„Strategie seit 2011 ist fehlgeschlagen.“ Mitarbeiter wollen um alle Filialen kämpfen. Konkurrenten sind mit weniger Personal profitabler. Was macht Neu-Besitzer René Benko?
Essen/Hamburg. Die Arbeitnehmer im Karstadt-Aufsichtsrat wollen um die Filialen kämpfen, die von einer Schließung bedroht sind. „Bei den Beschäftigten sollen erneut Einschnitte vorgenommen werden“, sagte Ver.di-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger nach einer Sitzung des Karstadt-Aufsichtsrats. Ver.di wolle nun in Verhandlungen mit dem Management eintreten und dabei darauf setzen, dass die Warenhäuser eine Zukunft haben: „Einschnitte müssen mit uns verhandelt werden.“
„Wir werden um Karstadt kämpfen“, kündigte Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt an, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef ist. „Das ist ein schwieriger Tag heute“, räumte er gleichzeitig ein. Beschlüsse über Filialschließungen seien bei der Aufsichtsratssitzung aber nicht gefällt worden, betonten beide Arbeitnehmervertreter.
Der Aufsichtsrat war zu seiner ersten Sitzung nach der Übernahme der Warenhauskette durch den österreichischen Immobilien-Investor René Benko zusammengekommen. Vertreter Benkos hätten noch kein Konzept auf den Tisch gelegt, wie sie sich die Zukunft des Konzerns vorstellten, beklagte Patzelt. Dies werde „noch Zeit brauchen“. Er habe mit Blick auf Benko aber „keinen negativen Eindruck“.
Operative und strukturelle Maßnahmen seien zur Sanierung notwendig, heißt es bei Karstadt. So habe das Management vorgeschlagen, Personal- und Sachkosten nachhaltig zu senken, teilte der Warenhauskonzern mit. Strukturelle Maßnahmen umfassten eine Rentabilitätsverbesserung der Filialen bis hin zur Schließung von defizitären Filialen. Sparen will der Konzern neben den Filialen auch im Service Center in Essen und in der Logistik.
Laut einer Untersuchung des Karstadt-Managements agierten Wettbewerber mit über 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher. Solche Wettbewerbsnachteile gelte es auszugleichen,
„Das Management stellte fest, dass die seit 2011 verfolgte Strategie wirtschaftlich fehlgeschlagen ist. Eine weitere Fortführung dieses Kurses würde die Verluste mittelfristig weiter ansteigen lassen“, teilte Karstadt mit.
Das Konzept werde nun vom Aufsichtsrat geprüft. Bis zur nächsten Sitzung am 23. Oktober solle auch über eine geeignete Besetzung und Struktur des Management-Teams beraten werden.