Bundesweit sind am Freitag 116 Flüge von Germanwings ausgefallen. Der Konflikt zwischen Piloten und der Lufthansa könnte sich weiter zuspitzen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Hamburg. Der Konflikt zwischen Lufthansa und ihren Piloten droht zu eskalieren: Ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) schloss am Freitag nicht aus, dass der Pilotenstreiks von der Tochter Germanwings am Wochenende auch auf die Mutter Lufthansa ausgeweitet wird. Bereits am Freitag mussten Tausende Passagiere von Germanwings ihre Reisepläne ändern. Die Piloten des Billigfliegers hatten wie angekündigt am frühen Morgen die Arbeit niedergelegt.

Geringe Auswirkungen im Norden Deutschlands

An den Flughäfen in Hannover und Bremen kam zu keinen massiven Beeinträchtigungen, teilte ein Sprecher des Flughafens Hannover mit. Insgesamt acht Flüge nach und von Stuttgart, London und Mailand wurden gestrichen. Flugverbindungen in die Urlaubsregionen Barcelona, Palma de Mallorca und Rom wurden um mehrere Stunden verschoben. In Bremen wurde eine Flugverbindung von und nach Stuttgart gestrichen.

In Hamburg waren bis zwölf Uhr 31 Abflüge und 21 Ankünfte der Germanwings geplant. 14 Abflüge und 14 Ankünfte wurden gestrichen. Das nicht mehr Flüge ausfielen lag daran, dass Eurowings Flüge von und nach Hamburg übernommen hatte.

Am Nachmittag fallen punktuell Flüge der Fluggesellschaft aus. Aus den Anflug- und Abflugsinformationen des Hamburger Airport geht hervor, dass am Nachmittag Flüge aus Köln, Düsseldorf und Stuttgart kommend, ausfallen. Auch Flüge nach Köln und Stuttgart hin sind gestrichen.

Flughäfen Köln/Bonn und Stuttgart am stärksten betroffen

Am Kölner Airport, der am meisten betroffen war, waren bis zum Mittag insgesamt 48 von 146 geplanten Flügen am ganzen Tag ausgefallen. In Stuttgart waren es 36 von 100 und in Berlin 30 von 78 geplanten Flügen. Neben den Flughäfen Hamburg, Berlin, Dortmund, Hannover und Düsseldorf – dort ist Germanwings mit eigenen Maschinen stationiert – kam es auch in Bremen, Dresden, Friedrichshafen, Leipzig, Nürnberg und München zu Flugausfällen. Auf einzelnen Maschinen seien ersatzweise Piloten aus dem Management eingesetzt worden. Durch Verschiebungen und Verspätungen können Germanwings zufolge noch weitere Flüge am Nachmittag ausfallen.

Durch die Ausfälle waren nach Schätzungen der Fluggesellschaft rund 15.000 Passagiere betroffen. Sie konnten ihre Flüge kostenlos umbuchen oder auch stornieren.

Fluggäste waren bundesweit gut informiert

Durch die frühzeitige Ankündigung der Fluggesellschaft waren nur wenige Fluggäste von dem Streik überrascht worden. Die meisten hatten sich im Vorfeld über die Änderungen informiert. „An den Terminals ist alles ruhig. Die Informationspolitik von Germanwings hat wunderbar funktioniert“, sagte der Flughafensprecher des Kölner Airport. Es kam aber auch Kritik von Reisenden, die keine Nachricht erhalten hatten. Germanwings wies darauf hin, dass die Erreichbarkeit davon abhänge, ob die Passagiere direkt oder über einen Veranstalter gebucht hätten. Auch am am Hamburg Airport blieb die Lage entspannt. Die ersten Fluggäste standen bereits ab zwölf Uhr wieder an den Check-in-Schaltern für die Germanwings-Flüge, die heute Nachmittag, wie geplant, starten werden. Es bleibt lediglich bei den punktuellen Ausfällen der Flüge Köln, Düsseldorf und Stuttgart. „Es war überraschend leer“, sagte Stefanie Harder, Pressesprecherin des Hamburg Airport. Die meisten Gäste seien gut informiert gewesen.

Lufthansa: „Wir sind sehr enttäuscht“

Am Wochenende könnten von Streiks die Lufthansa und deren Frachttochter Cargo betroffen sein, sagte der VC-Sprecher. Mit „leichten Nadelstichen“ wolle die Pilotengewerkschaft das Unternehmen im Streit um den bezahlten Vorruhestand für Flugkapitäne zum Einlenken bewegen.

Die Lufthansa appellierte unterdessen an die Pilotengewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Durch einen Streik ist noch kein Tarifkonflikt gelöst worden“, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Freitag auf Anfrage. Am Donnerstag waren die Verhandlungen über eine Lösung der strittigen Fragen über den Vorruhestand der 5400 Piloten bei Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo gescheitert.

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