Griechenlands Wirtschaft schrumpft weiter. Die größte Gewerkschaft des Landes rechnet daher mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 29 Prozent.

Athen. Die größte Gewerkschaft Griechenlands rechnet angesichts der weiter schrumpfenden Wirtschaft mit einem erneuten Anstieg der Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr auf 29 Prozent. Wie die GSEE am Montag erklärte, gelte dies, wenn die Regierung weitere geplante Sparmaßnahmen umsetze. Gute Nachrichten kamen hingegen aus Spanien: Die Banken des Landes werden nach Einschätzung der Regierung nicht das vollständige Hilfspaket im Umfang von 100 Milliarden Euro benötigen.

Die griechische Wirtschaft befinde sich weiterhin im Abschwung, sagte der GSEE-Vorsitzende Savvas Rombolis. Für 2012 erwarte die Gewerkschaft einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um sieben Prozentpunkte. Damit ergebe sich eine Arbeitslosigkeit von 24 Prozent. Betroffen wären dann 1,2 Millionen Menschen. "Unsere Schätzung ist, dass die Arbeitslosigkeit 2013 zwischen 28 und 29 Prozent betragen wird“, sagte Rombolis. Damit wären mehr als 1,4 Millionen Menschen ohne Beschäftigung. Die Schätzungen sind in einem Bericht enthalten, der am Donnerstag vorgestellt wird. Im Mai betrug die Arbeitslosigkeit in Griechenland 23,1 Prozent. Bei den unter 25-Jährigen waren es sogar 54,9 Prozent.

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In dem Bericht heißt es nach Angaben von Rombolis außerdem, dass die Bezieher des Mindestlohns in Griechenland derzeit über eine Kaufkraft von der von 1979 verfügen. Bei den Durchschnittsverdienern sank die Kaufkraft auf den Wert der frühen 80er-Jahre.

In Athen begannen unterdessen Ärzte damit, Versicherten der größten staatlichen Kasse Leistungen in Rechnungen auszustellen. Sie protestierten dagegen, dass die EOPYY sie für ihre Arbeit nicht bezahlt habe. Ein Ärzteverband erklärte, die Protestaktion werde mindestens fünf Tage dauern. Am Wochenende hatten Apotheken eine ähnliche Aktion gestartet und Rezepte von EOPYY nicht eingelöst. Die Polizei plant für Donnerstag eine Demonstration in Athen.

Die Troika der Schuldenkontrolleure startet in dieser Woche ihre Schicksalsmission in Griechenland. Die meisten Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission würden am (morgigen) Dienstag in Athen eintreffen, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn am Montag. Die ersten Treffen mit Vertretern der griechischen Regierung seien für Mittwoch anberaumt, ab Ende der Woche sei das Troika-Team dann vollständig.

Die gut 30 Experten, die in Athen als Handlanger des Spardiktats gefürchtet sind, müssen das neue Sparprogramm der Regierung überprüfen und feststellen, wie groß die durch Rezession und politischen Stillstand entstandene Finanzierungslücke ist. Von ihrem Zeugnis hängt ab, ob Griechenland mit weiteren Notkrediten der Euroländer über Wasser gehalten wird oder den Euro verlassen muss.

Die spanischen Banken werden nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Luis de Guindos nicht das vollständige Hilfspaket im Umfang von 100 Milliarden Euro benötigen. De Guindos erklärte am Montag in Madrid, die Regierung werde außerdem keine weiteren Sparmaßnahmen auflegen müssen, um das Defizitziel für das laufende Jahr einzuhalten. Allerdings werde die angeschlagene Bank Bankia eine Nothilfe erhalten.

Mit den bisherigen Sparmaßnahme könne Spanien sein Defizit in diesem Jahr auf 6,3 Prozent drücken, erklärte der Minister. Im vergangenen Jahr waren es noch neun Prozent. Die Regierung hat bereits Sparmaßnahmen in Höhe von 65 Milliarden Euro verabschiedet. Allerdings baten zwei Regionen um Hilfe von der Zentralregierung: Katalonien benötigt 5,02 Milliarden Euro aus Madrid, Andalusien eine Milliarde, wie die Zeitung "El País“ berichtete.

Bundeskanzlerin Angela Merkel fährt am Donnerstag zu Gesprächen mit dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy nach Madrid. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte am Montag in Berlin, Spanien müsse seine Reformvorhaben umsetzen, um die langfristigen Wachstumsaussichten zu verbessern.

Zypern rechnet unterdessen mit einem baldigen Rettungspaket. Ein entsprechender Entwurf werde wohl in den kommenden Wochen unterzeichnet, erklärte der zyprische Finanzminister Vassos Shiarly am Montag. Die Verhandlungen seien schon weit fortgeschritten, allerdings gebe es noch Differenzen. Einzelheiten nannte er nicht. (abendblatt.de/dapd)