Im Tarifstreit bei der Lufthansa hat die Pilotenvereinigung Cockpit für Freitag Streiks angekündigt. Bislang wurden hauptsächlich Inlandsflüge gestrichen. Von Island droht unterdessen eine gigantische Wolke mit Vulkanasche.
Hamburg. Nach den gescheiterten Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft Cockpit und der Lufthansa ist ein Streik wohl nicht mehr abzuwenden. Nach Angaben der Gewerkschaft sollen auch in Hamburg alle Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings zwischen 6 und 12 Uhr bestreikt werden.
Am Freitag seien in Hamburg mindestens 28 Verbindungen betroffen, teilte die Airline am Donnerstag mit. Dabei handele es sich um je 14 Abflüge und 14 Ankünfte. Diese Verbindungen liegen teilweise in der Zeit bis 19 Uhr. Bisher wurden hauptsächlich Inlandsflüge gestrichen. Hingegen sollen die Verbindungen in Urlaubsgebiete stattfinden. Dafür setze Germanwings auch Piloten ein, die sonst im Management der Airline tätig sind.
Zudem sollen bei anderen Gesellschaften Flugzeuge gemietet werden. Die Airline und der Hamburger Flughafen empfehlen Reisenden, sich regelmäßig auf der Internetseite von Germanwings über Änderungen im Flugplan zu informieren. Bei abgesagten Flügen könnten die Betroffenen ihren Flug kostenlos stornieren oder umbuchen.
Insgesamt 116 Flüge gestrichen
Insgesamt hat die Airline im möglichen Streikzeitraum der Piloten 164 Flüge an sieben deutschen Flughäfen, davon werden voraussichtlich 116 gestrichen. Das Unternehmen hat auf seiner Internetseite einen Ersatzflugplan veröffentlicht.
Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens sagte: „Wir sind sehr enttäuscht, dass wir den Streik nicht abwenden können. Es entsteht der Eindruck, dass für die Vereinigung Cockpit der Streik bereits beschlossene Sache war“.
Lufthansa und die Tochter Germanwings würden sich nun vor allem darauf konzentrieren, die Auswirkungen eines Ausstands zu begrenzen. Hintergrund des Konflikts bei Europas größter Airline ist der Streit um die Übergangsrente für die 5400 Piloten bei Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo.
Im Schnitt gehen Lufthansa-Kapitäne derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Die aktuelle Regelung zur Übergangsrente will die Airline bis 2016 beibehalten, um ausreichend Zeit für Verhandlungen zu haben. Cockpit hatte die Verhandlungen in der vergangenen Woche für gescheitert erklärt und Streiks angekündigt.
Eine Annäherung am Verhandlungstisch misslang
Am Donnerstag kehrten die Kontrahenten an den Verhandlungstisch zurück. Eine Annäherung misslang jedoch. Ziel der Lufthansa war es, bei dem Gespräch einen Fahrplan für die komplexen Tarifverhandlungen zu verschiedenen Themen zu vereinbaren.
VC erwartete hingegen die Korrektur der vom Management bislang erhobenen tiefgreifenden Forderungen. Volkens sagte laut Mitteilung: „Es ist nicht realistisch, über ein neues Modell für eine zukunftsfähige Übergangsversorgung an einem einzigen Tag eine Einigung zu erzielen“.
Von Island droht wieder Vulkanasche
Gleichzeitig bereitet sich Deutschland wieder auf Vulkanasche im Luftraum vor. Der drohende Ausbruch des Gletschervulkans Bardarbunga in Island hat die Sorgen um eine Verbreitung von Vulkanasche im deutschen Luftraum ausgelöst. Das Bundesverkehrsministerium traf bereits Vorbereitungen für diesen Fall, wie Minister Alexander Dobrindt (CSU) mitteilte. Das Geschehen weckt Erinnerungen an den Ausbruch eines isländischen Vulkans im April 2010, der den Flugverkehr in Europa teilweise lahmlegte.
„Deutschland ist auf eine mögliche Vulkanasche-Kontamination des Luftraums vorbereitet“, erklärte Dobrindt. Es sei ein Aktionsplan erarbeitet worden. Ein Spezialflugzeug, das Vulkanasche im Luftraum misst, steht laut Verkehrsministerium bereit. Zudem ist demnach ein Infrarot-Laser-Messnetz aufgebaut, mit dem die Konzentration von Vulkanasche bis zu einer Höhe von zwölf Kilometern erfasst werden kann.
Überwachungsflüge nähren Angst vor Beeinträchtigung des Luftverkehrs
Der Deutsche Wetterdienst stehe zudem in ständiger Abstimmung mit dem isländischen Wetterdienst. Auch eine Arbeitsgruppe für den operativen Krisendienst sei vorbereitet, die im Fall von Vulkanasche im Luftraum eng mit der Deutschen Flugsicherung zusammenarbeite.
Risse im Eis oberhalb des isländischen Vulkans könnten nun nach Behördenangaben auf einen bislang unbemerkten Ausbruch hindeuten. Bei einem Überwachungsflug am Mittwochabend sei ein vier bis sechs Kilometer langer Riss entdeckt worden, teilte das Meteorologische Institut mit. Die Spalte im Eis des landesgrößten Gletschers Vatnajökull sei etwa einen Kilometer breit und stellenweise bis zu 15 Meter tief. Wann sich die vermutete Eruption ereignete, sei aber unklar.
Der Bardarbunga ist der größte Vulkan Islands und liegt unter dem Gletschereis des Vatnajökulls im Südosten der Insel. Auch am Donnerstag wurde er wieder von einem Erdbeben der Stärke 5,0 erschüttert. Am Dienstag hatten Experten einen Erdstoß der Stärke 5,7 registriert. Dies war die stärkste Erschütterung seit Beginn der Vulkanaktivität vor zwei Wochen und das heftigste Erdbeben in dem Gebiet seit 1996. Nach der Eruption des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im April 2010 waren mehr als 100.000 Flüge gestrichen worden. Gut acht Millionen Reisende saßen zum Teil tagelang auf Flughäfen fest.
Streik auch bei Air France-KLM
Derweil kündigte die größte französische Pilotengewerkschaft für September einen Streik bei Air France an. Vom 15. bis 22. September solle die Fluglinie bestreikt werden, kündigte der Chef der Pilotengewerkschaft SNPL AF Alpa, Jean-Louis Barber, an. Die Kampfmaßnahme werde ergriffen, sofern es keine Fortschritte in Gesprächen mit Air France gebe.
Air France-KLM reagierte in den vergangenen Jahren mit dem Abbau Tausender Arbeitsplätze auf die anhaltenden Verluste im Fluggeschäft. Die Gesellschaft leidet unter dem harten Wettbewerb in Europa, wo Billigflieger den klassischen Fluggesellschaften Geschäft abnehmen. Air France möchte Kurz- und Mittelstrecken an seine Billigtochter Hop! übertragen. Die Fluggesellschaft kündigte am Donnerstag an, die Pläne für die künftige Struktur sollten den Arbeitnehmervertretungen bis Ende Oktober vorgelegt werden.