten die Kreditumfänge deutlich steigen, ohne dass der Bearbeitungsaufwand in gleichem Maß stiege.
Schon 2013 hat die Sparda-Bank Hamburg einen neuen Vertriebskanal erschlossen: Über Internet-Vermittlungsplattformen wie Interhyp wurden 50 Millionen der insgesamt 340 Millionen Euro an Baufinanzierungen vergeben. Über festgelegte Kriterien könnten dabei Kunden mit sehr guter Bonitätseinstufung gewonnen werden, sagt Wings. „Wir könnten über diesen Weg auch 500 Millionen Euro oder mehr akquirieren, aber der Engpass ist das Personal in der Kreditbearbeitung.“ Während andere Banken danach streben, dass ein immer höherer Anteil ihrer Belegschaft im Vertrieb arbeitet, sind bei dem Hamburger Institut Mitarbeiter aus dem Vertrieb in die Kreditbearbeitung gewechselt.
Angesichts der neuen Strategie gelang es der Genossenschaftsbank, den Zinsüberschuss auf dem Vorjahresniveau zu halten. Weil weniger Risikovorsorge nötig wurde, verbesserte sich der Jahresüberschuss um 20 Prozent auf sechs Millionen Euro. Für 2014 rechnet man mit einem ähnlichen Ergebnis.
Insgesamt sei die Anpassung an das durch niedrige Zinsen geprägte „neue Zeitalter“ der Branche gut gelungen, so Wings. Die Herausforderung werde jedoch darin bestehen, die Bilanzsumme bei konstanter Belegschaft zu steigern. Im vergangenen Jahr ist das nicht gelungen: Während die Bilanzsumme bei 3,1 Milliarden Euro verharrte, nahm die Mitarbeiterzahl leicht auf rund 460 Personen zu. Dazu trug allerdings der steigende Aufwand durch die Bankenregulierung bei.
Bei den Kunden vermeldet die Bank ebenso Stagnation; unter dem Strich blieb die Zahl bei 318.000 etwa gleich. 250.000 Kunden sind auch Mitglieder.