Rund elf Prozent weniger Neuzulassungen im September. Europäische Autohersteller drosseln ihre Produktion oder bauen Arbeitsplätze ab.

Bad Homburg. Die Absatzkrise am deutschen Automarkt spitzt sich zu. Im September wurden in Deutschland rund 250.000 Neuwagen zugelassen – das sind rund elf Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie der Verband der Importeure VDIK am Dienstag in Bad Homburg berichtete.

Damit liege der Pkw-Markt hierzulande nach einem guten Jahresstart nach den ersten neun Monaten um 1,8 Prozent unter Vorjahresniveau. Von Januar bis September wurden nach den Angaben 2,36 Millionen neue Autos in Deutschland zugelassen.

Allerdings ist die Lage in Deutschland immer noch besser als bei vielen Nachbarn: So liegen die Absätze etwa in Frankreich und Italien mehr als 20 Prozent im Minus. In der ganzen EU betrug das Minus zu Ende August rund sieben Prozent, wie der Branchenverband Acea mitgeteilt hatte. Bisher hatten weitgehend stabile Märkte in Nordeuropa den dramatischen Einbruch in den Südländern teilweise aufgewogen.

Mehrerer Hersteller in Deutschland haben schon auf die Absatzkrise reagiert: Opel und Ford haben die Produktion zurückgefahren. Ford will mehrere Hundert Arbeitsplätze in Europa abbauen. Bei Opel ringt der Vorstand angesichts hoher Verluste mit der Gewerkschaft um ein Sanierungsmodell, in dessen Kern die Schließung des Werkes Bochum vorgesehen ist. Auch Mercedes spürt eine sinkende Nachfrage bei den teuren Modellen der E- und S-Klasse.

In Europa will der größte französische Hersteller PSA Peugeot Citroen ein Werk nahe Paris schließen und 8.000 Arbeiter entlassen. Auch Fiat steht wegen tiefroter Zahlen und wegbrechender Absätze enorm unter Druck und müsste im Grunde ein Werk in Italien schließen.

Der Anteil von Pkw mit alternativen Antriebstechniken wie Flüssiggas-, Erdgas-, Hybrid- und Elektroantrieb erreiche inzwischen 1,2 Prozent am deutschen Gesamtmarkt. Allerdings sei die Nachfrage nach reinen Elektroautos enttäuschend. „Die Neuzulassungen von Elektro-Pkw bleiben mit einem Anteil von 0,087 Prozent am Gesamtmarkt deutlich unter den Erwartungen“, sagte VDIK-Präsident Volker Lange.

Nachdem es beim „Autogipfel“ bei der Kanzlerin am gestrigen Montag keine Entscheidung für weitergehende individuelle Fördermaßnahmen gegeben habe, forderte Lange die Bundesregierung auf, zumindest als ersten Schritt den im Mai getroffenen Kabinettsbeschluss zur steuerlichen Förderung von Elektrofahrzeugen schnellstmöglich umzusetzen: „Es ist jetzt schon deutlich, dass ohne diese Maßnahmen das Ziel der Bundesregierung nach wie vor nicht erreicht werden kann.“

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Montag das Ziel bekräftigt, bis 2020 eine Million E-Autos auf den Straßen zu haben. Zwar sei dieses Ziel „nicht ganz einfach“ zu erreichen. Merkel hielte es aber für falsch, jetzt die Ziele aufzugeben, da noch acht Jahre Arbeit bevor stünden. Einen Anschub durch eine Prämie lehnt die Regierung bisher ab.