Die Fusion von Wall Street und Deutscher Börse könnte kompliziert werden. Die USA erheben Ansprüche auf Name und Management.
Die anvisierte Fusion der Deutschen Börse mit ihrem New Yorker Pendant Nyse Euronext hat einen einflussreichen US-Senator auf den Plan gerufen. Der Demokrat Charles Schumer, der auch dem Bankenausschuss des Senats angehört, pochte insbesondere darauf, dass die Nyse im künftigen Unternehmensnamen zuerst genannt werde.
Der Name werde ein „kritischer Faktor“ sein, wenn es darum gehe, den Zusammenschluss zu unterstützen, sagte Schumer. „Manch einer mag vielleicht sagen: ’Was bedeutet schon ein Name’, aber ich sage: ’Sehr viel’.“ Die New Yorker Börse sei „ein Symbol des nationalen Prestiges“ und ihre Marke dürfe unter dieser Fusion nicht leiden. Kreisen zufolge debattieren beide Unternehmen über den Namen des neuen Unternehmens zwar noch. Als Favorit gelte aber „DB NYSE Group“.
Schumer betonte außerdem, ihm sei versichert worden, dass die Amerikaner die Management-Kontrolle in dem neuen Unternehmen erhalten würden. Wenig später stellte Schumers Sprecher in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters klar, dass der Senator mit seinen Äußerungen keineswegs den Eindruck erwecken wollte, mehr über das Arrangement zu wissen, als dass Nyse-Chef Duncan Niederauer CEO werden solle.
Schumers Äußerungen deuten darauf hin, dass es für die Unternehmen schwierig werden könnte, eine Zustimmung für die Fusion zu erhalten. Beide Seiten arbeiten Kreisen zufolge mit Hochdruck an einer Rahmenvereinbarung, der die Aufsichtsratsgremien der Unternehmen am Dienstag zustimmen können. Obwohl viele Detailfragen noch ungeklärt sind, geben sich alle Beteiligten optimistisch, dass die Megafusion gelingen wird.
Formal soll die Nyse Finanzkreisen zufolge die Deutsche Börse schlucken, deren Aktionäre hielten dann aber rund 60 Prozent an dem neuen Konzern. Leiten soll die Mega-Börse Nyse-Chef Niederauer in New York, wo der Aktienhandel angesiedelt werden soll.
Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni soll als Verwaltungsratchef von Frankfurt aus arbeiten, von wo aus der Derivatehandel gesteuert werde. Auch über die Besetzung des Boards des kombinierten Unternehmen sei man sich einig, sagte ein Insider. Viele weitere Details – beispielsweise die Frage, welche Handelssysteme das neue Unternehmen verwenden wird - sollten demnach dagegen erst nach der Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung geklärt werden.