Gründer von Otto Group und ECE starb im Alter von 102 Jahren in Berlin. Von Hamburg aus startete Otto eine große deutsche Unternehmergeschichte.
Hamburg. Der Hamburger Versandhandels-Pionier Werner Otto ist tot. Der Gründer des Otto-Konzerns und der Einkaufscenter-Entwicklungsgesellschaft ECE starb bereits am 21. Dezember im Alter von 102 Jahren im Kreise seiner Familie in Berlin, wie die Otto Group am Dienstag in Hamburg mitteilte.
Otto hatte den Otto-Versand 1949 in Hamburg gegründet und bis Mitte der 60er Jahre zu einem der führenden Unternehmen der Branche ausgebaut. Sein ältester Sohn Michael formte die Otto Group ab den 80er Jahren zu einem Weltkonzern. Der Unternehmensgründer baute völlig unabhängig davon mit der ECE ein zweites Erfolgsunternehmen auf, heute die führende Entwicklungs- und Managementgesellschaft für Einkaufscenter in Europa. Er betätigte sich vielfach als Mäzen für soziale und kulturelle Ziele. Otto hinterlässt seine Ehefrau Maren sowie fünf Kinder.
Im Kreise der Familie hatte Otto noch 2011 seinen 102. Geburtstag gefeiert - in bester Gesundheit, wie ECE damals mitteilte. "Mein Mann hatte das große Glück, gesund in einem harmonischen und liebevollen Familienumfeld alt zu werden. Er hat bewusst etwas für seine Gesundheit getand und diszipliniert gelebt", sagte Maren Otto nach dem Tod ihres Ehemannes. "Doch sein vielleicht wichtigster Lebensgrundsatz war, auch im Alter immer noch Ziele zu haben. Von Herzen dankbar sind wir, dass unsere Familie vor größeren Schicksalsschlägen bewahrt worden ist."
Dr. Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group: "Mein Vater hatte ein reich erfülltes Leben. Er hat sich stets besonders mit der Zukunft beschäftigt und unternehmerisch außerordentlich viel bewegt. Vor allem hat er den Mensch in den Mittelpunkt seines Handelns gestellt, war sozial engagiert und mir persönlich immer ein wertvoller und vertrauter Gesprächspartner."
+++ Porträt: Werner Otto war der letzte legendäre Nachkriegsunternehmer +++
Alexander Otto, jüngster Sohn von Werner Otto und ECE-Chef: "Mein Vater war ein wirklicher Visionär, der das Glück hatte, mit Gesundheit und Tatendrang seine Ideen in die Tat umsetzen können und dabei vielfacherfolgreich war - ob mit dem Otto Versand, der ECE oder den Aktivitäten in den USA. Vor allem aber war er ein guter Vater, der mich immer inspiriert und angespornt hat."
Geboren wurde Werner Arthur Arnold Otto am 13. August 1909 im brandenburgischen Seelow als Sohn eines Kaufmanns. Seine Mutter starb, als er ein Jahr alt war. Nach dem Krieg kam Otto mit seiner Familie nach Hamburg, wo er in Schnelsen eine Schuhfabrik gründete. Als die Zonengrenzen aufgehoben wurden, schloss Otto die Fabrik und gründete am 17. August 1949 mit 6.000 Mark Startkapital und vier Mitarbeiter die später größte Versandhandelsgruppe der Welt. Der erste Katalog von "W. Otto" umfasste gerade einmal 14 Seiten, auf denen er 28 Paar Schuhe präsentierte - jedes Modell einzeln fotografiert und per Hand eingeklebt. Das Cover des begehrten Kataloges zierten bislang zahlreiche prominente Frauen, unter ihnen die Sängerin Nena, das Hamburger Model Toni Garrn und zuletzt RTL-Moderatorin Nazan Eckes.
Schon bald spiegelten die Kataloge die gestiegenen Wünsche, Träume und Ansprüche der jungen Bundesrepublik wider. Statt Schuhe gab es Hemden, Bettwäsche, Schmuck und Spielzeug zu kaufen. Mit hohem persönlichen Engagement ("Das Einzige, was mich strapaziert, ist Passivität") baute Otto den Versandhandel zu einem bundesweit bedeutenden Unternehmen auf. Er führte aber auch als einer der ersten Chefs soziale Arbeitszeiten wie die Fünf-Tage-Woche ein. Heute ist der Otto-Konzern das größte Versandhandels-Unternehmen weltweit. Die Gruppe mit Sitz in Hamburg-Wandsbek beschäftigt rund 50.000 Mitarbeiter und befindet sich nach wie vor in Familienbesitz.
1965 übertrug Otto die operative Führung an den familienfremden Manager Günter Nawrath, ehe 1981 der älteste Otto-Sohn Michael übernahm. 1965 gründete Werner Otto in Hamburg die Immobiliengesellschaft ECE Projektmanagement GmbH, deren Chef im Jahr 2000 Alexander Otto wurde. 1973 begann Otto mit dem Aufbau der US-amerikanischen Immobiliengruppe Paramount Group New York.
Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich Otto schon früh als Mäzen. Besonders setzte sich der fünffache Vater für junge Patienten ein. Mit Millionenspenden unterstützte er 1974 den Bau des "Werner-Otto-Instituts der Alsterdorfer Anstalten", eines Spezialinstituts zur Früherkennung und Behandlung mehrfach behinderter Kinder sowie das Universitätsklinikum Eppendorf, das die Gelder unter anderem zur Krebsbehandlung junger Menschen einsetzte. In seinem brandenburgischen Geburtsort Seelow ließ er zudem eine im Krieg zerstörte Kirche wieder aufbauen.
Otto wurde mit zahlreichen Auszeichnungen dekoriert, darunter das Bundesverdienstkreuz, die Ehrengedenkmünze des Hamburger Senats sowie die Bürgermeister-Stolten-Medaille.
Mit Material von dpa