Die Einführung der Abgeltungssteuer für Kapitalerträge bereitet den Banken teils erhebliche Schwierigkeiten. Die Software ist noch nicht umgestellt.

Frankfurt/Main. Viele Bankkunden in Deutschland können ihre Steuererklärung in diesem Jahr infolge der Einführung der Abgeltungsteuer für Kapitalerträge womöglich erst verspätet einreichen. Es gebe teils Verzögerungen bei der Erstellung der Jahressteuerbescheinigungen für die Anleger durch die Banken, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) am Dienstag in Berlin. Da die Institute 2009 erst zum Jahresende letzte Einzelheiten zu den Regelungen der neu eingeführten Steuer erhalten hätten, hätten sie ihre Software nicht frühzeitig umstellen können. Wie die „Financial Times Deutschland“ berichtete, erhielten hunderttausende Bankkunden bislang noch keine Bescheinigung.

„In diesem Jahr gibt es bei der Erstellung der Steuerbescheinigungen Probleme“, sagte der Sprecher des Bankenverbandes. Die Einführung der Abgeltungsteuer von 25 Prozent auf alle Kapitalerträge im Jahr 2009 habe die Bankenbranche „vor erhebliche Herausforderungen gestellt“. Letzte Einzelheiten zu der Steuer seien der Kreditwirtschaft erst am 22. Dezember mitgeteilt worden. Normalerweise könnten Kunden im März oder April mit ihrer Bescheinigung rechnen. Stichtag für die Abgabe der Einkommensteuererklärung ist der 31. Mai.

Alleine bei der Commerzbank-Tochter Comdirect hätten 719.000 Inhaber von Wertpapier-Depots noch keine Steuerbescheinigung erhalten, berichtete die „FTD“ ohne Nennung von Quellen. Bei der Targobank, vormals Citibank, seien es rund 300.000 Kunden. Betroffen seien daneben Depotinhaber bei der Deutschen Bank, der Commerzbank und der Dresdner Bank. Ein Deutsche-Bank-Sprecher sagte der Zeitung, der Versand der Bescheinigungen solle „im zweiten Quartal“ abgeschlossen werden.

Folge für die betroffenen Bankkunden ist zunächst, dass sie in ihrer Steuererklärung ohne die Bescheinigungen keine Steuererstattungen für zu viel entrichtete Abgeltungsteuer geltend machen können. Ein Beispiel hierfür könnte sein, dass die Anleger Verluste aus Wertpapiergeschäften mit dem Depot bei einer Bank nicht mit den Gewinnen bei einer anderen Bank verrechnen können. Betroffene Bankkunden können jedoch eine Fristverlängerung für die Abgabe der Steuererklärung beim Finanzamt beantragen. Alternativ können sie die Steuerbescheinigung ihrer Bank später nachreichen, nachdem sie Einspruch gegen ihren Steuerbescheid eingelegt haben.

Offenbar haben jedoch nicht alle Bereiche der Kreditwirtschaft Probleme mit der Abgeltungsteuer und dem Erstellen der Steuerbescheinigungen. Sowohl bei Sparkassen als auch Genossenschaftsbanken hätten bereits alle Kunden ihre Bescheinigungen erhalten, berichtete die „FTD“ unter Berufung auf Angaben der Institute. Auch bei der Direktbank ING-Diba gebe es keine Probleme mit den Regelungen der Abgeltungsteuer.

Der Bankenverband erklärte, all seine Mitgliedsinstitute seien bemüht, die Bescheinigungen bis Ende der Abgabefrist bei den Finanzämtern an die Kunden zu verschicken. Der „größte Teil“ der Kunden habe die Formulare jedoch schon erhalten, sagte der Sprecher des Bankenverbandes. Spätestens im kommenden Jahr solle wieder alles normal laufen mit dem Jahressteuerbescheinigungen, sagte der Sprecher.