Die Wirtschaft könnte zu Beginn des nächsten Jahres stagnieren, sagt Stark. Dies sei aber keine Rezession, sondern eine Wachstumsdelle.

Hamburg. Mehr Optimismus im Hinblick auf die europäische Wirtschaft, fordert der scheidende EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark. Er warnt vor einer zu pessimistischen Darstellung der Konjunkturentwicklung. Im Gegenteil sei er, sagt er der Zeitung „Die Welt„, eher positiv überrascht von den jüngsten Wirtschaftsdaten. „Die Investoren weltweit schätzen aus ihrer Sicht die Lage zu negativ ein.“ Ende des Jahres könnte die Wirtschaft schrumpfen und zu Beginn des nächsten Jahres vielleicht stagnieren. Dies sei aber keine Rezession, sondern eine Wachstumsdelle.

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Scharfe Kritik übt Stark an der Stärkung des Internationalen Währungsfonds im Kampf gegen die Schuldenkrise: „Europa gibt sich durch die Einbeziehung des IWF doch völlig internationalen Gremien und damit den Interessen preis, die dort vertreten werden.“ Der Kontinent müsse seine Probleme selber lösen, forderte Stark. Die IWF-Stärkung über die Notenbanken sei der Versuch, das Verbot der direkten Staatsfinanzierung durch die Zentralbanken in Europa zu umgehen.

Die Euro-Finanzminister hatten sich am Montag darauf verständigt, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) durch bilaterale Kredite 150 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Auch einige europäische Nicht-Euro-Staaten beteiligen sich, so dass insgesamt rund 175 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Der IWF soll damit in die Lage versetzt werden, angeschlagenen Euro-Staaten im Notfall besser unter die Arme greifen zu können.