Der größte deutsche Stahlproduzent spürt die weltweit schwierige Wirtschaftslage.

Essen. Die weltweit schwierigere Konjunkturlage setzt den angeschlagenen Stahl- und Industriegüterkonzern ThyssenKrupp weiter unter Druck und beschert ihm roten Zahlen. Im vergangenen Quartal brach das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (EBIT) aus dem fortzuführenden Geschäft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 80 Prozent auf 122 Millionen Euro ein, wie der Dax-Konzern am Freitag in Essen mitteilte.

„Die schwache konjunkturelle Entwicklung und insbesondere die allgemeine Unsicherheit infolge der ungelösten Staatsschuldenkrise machen sich in unseren Märkten zunehmend bemerkbar“, erläuterte Vorstandchef Heinrich Hiesinger bei der Vorlage der Zahlen.

+++ ThyssenKrupp erhält wegen Preisabsprachen höchste Strafe +++

+++ Stahlkonzern ThyssenKrupp prüft Verkauf +++

Während sich das Industriegütergeschäft vergleichsweise stabil hielt, gab es im Stahlbereich herbe Einbrüche. In der amerikanischen Stahlsparte, deren Verkauf Hiesinger vorantreibt, türmte sich im dritten Quartal ein operativer Verlust von 262 Millionen Euro auf nach einem Fehlbetrag von 190 Millionen im Vorjahreszeitraum. Für das zum Verkauf stehende oder für Partner offene Geschäft führe der Konzern Gespräche mit möglichen Investoren, sagte Hiesinger.

ThyssenKrupp prüfe mit Nachdruck die strategische Optionen und sehe ein reges Marktinteresse. Der Manager hatte vor wenigen Monaten die Notbremse gezogen und die Suche nach Partnern oder Käufern für die neuen Werke in Brasilien und den USA eingeleitet. Unter seinem Vorgänger Ekkehard Schulz waren die Kosten für die Anlagen auf zwölf Milliarden Euro explodiert.

+++ Rote Zahlen: Konjunktursorgen setzen ThyssenKrupp zu +++

+++ ThyssenKrupp verkauft Edelstahlsparte an Outokumpu +++

Seit rund einem Jahr schwächelt auch das europäische Stahlgeschäft. Die Kunden sind unsicher und halten sich mit Bestellungen zurück. Das drückt auf die Preise. ThyssenKrupp hat die Produktion bereits seit Monaten gedrosselt, seit Anfang August arbeiten nun 2170 der insgesamt 17 500 Mitarbeiter der Sparte kurz. Trotzdem erwirtschaftete das Unternehmen von April bis Ende Juni mit der europäischen Stahlsparte noch schwarze Zahlen.

Der Konzernumsatz sackte um 7 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro ab. Die Zahlen beziehen sich nur auf das fortzuführende Geschäft. Die vor dem Verkauf an den finnischen Konkurrenten Outokumpu stehende defizitäre Edelstahlsparte ist dort herausgerechnet. Allerdings fehlt für dieses Geschäft noch die Zustimmung der Wettbewerbshüter.

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Unter dem Strich blieben 238 Millionen Euro übrig, das sind sogar 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Begünstigt wurde das allerdings durch den Verkauf der Eisengießerei Waupaca in den USA. Dieser Erlös trug auch dazu bei, die Schuldenlast von 6,5 Milliarden Euro im März auf 5,8 Milliarden Euro im Juni zu drücken.

ThyssenKrupp treibt zudem den milliardenschweren Verkauf von Beteiligungen voran. Das Unternehmen stehe in fortgeschrittenen Verhandlungen zur Veräußerung der zum europäischen Stahlgeschäft gehörenden Bauelemente-Gruppe (Construction Group), teilte der Konzern mit. Nähere Angaben macht ThyssenKrupp nicht. Die Bauelemente-Gruppe beschäftigt rund 780 Mitarbeiter. Sie hatte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 300 Millionen Euro erzielt. Bei einem weiteren Unternehmen, Berco aus Italien, prüft ThyssenKrupp ebenfalls die Möglichkeiten für einen Verkauf. Der Anbieter von Kettenlaufwerken für Baumaschinen beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter. Diese erzielten zuletzt einen Umsatz von 500 Millionen Euro.

Mit Material von dpa/Reuters