Kein Modell ist für die Strategie von VW auf Europas Massenmärkten so wichtig wie der Golf. Zur großen Show gab es aber auch Kritik.
Berlin/Wolfsburg. Der Auftritt des Neuen hätte kaum opulenter ausfallen können. Wo normalerweise Kunstausstellungen von Weltruf gezeigt werden, ließ Volkswagen am Dienstagabend ein neues Auto ins Rampenlicht rollen: Zur internationalen Premiere des Golf 7 ließ es sich Europas größter Autobauer nicht nehmen, gleich die komplette Neue Nationalgalerie in Berlin zu mieten.
In Sichtweite des Potsdamer Platzes ließen die Wolfsburger eine große Golf-Show vom Stapel, die manch einem Popkonzert kaum nachstehen dürfte.
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Konzernchef Martin Winterkorn hielt sich mit feierlichen Aussagen nicht zurück: „Die gesamte Automobilwelt schaut heute Abend hier nach Berlin.“ Nur draußen vor dem Museum wollten sich einige Dutzend Greenpeace-Aktivisten ganz und gar nicht in Feierlaune versetzen lassen: Sie protestierten mit Transparenten gegen die aus ihrer Sicht zu schlechten Verbrauchswerte des Erfolgsmodells.
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Doch der mächtige VW-Konzern will sich die „Ikone“ seiner Kernmarke (Technikchef Ulrich Hackenberg) nicht madig reden lassen. Nach Meinung der Führungsriege setzt der flachere und breitere, aber auch leichtere und sparsamere Golf vor allem in den Diesel-Versionen Maßstäbe bei Wirtschaftlichkeit und Emissionen.
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Das passt gut in die Zeit steigender Spritpreise und alternativer Antriebe – und ins Verkaufskalkül der Vertriebsstrategen, die von den bisherigen sechs Golf-Serien seit 1974 mehr als 29 Millionen Modelle absetzten.
Gleichsam als Reminiszenz an die Geschichte der Serien eins bis sechs zeigte der Konzern in der Galerie mit großem Pomp eine Licht- und Videoschau: Die rund 700 Gäste wurden auf eine Zeitreise durch fast vier Jahrzehnte Auto- und Sozialgeschichte genommen.
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Zu bassigen Elektro-Beats wurden Bilder gezeigt, die zum jeweiligen Jahresblock passen. Dazu fuhren alte Modelle durch Nebelschwaden und Blitzlichtgewitter in die Halle. Und auf den Großbildleinwänden wurde klar: Auch die Gegner und Verfechter der NATO-Nachrüstung, Michael Jackson, Nelson Mandela und Harry Potter waren Zeugen des Golf.
Dies alles mag manch einem allzu gefühlsgeladen vorkommen. VW-Patriarch Ferdinand Piëch und seine Ehefrau und Co-Aufsichtsrätin Ursula jedenfalls verfolgten das Autotheater ebenso gebannt wie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), für den die Show eine willkommene Abwechslung im Dauerstreit um den neuen Hauptstadt-Airport sein dürfte.
Als die Dramaturgie – beobachtet von zahlreichen Sicherheitskräften – auf ihren Höhepunkt zusteuerte, rollte nach fast einer Stunde schließlich der neue Golf 7 ins Haus, mit Winterkorn höchstpersönlich hinterm Lenkrad: „Ich gebe zu: Auf diesen Moment habe ich mich seit Monaten gefreut.“
Der oberste Chef will das Modell, das nach VW-Angaben im Flottendurchschnitt 14 Prozent weniger verbraucht, als „Speerspitze“ verstanden wissen. Für ihn ist der Golf 7 mitnichten das Ende einer langen Serie. Er soll nach dem Modell des Käfers zum Evergreen reifen.
Wird es eines Tages auch einen Golf 10 geben? „Ein Erfolgsmodell wird nie erschöpft sein. Wir wären verrückt, wenn wir nicht weitermachen würden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Auch Hackenberg räumt ein, dass die Rivalen etwa aus Fernost inzwischen aufgeholt haben. Der Entwicklungsvorstand ist sich allerdings trotz der Kritik von Umweltschützern und der weiter schwelende europäischen Absatzkrise sicher: „Der Golf 7 wird die Konkurrenz weiter auf Distanz halten.“