Rückkehr in den Aufsichtsrat ausgeschlossen. Airline-Chef wehrt sich gegen Vorwürfe – eine Sanierung geht nicht einfach über Nacht.

Berlin. Hartmut Mehdorn will nach dem Auslaufen seines Vorstandsamts bei Air Berlin nicht in deren Aufsichtsrat zurück. Dass er 2013 seinen Abschied bei der zweitgrößten Fluggesellschaft Deutschlands nehmen würde, „stand von Anfang an fest“, sagte der 70-jährige Manager. Er wehrte sich zugleich gegen Vorwürfe, die Sanierung bei Air Berlin komme nur schleppend voran.

Vor einem Jahr, am 1. September 2011, wurde Mehdorn als Nachfolger des Firmengründers Joachim Hunold in das Amt des Vorstandschefs der finanziell klammen Fluggesellschaft berufen. Seitdem besetzte er den Vorstand weitgehend neu, schloss die finanzielle Beteiligung der arabischen Airline Etihad mit 29 Prozent ab und leitete ein umfangreiches Sanierungsprogramm namens „Shape & Size“ in die Wege. Air Berlin ist mit rund 500 Millionen Euro verschuldet.

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Er bereue nichts, sagte Mehdorn im Interview. „Warum soll ich?“ Air Berlin habe „derzeit ordentlich Gegenwind“. Er habe gewusst, was ihn erwarte. Auf Vorwürfe, die Sanierung komme nicht voran, erwiderte er: „Man muss akzeptieren, dass solche Sachen nicht über 'Licht an – Licht aus' funktionieren, sondern dass das auch wachsen muss.“ Es müsse geschult werden, Systeme müssten angepasst werden. „Dass einige Leute heute schon eine Messlatte ansetzen, als ob wir mit der Umstrukturierung fünf Jahre unterwegs wären, das geht eben einfach nicht.“

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So sei erst im September 2011 begonnen worden, ein Vertriebssteuerungssystem einzuführen, wie es Wettbewerber längst hoch professionell betreiben. Das System vergleicht Flugpreise mit der Konkurrenz und orientiert sie sehr zeitnah an der Nachfrage. Eine manuelle Steuerung des hochkomplexen Flugplans sei unmöglich. „Die Buchung für einen Flug ist 180 Tage offen, Air Berlin hatte immer einen Durchschnittspreis. Wir haben auch die letzten Tickets immer noch zum selben Preis verkauft, obwohl man zum Schluss höhere Preise verlangen kann“, erklärte er.

Im „Shape & Size“-Sanierungsprogramm wolle Air Berlin mehr als 200 Millionen Euro einsparen. „Das Programm ist gut unterwegs. Und das Jahr ist noch nicht zu Ende“, sagte Mehdorn. Mit dem beachtlichen Kapitaldienst auf die rund 500 Millionen Euro Schulden könne Air Berlin „temporär leben, aber wir müssen da runterkommen, das ist klar“. Wenn im kommenden Jahr der Zielvorgabe gemäß die Profitabilität wieder hergestellt sei, „kommen wir dann auch in den Schuldentilgungsprozess“.

Zu seinem Verbleib auf dem Chefsessel sagte der frühere Bahnchef: „Es war von Anfang an klar, dass das kein langfristiges Engagement werden würde. Das ist eine Übergangsverantwortung bis 2013.“ Für die Neuausrichtung gebe es ebenso wenig ein konkretes Datum wie für seine Nachfolge.

Auf die Frage, ob er danach weiter bei Air Berlin bleibe, antwortete Mehdorn: „Davon sollten Sie nicht ausgehen. Hinter mir liegt ein reiches Berufsleben. Ich bleibe so lange bei Air Berlin, wie ich hier gebraucht werde und bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Das stand übrigens genauso von Anfang an fest.“ (dapd)