Hamburger Geldinstitut lockt Kunden mit Einkaufsrabatten und persönlichem Engagement für einen guten Zweck. Erstes klimaneutrales Girokonto.
Hamburg. Lange Zeit war die Tendenz eindeutig: Selbst größere Banken warben immer häufiger mit kostenlosen Girokonten. Gerade die Sparda-Bank Hamburg stellt dieses Produkt schon seit Jahrzehnten besonders heraus. Doch zuletzt rückten manche Geldhäuser von den Gratiskonten wieder ab. Die größte norddeutsche Genossenschaftsbank hält zwar daran fest, bietet den Kunden nun aber eine Alternative dazu: Zum 1. Juli geht das Institut mit zwei sogenannten Themenmitgliedschaften an den Start. Sie sollen den beiden Zielgruppen der sportlich aktiven und der umweltbewussten Kunden Vorteile bringen, aber sie haben einen Preis – zehn beziehungsweise sechs Euro im Monat.
„Sparda Sportiv“ heißt das teurere der beiden Angebote. Es bietet unter anderem eine Sportunfallversicherung und Vergünstigungen bei Partnern wie Adidas und Runners Point. Hinzu kommt eine Smartphone-App, über die man Zeiten sportlicher Aktivität registrieren lassen kann. Für jede Stunde, die ein Kunde Sport treibt, darf er einen Euro auf ein Sparkonto mit einem nach Sparda-Angaben „besonders attraktiven“ Zinssatz einzahlen.
„Wir wollen unsere Mitglieder dabei unterstützen, einen aktiven Lebensstil zu pflegen“, sagt Yvonne Zimmermann, Vorstandsmitglied der Sparda-Bank Hamburg. „Gleichzeitig wollen wir gemeinsam mit den Mitgliedern einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten.“ Die registrierten Sportzeiten werden auf ein gemeinsames Stundenkonto übertragen. Wird die Schwelle von einer Million Sportstunden erreicht, finanziert die Bank ein Sportprojekt. „Unser erstes gemeinnütziges Ziel ist es, den innovativsten Laufpark in Norddeutschland zu errichten“, so Zimmermann. Dies sei ein „urgenossenschaftlicher Gedanke: nicht warten, bis sich staatliche Töpfe auftun.“
Ähnlich ist das Muster bei der zweiten Themenmitgliedschaft mit der Bezeichnung „Sparda Horizont“. Hier gehören zu den Vorteilen unter anderem 30 zusätzliche Freiminuten bei jeder Fahrt mit einem Leih-StadtRad in Hamburg, ein Bonus von zehn Euro pro Jahr bei dem Ökostromlieferanten Lichtblick sowie ein Rabatt von zehn Prozent bei Grünspar, einem Online-Versand für energie- und wassersparende Produkte.
Zusätzlich hat sich die Bank etwas Besonderes einfallen lassen, wie Zimmermann sagt: „Der Kern von Sparda Horizont ist das erste klimaneutrale Girokonto Deutschlands.“ Dies hat sich die Bank jetzt vom TÜV zertifizieren lassen, nachdem sie im März bereits das Siegel „klimaneutrale Bank“ erhalten hatte. Mit einem Teil der Einnahmen unterstützt das Kreditinstitut zudem nachhaltige Initiativen. „Unsere neuen Angebote orientieren sich an gesellschaftlichen Herausforderungen und an dem, was die Menschen heute bewegt“, sagt Yvonne Zimmermann.
Für den Branchenexperten Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung, passt es angesichts der Niedrigzinsphase ins Bild, dass Konten mit Gebühren wieder auf dem Vormarsch sind. „Den Banken fehlen die Erträge aus der Verzinsung der Guthaben auf den Girokonten“, sagt Herbst. „Es ist aber negativ für das Image, wenn man für ein bisher kostenloses Konto nun plötzlich Geld verlangt.“ Die intelligentere Lösung sei es daher, neue Konten anzubieten, die zwar etwas kosten, den Kunden aber Spareffekte an anderer Stelle versprechen. „Nur wenige Menschen nutzen diese Möglichkeiten so intensiv, dass sie wirklich einen Vorteil haben“, so Herbst.
Vorreiter bei den sogenannten Mehrwertkonten war im Jahr 1999 die Hamburger Sparkasse mit dem „Haspa Joker“. Es gibt auch bereits Beispiele dafür, dass solche Produkte auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten werden, etwa das „FC-Bayern-Banking“ der HypoVereinsbank mit bislang mehr als 250.000 verkauften Produkten wie speziellen Spar- und Kreditkarten. Ein ähnliches Angebot hat die Sparda-Bank Hamburg Ende vergangenen Jahres mit dem „offiziellen HSV Konto“ auf den Markt gebracht. Verbunden damit ist eine Facebook-Gruppe für die Kommunikation mit den Fans sowie eine Förderung der Initiative „Der Hamburger Weg“, die unter anderem benachteiligten Kindern und Jugendlichen in der Stadt helfen will.
„Die neuen Bankformate sind digital, sozial, mobil und emotional“, sagt Heinz Wings, Chef des Geldinstituts. Eine Besonderheit ist nach Angaben der Bank der Aspekt der Gemeinnützigkeit. „Das Prinzip ,Stärke aus der Gemeinschaft‘ ist unsere Eigenart, es ist von anderen nicht beliebig kopierbar“, sagt Zimmermann. Daher habe man ein Modell entwickelt, das mit dem genossenschaftlichen Fördergedanken verbunden sei. Hinzu komme: „In diesen unruhigen Zeiten möchte die Bank den Kunden zeigen, wofür sie steht“, erklärt Wings. Die Vertrauenskrise betreffe zwar die gesamte Branche. „Aber eine Genossenschaftsbank hat andere Wertmaßstäbe als Wettbewerber, die auf hohe Gewinne ausgerichtet sind.“
Unabhängig davon setze es sich in der Gesellschaft immer mehr durch, Geld nicht mehr als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck zu sehen, beobachtet Wings. „An dieser Stelle wollen wir ansetzen. Es geht letztlich um Emotionen.“ Im Mittelpunkt der neuen Aktivitäten stehe die Mitgliederbindung: „Wir haben nicht vor, aggressiv auf Neukundenfang zu gehen.“
Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen die Zahl der Kunden um mehr als 8000 auf gut 318.000 gesteigert. Etwa 250.000 von ihnen sind Genossenschaftsmitglieder.