Nach dem Rekordjahr der Seeschiffswerften 2008 schlägt die weltweite Krise auf den deutschen Schiffbau durch. Der Auftragsbestand von 139 Neubauten verteilt sich auf wenige Unternehmen.

Hamburg. "Viele werden hingegen in Kürze keine Vollauslastung mehr vorweisen können. Flächendeckende Kurzarbeit und möglicherweise Arbeitsplatzabbau werden die Folge sein", sagte Werner Lüken, der Vorsitzer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) am Dienstag in Hamburg. Mit steigender Kurzarbeit rechnet Hauptgeschäftsführer Werner Lundt bereits für dieses Jahr. "2010 wird noch schwieriger."

Hintergrund für die laut Lundt "sehr besorgniserregende Situation" im Schiffbau sind das sinkende Transportaufkommen, die in der Folge eingebrochenen Frachtraten und die dann ausbleibenden Aufträge. Von Oktober bis März fiel die weltweite Nachfrage um 90 Prozent. Bundesweit wurden zuletzt gerade zwei Aufträge platziert. Dagegen gingen seit Ende 2007 insgesamt 48 Aufträge oder 16,6 Prozent des Bestandes verloren. In Korea und China waren es nur etwa drei Prozent. "Bei Anzahlungen von 20 Prozent in Deutschland fällt es den Reedern leichter zu stornieren", sagte Lundt. In Asien seien 30 bis 40 Prozent im Voraus fällig, die dann verloren seien.

Probleme haben die Werften auch mit der Kreditvergabe von Banken, die damit die Bauzeit und die Endfinanzierung von Neubauten absichern. Zwar deckt die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) über ein Sonderprogramm bis zu 90 Prozent des Risikos ab, aber hohe Gebühren und Zinsen für den Rest erschwerten die Kalkulation, so Lundt. Der Verband geht jedoch jetzt davon aus, dass weniger als 20 der 139 festen Aufträge nicht vollständig finanziert sind.

"Atempause für die Werften"

Von der Regierung fordert der VSM die Banken zu mehr Risikofreude zu bewegen, selbst Kredite bereitzustellen sowie die Förderung von Innovationen nicht mehr an Aufträge zu koppeln. Ziel: Eine "Atempause" für die Werften, um sich noch mehr auf Spezialtonnage auszurichten. Denn schon jetzt machen Kreuzfahrer, Yachten und Fähren schon zwei Drittel des Auftragsbestandes aus, während Containerfrachter nur noch bei 16 Prozent liegen. Wirtschaftsstaatssekretär Bernd Pfaffenbach sicherte Hilfe zu: "Der Schiffbau bleibt eine Zukunftsbranche mit Wachstums- und Beschäftigungspotenzial."

Getrieben vom Schifffahrtsboom hatte die Branche mit Marineschiffbau, Reparatur und Umbau 2008 ihren Umsatz um 41 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro gesteigert. Abgeliefert wurden 84 Seeschiffe (plus 14 Prozent) für 4,5 Milliarden Euro - ein Plus um 42 Prozent.