Landgericht Braunschweig spricht Holding des Autobauers vom Vorwurf der Marktmanipulation frei. Drei weitere Milliardenklagen stehen aus.
Im Rechtsstreit um Schadenersatz für Aktionäre hat die Porsche Holding einen Etappensieg errungen. Das Landgericht Braunschweig wies am Mittwoch zwei Klagen gegen das Unternehmen wegen Marktmanipulation ab. Die Entscheidung will der Vorsitzende Richter Stefan Puhle im Laufe des Vormittags begründen. Die Kläger hatten Porsche vorgeworfen, die Anleger über die Absicht zur Beherrschung von VW im Jahr 2008 getäuscht zu haben. Porsche-Chef Matthias Müller sagte, die Gerichtsentscheidung sei erfreulich. Näher wollte er sich nicht äußern. Ein Konzernsprecher sagte, Porsche werde sich gegen alle anhängigen Klagen mit aller Kraft wehren. In Braunschweig liegen drei weitere Klagen gegen das Unternehmen vor – insgesamt über mehr als vier Milliarden Euro Schadenersatz.
Die ersten beiden Klagen, die jetzt abgewiesen wurden, hatten eine Schweizer Investmentgesellschaft und ein privater Anleger eingereicht. Sie forderten von der Beteiligungsgesellschaft Porsche Holding, die gut die Hälfte der Stimmrechte an VW und eine knappe Mehrheit am Sportwagenbauer Porsche AG besitzt, zusammen 4,7 Millionen Euro Schadenersatz wegen Irreführung der Finanzmärkte. Porsche weist alle Vorwürfe zurück und gibt den – zum Teil auch in den USA – klagenden Aktionären selbst die Schuld für die Verluste, die sie angeblich infolge eines Kurssprungs der VW-Stammaktien im Herbst 2008 erlitten haben.
Die Holding hatte sich seit 2005 in Trippelschritten bei VW eingekauft, im März 2008 aber jede Absicht zur Beherrschung des vielfach größeren Wolfsburger Konzerns in Abrede gestellt. Die Katze aus dem Sack ließen die Stuttgarter im Oktober 2008 und gaben bekannt, sie hätten sich direkt und indirekt bereits Zugriff auf fast 75 Prozent der VW-Stimmrechte gesichert. An der Börse hatten viele Investoren angesichts der Mitteilung im März aber auf fallende VW-Kurse gewettet. Sie hatten geliehene VW-Aktien verkauft, um sie später billiger zurückzukaufen, und wurden nun auf dem falschen Fuß erwischt. Um jeden Preis mussten sie die knappen Aktien zurückerwerben. Die VW-Stämme schossen in die Höhe und machten den Wolfsburger Konzern zwischenzeitlich an der Börse zum wertvollsten Unternehmen der Welt. Auch strafrechtlich wird der Fall aufgearbeitet.
An der Börse verlieh die Entscheidung des Braunschweiger Gerichts der Porsche-Aktie Auftrieb: Sie stieg um gut fünf Prozent. „Es hatte eigentlich keiner ernsthaft damit gerechnet, dass diese Klagen Erfolg haben“, sagte ein Händler. „Daher ist es etwas verwunderlich, dass die Porsche-Aktie so stark reagiert.“ DZ Bank-Analyst Michael Punzet sagte: „Die Nachricht ist leicht positiv für Porsche, allerdings sind noch zahlreiche Klagen im Volumen von mehreren Milliarden Euro in Deutschland und den USA anhängig.“