Die Spitze beim deutschen Baukonzern wird ausgetauscht. Beschlüsse über einen Stellenabbau gebe es aber nicht, heißt es bei Hochtief.

Essen. Der vor einem Austausch seiner Führung stehende Baukonzern Hochtief hat nach Angaben eines Sprechers keine Beschlüsse zu einem Personalabbau gefasst. Die laufende Analyse des Europageschäfts sei noch nicht abgeschlossen. „Es gibt erst recht keine Beschlüsse in irgendeine Richtung“, teilte er am Montag mit. Hochtief regierte damit auf einen Bericht der „Wirtschaftswoche“, der Baukonzern plane den Abbau von 700 Stellen – vor allem in Deutschland. Das Magazin berief sich auf Konzernkreise.

Nach Informationen des Magazins sollen die Stellenstreichungen zwischen dem deutschen Management und dem spanischen Mehrheitseigentümer ACS umstritten gewesen sein. Die Analyse des Europageschäfts erfolge „völlig unabhängig von den geplanten personellen Veränderungen“, versicherte der Unternehmenssprecher. Nach seinen Angaben liegt bei der Hochtief Solutions AG, in der das Europageschäft des Baukonzerns gebündelt ist, unter den Erwartungen.

Laut „Wirtschaftswoche“ sollen von den Stellenstreichungen voraussichtlich die Niederlassungen in Hamburg, Berlin, München und dem Rhein-Main-Gebiet betroffen sein. Gründe seien ein schwacher Auftragseingang im Bereich Projektentwicklung und Schwierigkeiten beim Verkauf der Hochtief-Immobilientochter Aurelis.

Auf Druck des spanischen Hochtief-Mehrheitseigentümers steht das deutschen Unternehmen vor einem radikalen Führungswechsel. Bereits am Dienstag soll der Aufsichtsrat über einen Ablösung des bisherigen Konzernchefs Frank Stieler entscheiden. Er soll durch den langjährigen ACS-Manager Marcelino Fernandez Verdes ersetzt werden.

Das bevorstehende Ausscheiden von Stieler habe auch „maßgeblich“ zu dem überraschenden Abgang auch von Hochtief-Aufsichtsratschef Manfred Wennemer beigetragen, schrieb das Magazin. Noch im Frühjahr habe der Hochtief-Aufsichtsrat diese Personalie verhindern können.

Kurz vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung war die Hochtief-Aktie am Montag an der Börse zu einem Höhenflug gestartet. Das Papier legte um gut fünf Prozent zu. Hintergrund seien Spekulationen über eine komplette Übernahme von Hochtief durch den spanischen Großaktionär ACS, sagte Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, machte wirtschaftliche Zwänge des hoch verschuldeten Großaktionärs für den überraschenden Kurswechsel verantwortlich. Damit zeige ACS nun „sein wahres Gesicht“, sagte Tüngler den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Montagausgaben). „Wir haben schon immer befürchtet, dass das passieren könnte.“

Vor der geplanten Sitzung berieten am Montag die Vertreter der Arbeitnehmer das weitere Vorgehen. In dem Hochtief-Kontrollgremium stehen sich jeweils acht Vertreter der Kapitalseite und der Arbeitnehmerseite gegenüber. Kommt es in einer Abstimmung zu einer Pattsituation, kann der Aufsichtsratsvorsitzende mit einer zweiten Stimme eine Entscheidung herbeiführen.