Die Verhandlungen zum Erhalt der insolventen Kaufhauskette Hertie sind gescheitert. Ein chinesisches Angebot reichte den Eigentümern nicht.
Essen/Rendsburg. Die Hertie-Filialen werden voraussichtlich Ende Juli schließen. Einen genauen Termin gibt es noch nicht. Die Schließungen seien vom Erfolg des Ausverkaufs abhängig, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Essen. Wenn der Ausverkauf erfolgreich verläuft, könnte es auch früher zu den Schließungen kommen. Damit steht das Warenhausunternehmen vor dem endgültigen Aus. An diesem Freitag sind zwar noch Gespräche bei der Deutschen Bank in Frankfurt mit den britisch-niederländischen Eigentümern und einer Investorengruppe geplant, die die Filialen zu niedrigeren Mietpreisen übernehmen will. Die Eigentümer, die verbundenen Unternehmen Dawnay Day und Mercatoria Acquisitions BV (MABV), haben aber bereits erklärt, sie favorisierten Einzellösungen wie schon im Fall von Filialen in Hamburg und im Rheinland.
Wie am Mittwoch zudem bekannt wurde, hatte der zur Investorengruppe gehörende chinesische Interessent bereits vergeblich mit den Eigentümern über einen Kauf verhandelt. Die Chinesen hätten 90 Prozent des Schätzwertes geboten, hieß es. Das sei den Eigentümern allerdings zu wenig gewesen, sagte ein Sprecher der Bürgermeister der Hertie-Standorte, die das Treffen in Frankfurt angeschoben haben. MABV-Vertreter wollen trotz der Absage an den Investor am Freitag dabei sein, sagte der Bürgermeister von Wesseling, Günter Ditgens. Die Eigentümer wollten aber nur mit den kommunalen Vertretern über Einzellösungen sprechen. Davon verspreche sich der Eigentümer höhere Einnahmen.
Überleben nicht mehr möglich
Aus der Sicht der Kommunen besteht damit keine Hoffnung mehr auf ein Überleben des Unternehmens. "Es wird keine Gesamtlösung für Hertie geben", sagte der Rendsburger Bürgermeister und Sprecher der Hertie-Initiative in Schleswig-Holstein, Andreas Breitner (SPD). Zu dem Hertie-Gipfel fahre er "ohne jede Hoffnung auf eine Gesamtlösung". Ein potenzieller Investor müsse nach dem Willen des Immobilieneigentümers ausstehende Mieten in dreistelliger Millionenhöhe aufbringen. Dazu sei aber niemand bereit.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sprach in Berlin von einer "bitteren und beispiellosen Bilanz einer Insolvenz". Die Eigentümer hätten "zu keinem Zeitpunkt erkennen lassen, dass sie an einer Zukunft von Hertie interessiert sind". Jetzt gelte es, regionale Lösungen zu finden, um noch so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten.
Erst vor rund einer Woche hatten die 2600 Hertie-Beschäftigten für den Erhalt der Kaufhäuser demonstriert und Unterschriften bei Kunden gesammelt. Sie verlangen keine Staatshilfen, sondern niedrigere Mieten für die bereitstehenden Investoren. Hertie hatte im Juli 2008 Insolvenz angemeldet. Im Mai 2009 hatte die Gläubigerversammlung die Einstellung des Geschäftsbetriebs gebilligt. Für die Beschäftigten laufen Sozialplanverhandlungen. Letzte Hoffnungen ruhen für sie auf dem Investorenkreis, der im Mai zunächst seine Bemühungen eingestellt hatte. Der Kreis sei durch einen chinesischen Interessenten erweitert, erklärten die Bürgermeister. Am Freitag dürfte die letzte Gelegenheit sein, die Hertie-Kette zu erhalten.