Der amerikanische Onlinespiele-Anbieter Zynga bringt es mit Facebook-Spielen wie “Farmville“ und “Cityville“ zu Börsen-Milliarden.

New York. Mit Onlinespielen bei Facebook wie "Farmville", "Cityville" oder "Mafia Wars" reich werden? Für Zynga ist dies Wirklichkeit geworden. Mit dem größten Börsengang eines amerikanischen Internet-Unternehmens seit Google haben die Entwickler und Marktführer bei Spielen für Facebook eine Milliarde Dollar eingenommen. Das Unternehmen wurde seine Wertpapier am oberen Ende der zuletzt angepeilten Spanne zu je 10 Dollar los, wie aus Daten der US-Technologiebörse Nasdaq hervorgeht. An diesem Freitag wird die Aktie zum ersten Mal in New York gehandelt.

Zusammen mit den Anteilsscheinen, die noch bei den Alteigentümern verbleiben, wird Zynga den Angaben zufolge mit 7 Milliarden Dollar bewertet. Mit noch ausstehenden Optionen läge der Firmenwert bei 8,9 Milliarden Dollar. Mit dem Volumen des Börsengangs von einer Milliarde Dollar erfüllte Zynga die Ankündigung aus dem Sommer - allerdings mussten dafür mit einem Anteil von knapp 15 Prozent deutlich mehr Aktien verkauft werden als gedacht.

Zynga bietet seine Spiele über Soziale Online-Netzwerke an, wobei Facebook der mit Abstand wichtigste Partner ist. Dort tummeln sich im Monat 223 Millionen Nutzer in Zynga-Titeln. Am erfolgreichsten sind derzeit die Simulationen "Cityville“, "Castleville“ und "Farmville“, in denen Spieler eine Stadt, ein mittelalterliches Königreich oder einen Bauernhof aufbauen. Auch ein Pokerspiel lockt Millionen.

Zynga hat ein Geschäftsmodell in der gesamten Branche populär gemacht: Das Spielen ist an sich ist kostenlos, Nutzer können aber für kleine Beträge virtuelle Güter kaufen, auf die sie sonst lange warten müssten. "Farmville“-Bauern kommen beispielsweise dank eines Traktors schneller voran. Zudem schaltet das Unternehmen Werbung.

Nur ein Bruchteil der Zynga-Nutzer setzt echtes Geld ein – nach jüngsten Angaben waren es lediglich 6,7 Millionen. Doch angesichts seiner großen Reichweite kommt der Spieleanbieter trotzdem auf beachtliche Einnahmen: In den ersten neun Monaten 2011 verdiente das Unternehmen rund 30 Millionen Dollar bei einem Umsatz von etwa 830 Millionen Dollar.

Der Sprung aufs Parkett gilt als Testlauf für einen möglichen Börsengang des Online-Netzwerks Facebook im kommenden Jahr. Die klare Nummer eins unter den Sozialen Netzwerken dürfte alle bisherigen Internet-Börsengänge locker übertrumpfen: Bei Facebook steht eine Börsenbewertung von 100 Milliarden Dollar im Raum.

Noch hält Google den Rekord bei den Internet-Börsengängen. Im Jahr 2004 hatte der Aktienverkauf des Suchmaschinen-Betreibers knapp 1,7 Milliarden Dollar eingebracht, die Gesamtbewertung lag damals bei 23 Milliarden Dollar. Heute ist Google mehr als 200 Milliarden Dollar wert. Den größten Internet-Börsengang in diesem Jahr legte der russischen Suchmaschinenbetreiber Yandex mit einem Volumen von mehr als 1,3 Milliarden Dollar hin.

Der Börsenwert von Zynga fällt deutlich niedriger aus als erwartet. Noch zuletzt wurde mit einer Gesamtbewertung von zehn Milliarden Dollar gerechnet. Im Sommer war sogar über einen möglichen Börsenwert von 15 bis 20 Milliarden Dollar spekuliert worden. Seitdem hat sich das Klima für Internet-Börsengänge allerdings deutlich eingetrübt. Die Aktien mehrerer Firmen wie die Schnäppchen-Website Groupon oder das Internet-Radio Pandora rutschten nach einem anfänglichen Kursfeuerwerk sogar unter den Ausgabepreis.

Mit gut 14 Prozent bringt Zynga einen höheren Anteil am Unternehmen an die Börse als andere Online-Firmen in diesem Jahr. Der 45-jährige Chef und Gründer von Zynga, Mark Pincus, wird aber weiter fest die Kontrolle behalten. So wie andere frühe Investoren will er sich beim Börsengang nicht von Anteilen trennen. Außerdem hat Zynga eine Drei-Klassen-Aktienstruktur mit unterschiedlichen Stimmrechten. Laut Zynga-Unterlagen liegen gut 38 Prozent der Stimmen in der Hand des Gründers, so dass ohne ihn keine wichtige Entscheidung getroffen werden kann. Zu ordentlichem Geld kam Pincus bereits im Frühjahr: Damals kaufte ihm Zynga einen Teil seines Anteils für 109 Millionen Dollar ab – noch zu 14 Dollar je Aktie.

Die Social-Games-Branche wertet den Start als gutes Zeichen. „Der Gang an die Börse von Zynga und die erwartete Bewertung spiegeln das starke Wachstum – von Umsätzen und Nutzerzahlen – der jungen Branche wieder“, sagte Jens Begemann, Gründer und Chef des Zynga-Konkurrenten Wooga in Berlin. Seine Erwartungen an die weitere Entwicklung seien hoch: "Spielen ist ein tiefes menschliches Bedürfnis und damit dessen Befriedigung ein Markt.“ Wooga ist hinter Zynga und Electronic Arts die Nummer 3 bei Facebook-Spielen.

Von Andrej Sokolow und Daniel Schnettler