Der Terminalbetreiber Eurogate baut auf seinem Gelände ein knapp 200 Meter hohes Windrad zur eigenen Stromversorgung. Andere Unternehmen haben ähnliche Pläne. Dabei geht es ihnen nicht nur um den Klimaschutz.
Im Hamburger Hafen müssen die Container etwas zusammenrücken. Mitten auf einer riesigen Stellfläche, gleich neben seinem Umschlagkai, baut Eurogate derzeit ein Windrad. Ein riesiges Windrad. 141 Meter in die Höhe wird der Turm gebaut. Hinzu kommt der Rotor mit jeweils 58,5 Metern pro Blatt. Ein weiteres Windrad hat Eurogate in Planung.
Der Hafenbetrieb will nicht die Branche wechseln und unter die Energieversorger gehen. Er verfolgt ein anderes, sehr ehrgeiziges Ziel. Eurogate in Hamburg soll der weltweit erste Hafenumschlagsterminal werden, der seinen Strombedarf selbst aus regenerativen Quellen deckt.
Das Investitionsvolumen für den ersten Turm liegt bei 4,8 Millionen Euro. Im Sommer will der Eurogate-Vorstand das Windrad feierlich einweihen. Und wenn es sich erst einmal dreht, soll es jährlich 8,7 Millionen Kilowattstunden Strom liefern.
Seit 2008 erhebt Eurogate Daten über seinen Energieverbrauch, wertet diese aus und erarbeitet Möglichkeiten zur Verbesserung. Die Fahrzeugflotte wurde modernisiert, Beleuchtungsanlagen umgebaut und der Stromverbrauch der Containerbrücken gesenkt. Damit konnte das Unternehmen seinen Energieverbrauch um zwölf Prozent senken. Mit dem Windrad wird der Strom jetzt „grün“.
Auch andere Hafenfirmen wollen Windräder
Und das ist erst der Anfang. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority, Eigentümerin aller Hafenflächen, zählt sechs weitere Anträge oder Planungen von Hafenfirmen für neue Windräder. Der Hafen wird gleichsam zu einem neuen Windpark.
Da die Industrie große Investitionen tätigt, die das Gesicht des Hafens nachhaltig wandeln, hat sich auch der Senat eingeschaltet und dem Ganzen einen Namen gegeben: „Smart Port Energy“ heißt das Programm, unter dem sich zahlreiche Einzelinitiativen der Hafenwirtschaft zur Einsparung von Treibhausgasen durch alternative Energiegewinnung oder durch Minderung des Verbrauchs sammeln.
„Ziel der Hafenwirtschaft ist es, sich so weit wie möglich aus regenerativen Energiequellen zu versorgen“, sagt Norman Zurke Geschäftsführer des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH). „Das ist ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz und zur Verbesserung der CO2-Bilanz“, sagt Zurke. Und er wird bezüglich der Motivation der Unternehmen zu der Investition noch deutlicher: „Aufgrund der hohen Energiekosten gehen immer mehr Unternehmen den Weg der autarken Energieversorgung.“
Produzierter Strom wird direkt auf dem Terminal verbraucht
So wird der Strom, den das Windrad bei Eurogate erzeugt, nicht wie bei den meisten Anlagen der Stadt ins öffentliche Netz eingespeist, sondern direkt auf dem Terminal verbraucht. Und Eurogate steht mit dieser Idee nicht allein.
Auch das Hamburger Aluminiumwerk von Trimet auf der anderen Seite des Waltershofer Hafens, nur wenige 100 Meter von Eurogate entfernt, erwägt einen Teil seines Energiebedarfs mit Windrädern zu decken. Allerdings nur einen sehr kleinen Teil: Trimet gehört zu den energieintensiven Betrieben der Stadt. Bei der Aluminiumproduktion werden ungeheure Strommengen verbraucht. „Trimet prüft die Möglichkeiten“, sagte eine Sprecherin.
Eine weitere Turbine mit einem 141 Meter hohen Turm hat der Energieversorger Hamburg Energie für den Standort Köhlbrandhöft bestellt. Dort drehen sich bereits zwei Windräder des städtischen Energieversorgers.
Doch auch andere Kraftwerke sind bei den Unternehmen beliebt. Neben Eurogate hat Sasol Wax ein Blockheizkraftwerk gebaut, das 58.000 Megawattstunden Strom und 40.000 Megawattstunden Wärme im Jahr produziert. Nicht nur die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Erzeugungsquellen, auch die Senkung des Stromverbrauchs steht auf der Agenda.
Diverse Projekte für bessere Energieeffizienz
Die im Unternehmensverband zusammengeschlossenen Firmen haben dem Senat im Mai eine Liste mit 28 einzelnen Projekten für mehr Energieeffizienz vorgelegt. Pro Jahr sollen damit 43 Millionen Kilowattstunden Strom eingespart und 47.000 Tonnen an klimaschädlichen Treibhausgasen vermieden werden.
Die Maßnahmen reichen vom Aufbau einfacher Solaranlagen oder eines Holzhackschnitzel-Heizwerks über die Sanierung der Beleuchtungsanlagen und Betriebsgebäude bis zu Containerbrücken mit Rückeinspeisetechnologie. Diese können Bewegungsenergie beim Absenken der Stahlkisten in elektrische Energie umwandeln und senken den üblichen Stromverbrauch um 25 Prozent.
„Der Hafen soll Hamburgs Schaufenster für erneuerbare Energien werden“, sagt Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Solche Schaufenster sind unverzichtbar, um neue Technologien praxisnah zu testen und sie zum Ausbau erneuerbarer Energien im großen Maßstab einsetzen zu können.“
Natürlich muss das alles schnell gehen: In zwei Jahren ist HamburgAustragungsort der Welt-Hafen-Konferenz. Bis dahin soll „Smart Port Energy“ verwirklicht sein. Nach Auffassung von Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) ist noch mehr Klimaschutz drin: „Aus Sicht meiner Behörde gibt es im Hafen noch große Potenziale für das Thema Energieeffizienz. “