Bis Jahresende wollten Frankfurt und New York zur weltgrößten Börse fusionieren – doch die Wettbewerbshüter wollen nicht mitspielen.

Frankfurt/New York. Eigentlich sollten in Frankfurt und New York zum Jahresende die Sektkorken knallen. Doch es will nicht recht klappen mit der geplanten Megabörse. Schon zwei Mal mussten Deutsche Börse und NYSE Euronext nachbessern, um die Kritik der Brüsseler Wettbewerbshüter doch noch zu entkräften. Die hessische Börsenaufsicht droht mit ihrem Veto gegen den Zusammenschluss, sollten die Belange des Finanzplatzes Frankfurt unter die Räder kommen. Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni stellte klar: Eine Fusion um jeden Preis wird es nicht geben. Mancher Experte hält ein Scheitern der Pläne gar für die bessere Variante für den Dax-Konzern.

+++ Deutsche Börse und NYSE machen EU weitere Zugeständnisse +++
+++ Aktionäre klagen gegen Börsenfusion +++

Die Brüsseler Wettbewerbshüter befürchten vor allem eines: Dass die weltgrößte Börse Monopolist im europäischen Derivatehandel wird. Der Handel mit solchen Finanzprodukten, mit denen man auf künftige Kurse wetten und sich gegen Kursverluste absichern kann, ist eines der Filetstücke der Börsenbetreiber auf beiden Seiten des Atlantiks. Zwar scheinen die Partner inzwischen bereit, das gesamte Aktienderivategeschäft der zur NYSE Euronext gehörenden Terminbörse Liffe zu verkaufen. Eine komplette Abspaltung der Liffe oder gar der Deutsche-Börse-Derivatetochter Eurex kommt für die Konzerne aber nicht infrage, wie Francioni klarstellte: Falls ein solcher Verkauf die Brüsseler Bedingung für die Genehmigung wäre, „dann würden signifikante Vorteile der Fusion fehlen".

Doch jetzt gibt es endlich wieder gute Nachrichten von der Börsenfront: Die USA geben grünes Licht für die geplante Mega-Fusion. Der Zusammenschluss zum weltgrößten Börsenbetreiber sei unter der Voraussetzung genehmigt worden, dass sich eine Tochter der Deutschen Börse von ihrer Beteiligung an Direct Edge trennt, teilte das amerikanische Justizministerium am Donnerstag mit.

„Dies ist ein bedeutender Meilenstein für den Zusammenschluss der beiden Börsen“, erklärte die Deutsche Börse. Sie will ihre indirekte Beteiligung an Direct Edge bis zum vollständigen Verkauf passiv weiterführen. Nach Angaben des amerikanischen Justizministeriums ist Direct Edge die viertgrößte Börse in den USA. Die Deutsche Börse hält über ihre Tochter International Security Exchange (ISE) 31,5 Prozent an dem Unternehmen. Auch nach dem Verkauf muss die Deutsche Börse nach dem Willen des Ministeriums für Direct Edge bestimmte Dienstleistungen erbringen.

Deutsche Börse und Nyse können sich nun auf die Verhandlungen mit den Kartellbehörden in Europa konzentrieren. Sowohl die Europäische Union (EU) als auch das hessische Wirtschaftsministerium als Börsenaufsicht haben schwere Bedenken gegen das Vorhaben angemeldet.

Die Fusionspartner hatten erst vor wenigen Tagen versucht, die Bedenken durch ein weiteres Angebot auszuräumen. Sie verpflichteten sich zusätzlich zu den bereits angebotenen Zugeständnissen, die veröffentlichten Standard-Gebühren für europäische Derivate-Kontrakte drei Jahre lang konstant zu halten. Die Wettbewerbshüter der EU haben sich Insidern zufolge davon nicht beeindruckt gezeigt. Ein Treffen mit Vertretern der EU-Wettbewerbsbehörde am Mittwoch sei zwar sachlich und freundlich verlaufen, sagten zwei mit dem Treffen vertraute Personen. Hinsichtlich der Positionen zum Derivatemarkt blieben die Meinungsverschiedenheiten aber anscheinend unverändert bestehen.Im Derivatehandel an europäischen Börsen würden die Deutsche-Börse-Tochter Eurex und die zur Nyse gehörenden Londoner Derivatebörse Liffe zusammen auf einen Marktanteil von über 90 Prozent kommen.

Deutsche Börse und Nyse würden sich mit ihren Argumenten nun wohl direkt am Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia oder an die gesamte EU-Kommission wenden, sagten die Informanten. Die EU will bis spätestens 9. Februar eine Entscheidung fällen.

(dpa/abendblatt.de)