Europas größter Hafen stagniert im ersten Halbjahr beim Gesamtumschlag. Reedereien verlagern Container-Transitverkehre in deutsche Häfen.
Hamburg Europas größter Hafen Rotterdam spürt die europäische Wirtschaftskrise. Der Umschlag ging im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Prozent auf etwa 220 Millionen Tonnen zurück. Besonders stark – um fast neun Prozent – sank der Durchsatz von Rohöl. Der niederländische Hafen ist der wichtigste Öl-Importhafen in Europa. Im Containerverkehr verzeichnete Rotterdam ein Plus um ein Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 2012 auf rund 5,9 Millionen Einheiten (TEU). Allerdings sank das Gesamtgewicht der in Containern transportierten Ladung. Auch das wertet die Hafengesellschaft Port of Rotterdam Authority als Indiz für die anhaltende wirtschaftliche Schwäche in vielen europäischen Staaten.
Besonders interessant sind die Containerzahlen für Hamburg und Bremerhaven. In den vergangenen Jahren hatte Rotterdam seine Position auch als führender Umschlaghafen für Container in Europa stetig ausgebaut. Im ersten Halbjahr 2013 hingegen verzeichnet der Hafen beim Gewicht der Container-Transitverkehre einen deutlichen Rückgang von etwa sechs Prozent.
„Das hängt einerseits damit zusammen, dass Zubringer-Verkehre zwischen den baltischen Staaten und Rotterdam in norddeutsche Häfen verlagert wurden. Ein weiterer Grund dafür sind die anhaltenden Überkapazitäten in der Schifffahrt“, heißt es in einer Mitteilung der Rotterdamer Hafengesellschaft. Um die großen Schiffe besser auszulasten, fahren sie Container verstärkt selbst bis zum Zielhafen. So lässt etwa Mærsk die „Emma Mærsk“ und deren Schwesterschiffe mittlerweile von Asien kommend in die Ostsee bis zum polnischen Hafen Danzig fahren. Das galt früher als unwirtschaftlich.
Nach Abendblatt-Informationen lag der Seegüterumschlag in Hamburg in den ersten fünf Monaten 2013 im Vergleich zum Vorjahrszeitraum um 2,5 Prozent höher, bedingt vor allem durch steigende Containertransporte im April und im Mai. Bestätigt ist das bislang nicht, auch die Halbjahreszahlen für Hamburg liegen noch nicht vor. Bei den Container-Transitverkehren hatten sich die großen Nordseehäfen – neben Rotterdam, Hamburg und Bremerhaven sind das vor allem Antwerpen und Zeebrugge – immer wieder gegenseitig Mengen abgenommen. Der Umschlag in Hamburg gilt als besonders schnell und effizient. Zudem besitzt die Hansestadt die besten Bahnanbindungen der großen europäischen Häfen.
Allerdings kann Rotterdam Schiffe mit bis zu 20 Meter Tiefgang unabhängig von den Gezeiten der Nordsee abfertigen. Die größten Containerschiffe gehen voll beladen 16 Meter tief. Hamburg können Schiffe auf der Flutwelle derzeit nur bis zu einem maximalen Tiefgang von 13,50 Meter verlassen. Nach der geplanten Elbvertiefung wären es 14,50 Meter. Die Planfeststellung zur Verbreiterung und Vertiefung der Elbe, gegen die Umweltverbände und andere Beteiligte geklagt hatten, liegt zur Prüfung beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Die Hamburger Hafenwirtschaft und die Politik hoffen auf eine Entscheidung bis zum Jahresende. In der vorigen Woche indes hatte der auch für Hamburg zuständige 7. Senat des Gerichts über die geplante Vertiefung der Weser grundlegende Fragen zur Klärung an den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg überwiesen. Eine Auslegung dieser Rechtsfragen, die wohl bis Mitte 2014 dauert, könnte auch die Elbvertiefung betreffen.