Tochtergesellschaft Pasito-Fricker mit 58 Läden geht an Unternehmer und Mäzen Guido Fluri. Görtz befindet sich mitten in der Umstrukturierung.
Hamburg. Der Rückzug der Hamburger Schuhhandelskette Görtz aus der Schweiz und der damit verbundene Verkauf von 58 Filialen in der Alpenrepublik ist beschlossene Sache. Wie die bisherige Görtz-Tochtergesellschaft Pasito-Fricker am Mittwoch mitteilte, übernimmt die GF Holding des Schweizer Investors Guido Fluri die Aktienmehrheit an der Kette mit rund 320 Beschäftigten und einem Umsatz von zuletzt 55 Millionen Schweizer Franken. Zum Verkaufspreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.
Görtz befindet sich mitten in der Umstrukturierung und will sich künftig ausschließlich auf das Schuhgeschäft in Deutschland konzentrieren. Vor diesem Hintergrund hatten die Hamburger schon seit längerem nach einem Käufer für die erst 2010 übernommenen Schweizer Filialen gesucht (wir berichteten).
Mit der Übernahme der Pasito-Fricker AG will der Unternehmer und Mäzen Fluri die Zukunft des Modeunternehmens nach eigenen Angaben langfristig sichern und die führende Stellung der Marke im gehobenen Schuhmarktsegment mit einem geschärften Profil ausbauen. Als Präsident des Verwaltungsrates werde Fluri die strategische Ausrichtung mitgestalten: „Mein Ziel ist, dass Pasito-Fricker rasch als kompetente und dynamische Multichannel-Retailunternehmung wahrgenommen wird, mit einer klaren Zukunftsvision und einem Stil am Puls der Zeit“, sagte er. Die bisherige Geschäftsleitung werde aber auch weiterhin im Amt bleiben.
Fluri hat sich in der Schweiz vor allem mit dem Kauf und Verkauf von Immobilien einen Namen gemacht. Aus dem Nichts baute der 47-Jährige, der seine Karriere als Tankwart begann, ein eigenes Imperium mit Häusern in Toplagen von Zürich, Zug, Luzern und Basel auf. Einen Teil seiner Einnahmen steckt der Selfmade-Millionär in eine gemeinnützige Stiftung, die sich gegen Gewalt an Kindern und für die Integration psychisch Kranker eingesetzt.
Abkehr von größeren Ambitionen
Für Görtz bedeutet der Ausstieg aus dem Schweizer Markt die endgültige Abkehr von allen Ambitionen, auch außerhalb der Bundesrepublik zu einem bedeutenden Schuhhandelsunternehmen aufzusteigen. Andere Engagements im Ausland, etwa in Polen, hatten die Hamburger schon früher beendet, nur zwei Geschäfte in Österreich soll es auch weiterhin geben.
In Deutschland kämpft Görtz allerdings ebenfalls mit aggressiven Wettbewerbern aus dem Onlinebereich und weitaus größeren Ketten wie Deichmann oder der HR Group (Reno). Erst im vergangenen Jahr ist es den Hamburgern mit diversen Sparmaßnahmen gelungen, zumindest operativ in die schwarzen Zahlen zurückzukehren.
Inwieweit der jetzige Verkauf der Schweizer Tochter auch mit einem neuerlichen Finanzbedarf des hanseatischen Traditionsunternehmens zu tun hat, blieb zunächst offen. Zusätzliche finanzielle Mittel versprechen sich die Hamburger in jedem Fall vom Einstieg eines Investors oder Teilhabers. Die Verhandlungen mit bis zu vier Interessenten sollen bis Ende März abgeschlossen sein, wie aus Unternehmenskreisen verlautete. Ein Einstieg der Hamburger Otto Gruppe scheiterte im Herbst 2013 allerdings an unterschiedlichen Vorstellungen.