Es geht um Aufträge in Millionenhöhe, Schmiergeldvorwürfe und Luxusautos. Der Korruptionsskandal wird seeit gestern vor der Großen Strafkammer des Landgerichts verhandelt. Angeklagt sind der Geschäftsführer einer Hafenfirma, ein ehemaliger Angestellter des Amts für Strom- und Hafenbau (heute Port Authority), der für Aufträge Geld und Autos bekommen haben soll, und dessen Sohn.

Rentner Holger St., bis 2001 Sachbearbeiter im Amt für Strom- und Hafenbau, sieht nicht aus wie einer, der sich bestechen läßt. Die weißen Haare liegen perfekt, der dunkle Anzug und die gestreifte Krawatte sitzen korrekt. Doch der Schein trügt. Denn vor Gericht ist er weitgehend geständig. Mehrere Mercedes-Luxuswagen, laut Gericht im Wert von etwa 155 000 Euro, und rund 133 500 Euro Bargeld soll er von einer traditionsreichen Hamburger Taucherfirma angenommen haben. Als Gegenleistung hat Holger St. dem Unternehmer Manfred K. (60) laut Anklage allein im Zeitraum von 1998 bis 2001 Aufträge von rund zwei Millionen Euro von Strom- und Hafenbau zugeschanzt. Und große Reue zeigte er dafür vor Gericht nicht: "Die Firma K. hat gute Arbeit geleistet, war die beste im Hafen und hatte die besten Geräte." Geschäftsführer Manfred K. (60) und Holger St. kennen einander seit fast 40 Jahren. "Wir haben zusammen im Hafen gearbeitet. Die Freundschaft wurde mit den Jahren immer enger", sagte Holger St.

Während sich Manfred K. erfolgreich selbständig machte, arbeitete Holger St. 43 Jahre für Strom- und Hafenbau. Er arbeitete sich vom Zimmermann bis zum zuständigen Sachbearbeiter für Tauch- und Bergungsarbeiten hoch. Zuletzt nach eigenen Angaben mit einem Jahres-Netto-Einkommen von rund 37 500 Euro.

Von der Tätigkeit bei Strom- und Hafenbau profitierte laut Anklage seit 1997 auch Manfred K. und revanchierte sich dafür großzügig. "Das Geld gab es in bar, verbunden mit einem Wort des Dankes", sagte Holger St. Maximal 15 000 DM (heute rund 7500 Euro) seien in den Umschlägen gewesen. Ansonsten hätten sie darüber nicht viel gesprochen. Die Zuwendungen zahlte St. in unregelmäßigen Abständen bar auf sein Konto ein. "Es sollte ja nicht auffallen." Doch irgendwann fiel es auf - seit 2001 ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Holger St. wegen Bestechlichkeit im schweren Fall. Die Ermittler waren Holger St. und Manfred K. durch Hinweise aus dem Hafen auf die Schliche gekommen. Dort hatte man sich gewundert, daß der Sachbearbeiter mit dem eher bescheidenen Einkommen mit diversen Luxusautos zum Dienst kam. Die Leidenschaft für exklusive Fahrzeuge verband Holger St. und Manfred K. Deshalb machte der Unternehmer seinem Freund eine besondere Freude, als er ihm einen Mercedes CLK überließ.

Auch St.s Sohn Frank (41) soll einen Mercedes bekommen haben. Deshalb steht er wegen Beihilfe vor Gericht. Doch er ist sich keiner Schuld bewußt. "Ich habe das Auto für 30 000 DM von Manfred K. gekauft. Das war ein angemessener Preis." Der Prozeß wird fortgesetzt.