Die geplante Fusion des Boeing-Rivalen mit dem Rüstungskonzern werfe Fragen der nationalen Sicherheit auf. Regierung uneins.

Der US-Flugzeugbauer Boeing fordert eine sorgfältige Prüfung der geplanten Fusion des europäischen Rivalen EADS mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems durch die zuständigen Aufsichtsbehörden. Das Vorhaben werfe Fragen der nationalen Sicherheit sowie zur Branche auf, sagte der Chef der Boeing-Rüstungsgeschäfte, Dennis Muilenburg, in der Nacht zum Donnerstag. „Es ist eine ernste Angelegenheit, die untersucht werden muss“, verlangte er. Ohne die Details zur Struktur der neuen Firma zu kennen, sei das Fusionsprojekt schwierig zu beurteilen.

EADS und BAE Systems gaben vergangene Woche bekannt, dass sie sich in fortgeschrittenen Gesprächen über eine Fusion im Volumen von 48 Milliarden Dollar befinden. Dadurch entstünde ein neuer globaler Branchenprimus. Die beiden Unternehmen haben die betroffenen Regierungen in Berlin, Paris und London um ihre Zustimmung gebeten. Bundeskanzlerin Angela Merkel will bei ihrem Treffen mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande am Sonnabend in Ludwigsburg über das Thema sprechen.

BAE unterhält zahlreiche Verbindungen zu verschiedenen US-Firmen. Auch EADS hat Partnerschaften in Übersee. Die US-Unternehmen prüfen, ob diese Kontakte durch die Fusion in Gefahr gerieten.

EADS dringt derweil auf eine baldige Entscheidung der Politik. „Wir setzen unsere konstruktiven Gespräche fort und hoffen, dass es zu einem raschen Einvernehmen kommt“, sagte ein EADS-Sprecher am Donnerstag. „Die Fakten liegen auf dem Tisch.“ EADS-Chef Tom Enders hatte am Mittwoch vor Mitarbeitern erklärt, die Gespräche mit den Regierungen in Paris, Berlin und London liefen gut.

Die deutsche Regierung hat in ihren Reihen bislang noch keine gemeinsame Haltung zu dem Zusammenschluss gefunden. In der Koalition in Berlin werden zwar die ökonomischen Argumente für eine Fusion gesehen, es gibt aber auch noch eine Fülle von Vorbehalten. Dabei geht es vor allem um die Wahrung deutscher Interessen in Hinblick auf sicherheits-, beschäftigungs- und standortpolitische Fragen.

Zudem versucht Deutschland, mit Frankreich eine gemeinsame Haltung zu dem Fusionsprojekt zu finden. Dem dienen Gespräche zwischen den beiden Regierungen auf hoher Beamtenebene. Auch soll das Thema bei einem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande am Sonnabend in Ludwigsburg zur Sprache kommen.