Haben Sie schon die gelbe Lohnsteuerkarte für 2010 erhalten? Abendblatt.de gibt Tipps, wie Sie sich damit jeden Monat mehr Geld sichern.

München. Derzeit sind etwa 35 Millionen gelbe Lohnsteuerkarten für 2010 unterwegs zu den steuerpflichtigen Bürgern. Eine gute Gelegenheit, sich im kommenden Jahr monatlich mehr netto im Geldbeutel zu sichern. Und das geht so: Die Karte nicht sofort zum Chef weiterreichen, sondern vorher Freibeträge vom Finanzamt eintragen lassen. Damit erhöht sich der Nettolohn. Die Abzüge für Lohn- und Kirchensteuer sowie den Solidaritätszuschlag fallen geringer aus.

Der Antrag auf Lohnsteuerermäßigung, wie er auf Amtsdeutsch heißt, macht kaum Mühe, zahlt sich für Millionen Beschäftigte aber aus. Je nach Verdienst und Steuersatz können monatlich einige Hundert Euro mehr in der Tasche drin sein. „Man schafft sich damit finanziell mehr Spielraum im Monat“, erklärt Uwe Rauhöft vom Neuen Verband der Lohnsteuerhilfevereine (NVL).

Die vorgezogene Lohnsteuerermäßigung sei interessant für fast alle Arbeitnehmer, betont auch Erich Nöll vom Bundesverband der Lohnsteuerhilfevereine (BDL). Sie lohnt sich etwa für Pendler, für Hinterbliebene oder Behinderte, wer Kinderbetreuungs- oder Reisekosten hat oder ein Minus aus der Vermietung. Dass mehr netto vom Bruttolohn auf dem Konto landet, kann vor allem für Bürger wichtig sein, die bald Lohnersatzleistungen wie Elterngeld oder Arbeitslosengeld erwarten. Beides wird vom Nettoeinkommen berechnet.

Dem Staat nichts schenken

Wer sich keinen Freibetrag sichert, kriegt zu viel Gezahltes erst 2011 nach der Steuererklärung zurück. „Aber das Finanzamt ist eine schlechte Sparkasse, der Bürger verzichtet mit der späten Rückerstattung auf Verzinsung“, gibt Steuerfachmann Nöll zu bedenken.

Alljährlich machen sich nur etwa 2,5 Millionen Bürger die Mühe, steuerlich abzugsfähige Posten von Anfang an eintragen zu lassen - zur Freude des Fiskus, der seinerseits die Zinsen millionenfach mitnehmen kann. Die gelbe Lohnsteuerkarte für 2010 ist im Übrigen die letzte aus farbigem Papier, die im Briefkasten landet. Nach fast 90 Jahren wird sie künftig durch ein elektronisches Verfahren ersetzt.



Wer für 2010 Freibeträge nutzen will, muss zuerst grob rechnen. Die Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnlichen Belastungen müssen insgesamt mindestens 600 Euro betragen. Von den Werbungskosten wird nur der Teil berücksichtigt, der den Pauschbetrag von 920 Euro übersteigt. Wer sich allein über Werbungskosten einen Eintrag sichern will, muss über die Grenze von 1.520 Euro kommen. Diesen Betrag erreichten viele Pendler schon ab 30 Kilometer Fahrtweg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, so Nöll.

Auch für 2009 noch mehr netto

Zu den Werbungskosten zählen aber nicht nur die Fahrtkosten, sondern alles, was mit dem Beruf zusammenhängt. Also Ausgaben für Arbeitsmittel wie Computer, Fachliteratur, die Fortbildung, doppelte Haushaltsführung, Gewerkschaftsbeiträge, Reisekosten bei Auswärtstätigkeiten oder eine jobbedingte Betreuung für Kinder unter 14 Jahren.

Überschlagen werden müssen auch die Sonderausgaben. Dazu zählen die Kirchensteuer, Spenden, Unterhaltszahlungen für den geschiedenen respektive dauernd getrennt lebenden Ehepartner. Sie können bis zur Höhe von 13.805 Euro eingetragen werden. Voraussetzung: Der Empfänger stimmt schriftlich zu. Er muss die Zahlungen dann nämlich versteuern.

Als außergewöhnliche Belastungen gelten unter anderem Krankheitskosten oder der Kauf einer Brille. Die sind aber nicht ganz einfach vorherzusehen. Dazu kommen noch die haushaltsnahen Dienstleistungen für eine Putzfrau, den Schneeräumdienst oder Handwerkerarbeiten. Weil jetzt aber meist noch nicht klar ist, wie viel Kosten 2010 anfallen, können die Ausgaben geschätzt und begründet werden.

Selbst für die Freibeträge für dieses Jahr ist es noch nicht zu spät. Einträge sind noch bis 30. November möglich. Der Chef muss dazu nur kurzfristig die Lohnsteuerkarte 2009 herausgeben. Durch diesen Schachzug kann unter Umständen ein Großteil des Arbeitslohns für November und Dezember steuerfrei bleiben, meint Rauhöft. Zusatzplus für die Haushaltskasse: Auch vom Weihnachtsgeld dürfte deutlich mehr übrigbleiben.