Kopper wirft hin und die Krisenbank bekommt einen neuen Aufsichtsratschef: Ex-Senator Mirow. FDP-Politiker Kubicki zeigt sich skeptisch.

Hamburg/Kiel. Der Hamburger Ex-Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) wird der neue Aufsichtsratschef der Landesbank HSH Nord. Er folgt damit auf Hilmar Kopper, der das Amt als Chefaufseher der Krisenbank bis zum 28.Februar vorzeitig abgibt. Das teilte die Bank am Freitagmorgen mit.

Die Personalie wollen die zwei Haupteigner Hamburg und Schleswig Holstein, die 85,4 Prozent an der HSH Nord halten, am Freitag auf einer Pressekonferenz bekanntgeben, so zwei mit den Vorgängen vertraute Personen.

Mirow blickt auf eine Reihe von Positionen und Posten zurück

Der 60-jährige Mirow hat in seiner Karriere eine Vielzahl von Positionen in Hamburg, auf Bundesebene und international wahrgenommen. Er war unter anderem Chef der Hamburger Senatskanzlei, Wirtschaftssenator, SPD-Kandidat für die Position des Hamburger Bürgermeisters, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und zuletzt Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Osteuropabank). Eine angestrebte Wiederwahl für diese Position verpasste Mirow im Mai vergangenen Jahres knapp. Gegenwärtig arbeitet er für die Londoner Investmentfirma RiverRock.

Kopper immer stärker in der Kritik

Kopper, ehemaliger Vorstandssprecher der Deutschen Bank, war während der Krise vor dreieinhalb Jahren zur HSH gekommen, um sie als Aufsichtsratschef in ruhigeres Wasser zu führen. Zuletzt stand der 77-Jährige immer stärker in der Kritik – zunächst wegen der Abberufung von Paul Lerbinger von der HSH-Spitze. Die Länder wurden von Kopper vor vollendete Tatsachen gestellt. Auch die von ihm ausgehandelten Millionenabfindung für den früheren HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher war auf massive Ablehnung gestoßen. Zudem waren Zweifel aufgekommen, ob er noch die notwendige Konstitution für den Posten hat.

Seit einigen Monaten setzt auch die Schifffahrtskrise der HSH Nordbank immer stärker zu. Sie galt lange als größter Schiffsfinanzierer der Welt. Jetzt können immer mehr Reeder ihre Kredite nicht bezahlen, weil sie im harten Wettbewerb bei niedrigen Frachtraten kein Geld verdienen. Immer mehr Schiffsfinanzierungen vor allem in Deutschland platzen deshalb.

Für den Zeitraum Januar bis September meldete die Bank ein Minus von 25 Millionen Euro. Erst vor einem Monat hatte die HSH angekündigt, die beiden Eigentümerländer müssten wegen drohender Verluste bei Schiffskrediten bis zum Jahr 2025 wohl 1,3 Milliarden Euro Garantiezahlungen leisten.

Kubicki: Mirow für HSH Nordbank selbst kein Gewinn

Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki hat sich zurückhaltend zur erwarteten Berufung des SPD-Politikers Mirow zum neuen Aufsichtsratschef der HSH Nordbank geäußert. „Für die Anteilseigner ist dies möglicherweise ein Gewinn, für die Bank und ihre Handlungsfähigkeit ist dies keine Verbesserung zu Herrn Kopper“, sagte Kubicki am Freitag in Kiel.

„Dieser wird möglicherweise die notwendigen Entscheidungen für die Bank im politischen Vorfeldbereich besser abstimmen, als das Herr Kopper getan hat“, sagte Kubicki. Seiner Ansicht nach sei dies für die Bank selbst jedoch kein Schritt nach vorn.

Grünen-Finanzexperte reagiert positiv auf Wechsel

Der schleswig-holsteinische Grünen-Finanzexperte Rasmus Andresen hat das vorzeitige Ausscheiden von Kopper die Nachfolge durch Mirow begrüßt. „Die Personalie ist positiv, aber man darf sie nicht überbewerten“, sagte Andresen am Freitag in Kiel. „In unserer Landtagsfraktion gab es zunehmend Vorbehalte gegen Kopper.“ Dies nicht nur wegen der umstrittenen Abfindung in Millionenhöhe für Nonnenmacher, sondern auch wegen verschiedener öffentlicher Äußerungen Koppers.

So habe Kopper die mittelfristigen Perspektiven der Bank öffentlich ziemlich düster dargestellt. „Ich habe Zweifel, ob das die Aufgabe eines Aufsichtsratsvorsitzenden ist“, sagte Andresen. Einerseits sei er erleichtert über den Rückzug Koppers, andererseits sei ein Wechsel in einer so schwierigen Phase immer problematisch.

Kopper hatte im Oktober gesagt, 2013 werde das schwierigste Jahr für die HSH Nordbank. Mirow ist nach Ansicht Andresens aufgrund seiner beruflichen Stationen gut geeignet für den Aufsichtsratsvorsitz.

Ermittlungen gegen Ex-HSH-Chef Nonnenmacher

Gegen Nonnenmacher ermittelt unterdessen die Staatsanwaltschaft Kiel wegen des Vorwurfs der Untreue und falscher Vorwürfe gegen ein früheres Vorstandsmitglied der HSH. Der Aufsichtsrat der Bank hatte sich vor Kurzem mit Nonnenmacher darauf verständigt, dass er die knapp vier Millionen Abfindung im Fall einer strafrechtlichen Verurteilung zurückzahlen muss.