Nach monatelangen Verhandlungen verkündeten die Tokyo Stock Exchange (TSE) und der Finanzmarkt von Osaka am Dienstag ihren Zusammenschluss, der Anfang 2013 vollzogen werden soll. Damit reagieren die beiden Unternehmen auf den harten Wettbewerb.

Tokio. In Japan bündeln die Aktienmärkte von Tokio und Osaka ihre Kräfte und schaffen dabei den weltweit drittgrößten Börsenbetreiber. Nach monatelangen Verhandlungen verkündeten die Tokyo Stock Exchange (TSE) und der Finanzmarkt von Osaka am Dienstag ihren Zusammenschluss, der Anfang 2013 vollzogen werden soll. Damit reagieren die beiden Unternehmen auf den harten Wettbewerb sowie weltweit als auch innerhalb Japans. Die Fusion der Deutschen Börse mit der weltweiten Nummer eins, der NYSE Euronext, zum wichtigsten Finanzhandelsplatz der Welt bringt die Konsolidierung in Japan aber nicht in Gefahr.

An den Börsen in Tokio und Osaka sind Aktien mit einem Gesamtwert von 3,6 Billionen Dollar notiert. Daran gemessen rangieren neben der NYSE Euronext mit zwölf Billionen Dollar nur noch die Nasdaq OMX mit fast vier Billionen Dollar vor der neuen Firma mit dem Namen Japan Exchange Group. Der Abstand der Nummer eins dürfte nach der Fusion mit der Deutschen Börse noch größer werden. Seit längerem ringen die New Yorker und die Frankfurter Börse um ihren Zusammenschluss. Die Fusion hatten die beiden Firmen bereits vor neun Monaten verkündet, allerdings gibt es Widerstand von der EU-Kommission. Erst vor wenigen Tagen machten die Anbieter Zugeständnisse, um den neun Milliarden-Dollar-Merger doch noch unter Dach und Fach zu bekommen.

Die Branche macht sich seit Jahren über zahlreiche Fusionen und Übernahmen wetterfest für das raue Marktumfeld. Das Volumen der Merger belief sich allein in den vergangenen fünf Jahren auf rund 83 Milliarden Dollar. Asien hat das Fusionskarussell aber bislang im Prinzip nicht erfasst. Der einzige Vorstoß in der Region, der geplante Kauf der australischen Börse ASX durch die Börse Singapur SGX für acht Milliarden Dollar, scheiterte am Veto der australischen Regierung.

Der gut vier Milliarden Dollar schwere Zusammenschluss in Japan soll Tokio und Osaka nun in erster Linie auf dem zuletzt schwächelnden japanischen Markt wieder fit machen. Das Zusammengehen ist so geplant: Bis Anfang 2013 kauft die bislang nicht börsennotierte Tokioter Börse bis zu zwei Drittel ihrer bisherigen Rivalin. Ein Listing ist angepeilt, sagte der Chef der Tokyo Stock Exchange Atsushi Saito, der das neue Unternehmen führen soll. Der Chef der Osaka-Börse, Michio Yoneda, wird in Zukunft das operative Geschäft auf Vorstandsebene verantworten.

Die beiden Börsenbetreiber ergänzen sich gut: Die TSE ist vor allem im Cash-Aktienhandel gut vertreten – sie dominiert diesen Bereich mit 90 Prozent Marktanteil. Die Osaka-Börse dagegen ist Spezialistin für den Derivate-Handel. Experten kritisieren jedoch, den Unternehmen fehle eine überzeugende internationale Strategie – ein wichtiger Faktor für künftiges Wachstum. In Japan schwächelt die Wirtschaft und die Preise sinken.

Je Aktie der Osaka-Börse bietet die TSE 480.000 Yen und damit einen Aufschlag von 14 Prozent auf den letzten Schlusskurs. OSE-Aktien schlossen in Tokio lediglich 4,6 Prozent fester. Offenbar sind Anleger noch nicht ganz überzeugt von dem Vorhaben. „Ich denke nicht, dass der Merger zu einem großen Anstieg der Handelsumsätze führen wird“, sagte Nomura-Analyst Sadakazu Osaki. Die Handelsaktivität sei aber der zentrale Faktor, sagte er. Der Regierung dürfte die Fusion indes recht sein, da sie den japanischen Markt stärkt. In Tokio sorgt man sich seit längerem über den Bedeutungsverlust angesichts der zunehmenden Konkurrenz von Börsenplätzen wie Shanghai oder Singapur.