Paris gibt sich gelassen, auch Finanzminister Schäuble warnt vor einer Überdramatisierung. Agentur droht mit erneuter Herabstufung.
Paris. Die französische Regierung zeigt sich von der jüngsten Herabstufung ihrer Top-Bonität durch die US-Ratingagentur Moody’s unbeeindruckt.
Moody's entzog Frankreich am Montag wegen Reformmangels das wertvolle Spitzenrating „AAA“. Die Kreditwürdigkeit des Landes wurde um eine Stufe von AAA auf Aa1 gesenkt. Der Ausblick bleibt negativ. Dies war nach einem ähnlichen Schritt von Standard & Poor's erwartet worden.
Die Herabstufung stelle die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes nicht infrage, sagte Finanzminister Pierre Moscovici am Dienstag. Die Regierung halte an ihren Reformvorhaben fest. Zudem stimme er nicht mit dem Urteil der Ratingagentur über den französischen Bankensektors überein. Dennoch handelt es sich um einen Rückschlag für das Bemühen der Regierung, Haushalt und Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.
Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat vor einer Dramatisierung der gesenkten Bonität Frankreichs durch die Ratingagentur Moody's gewarnt. Die Kreditwürdigkeit Frankreichs sei zwar ein „bißchen“ gesenkt worden, und Deutschlands wichtigster Partner habe „eine kleine Mahnung“ der Beurteilung bekommen. „Noch immer ist das Rating für Frankreich sehr stabil, damit man da auch jede Dramatisierung meidet“, betonte Schäuble am Dienstag im Bundestag in den Schlussberatungen über den Haushalt der Koalition für 2013.
Moody’s droht mit erneuter Herabstufung
Unterdessen droht die Ratingagentur mit einer weiteren Herabstufung. Moody's würde Frankreichs Bonitätsnote weiter senken, wenn sich der Wirtschaftsausblick verschlechtere oder der Reformkurs in Schwierigkeiten gerate, sagte Moody's führender Frankreich-Analyst Dietmar Hornung am Dienstag.
Schließlich basierten der Haushalt 2013 und die mittelfristigen Pläne des Euro-Landes auf optimistischen Wachstumsprognosen. Die jüngste Reforminitiative für mehr Wettbewerb sei ein Schritt in die richtige Richtung und habe dazu beigetragen, dass Moody's die Bonitätsnote des Landes nicht noch weiter gesenkt habe.
Euro reagiert kaum auf die Herabstufung
Die Gemeinschaftswährung erholte sich schnell von der Moody’s-Entscheidung. Im frühen Handel kletterte der Euro zeitweise über die Marke von 1,28 US-Dollar, erreichte ein Tageshoch bei 1,2815 und stand damit fast auf dem Niveau von vor der Herabstufung. Am Morgen fiel der Euro aber wieder etwas zurück und stand zuletzt bei 1,2798 Dollar. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs noch deutlich tiefer auf 1,2762 (Freitag: 1,2745) Dollar festgesetzt.
Insgesamt habe der Euro kaum auf die Herabstufung Frankreichs reagiert, hieß von Händlern. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas war zuvor bereits von der Agentur Standard & Poor's abgestuft worden und das neue Rating von Moody's war am Devisenmarkt keine allzu große Überraschung. „Die Nicht-Reaktion ist durchaus rational, denn in der Eurozone spielen Ratings nur noch eine begrenzte Rolle“, kommentierte Commerzbank-Experte Lutz Karpowitz.