Der neue Taschen-Computer aus Berlin soll mit einem Preis ab 450 Euro und einem Linux-Betriebssystem gegen Apple punkten.

Berlin. Schon der Name nimmt klar Stellung: „WePad“ heißt der kleine Tablet-Computer. Mit dem handlichen Bildschirm mit eingebautem Rechner wollen zwei kleine deutsche Unternehmen dem US-Computerriesen Apple und seiner neuesten Schöpfung iPad Konkurrenz machen. Am Montag stellten die Macher in Berlin ihr „Wir-Pad“ vor, dass sich vom „Ich-Pad“ aus den USA klar abgrenzen soll. „Offenheit, keine Barrieren, faire Bedingungen“, verspricht Helmut Hoffer von Ankershoffen, einer der beiden Chefentwickler.

Wo das iPad sich elegant und exklusiv gibt, will die Berliner Variante vor allem nützlich und erschwinglich sein. Das WePad wird mit einem Linux-Betriebssystem ausgestattet, zahlreiche Programme zum Beispiel für die Textverarbeitung oder das Surfen im Internet sollen vorinstalliert sein. Der deutsche Tablet-PC soll dabei mehr bieten als das iPad: Eine Kamera gehört zu seiner Ausstattung, Geräte wie externe Festplatten oder Drucker lassen sich anders als beim großen Bruder von Apple einfach per USB anschließen.

Das WePad bietet aber nicht nur mehr Ausstattung, es will im Gegensatz zum iPad offen sein für Anwendungen verschiedener Software-Anbieter – während der US-Computerkonzern kein Programm ohne seine Zustimmung auf seinen Tablet-PC lässt. Und auch finanziell soll sich ein Kauf des WePad lohnen: Bei einem geplanten Preis von 450 Euro für das einfache und 570 Euro für das aufwändigere Modell müssen WePad-Käufer weniger tief in die Tasche greifen als Fans des Apple-Modells, das voraussichtlich bis zu über 800 Euro kostet.

Die Experten des neuen WePad-Unternehmens, ein Joint Venture der Softwareunternehmen Neofonie aus Berlin und 4tiitoo aus München, hatten schon vor drei Jahren begonnen, einen deutschen Tablet-PC zu entwickeln – und fanden dafür hochkarätige Partner wie Intel, Adobe und Siemens. Trotzdem warteten sie nicht zufällig, bis Apple sein iPad Anfang April in die Läden brachte, bevor sie selbst an die Öffentlichkeit gingen. Denn die Werbung übernimmt jetzt der US-Computerriese. „Wir freuen uns, dass Apple die Öffentlichkeit mit Tablet-Computern vertraut macht“, sagt Hoffer von Ankershoffen.

In der Tat müssen die Computerfans noch lernen, wofür sie das neue Gerät verwenden sollen. Die Entwickler setzen dabei neben den klassischen Funktionen eines Computers vor allem auf das Lesen von Zeitungen oder Zeitschriften, wie Hoffer von Ankershoffen sagt. Weil das Gerät mit rund 800 Gramm und einer Größe von einem Din-A4-Blatt handlich ist, können es seine Besitzer überall mit hinnehmen. Die Zeitschrift „Stern“ etwa will ein neues elektronisches Magazin auf dem WePad anbieten. Und Fotos werden bei Bildschirmen, die teilweise sogar HD-Qualität liefern, weit besser als in jeder Zeitung dargestellt.

DER GROSSE IPAD-TEST

Kritiker bleiben zwar skeptisch, ob das neueste Computerspielzeug den Markt erobern kann, doch die Zahl von 450.000 verkauften iPad in den USA allein in den ersten Tagen macht die WePad-Macher optimistisch. Zwar will sich Hoffer von Ankershoffen nicht zur voraussichtlichen Fertigungszahl äußern, doch sie hätten schon mehr als 20.000 Vorbestellungen oder ernsthafte Interessensbekundungen erhalten – von Privatpersonen und Firmen, die ihre Mitarbeiter im Außendienst mit dem Mini-Computer ausstatten wollen.

In dem sozialen Netzwerk Facebook haben die WePad-Macher auf ihrer Seite innerhalb weniger Wochen 10.000 sogenannte Freunde gesammelt. Drei von ihnen wurden am Montag ausgelost und sollen nun den deutschen Tablet-Computer geschenkt bekommen – wenn er denn erstmal da ist. Das wird noch dauern – denn in kleiner Menge soll das WePad erst im Juli käuflich sein, größere Stückzahlen noch später. „Beim Weihnachtsgeschäft sind wir dabei“, sagt aber Hoffer von Ankershoffen. Bis dahin müssen sich die Fans der deutschen iPad-Konkurrenz noch gedulden. Und auch Hoffer von Ankershoffen gesteht ein, dass er als Apple-Fan sich zuvor noch ein iPad kaufen will.