Für Deutschland und andere vergleichsweise solide dastehende Länder würden die Zinskosten durch die Einführung von Eurobonds steigen. Die Probleme Griechenlands seien für viele Banker absehbar gewesen.

Passau. Der Druck auf hochverschuldete Euro-Länder darf nach Ansicht von Deutsche-Bank -Chef Josef Ackermann nicht verringert werden. Gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds, seien das falsche Signal an Länder wie Italien oder Spanien, sagte Ackermann am Montagabend in Passau. „Ich bin jetzt dagegen.“ Die Länder müssten vielmehr ihre Hausaufgaben machen. „Wir müssen den Druck auf die Staaten erhöhen.“ Solange der Laden nicht in Ordnung sei, machten Euro-Bonds keinen Sinn. Für Deutschland und andere vergleichsweise solide dastehende Länder würden die Zinskosten durch solche Emissionen steigen, weswegen die Bundesregierung diese ablehnt. Manche Experten betonen aber, dass sie den Druck aus dem Kessel nehmen und damit zur Lösung der Krise beitragen könnten.

Die Probleme Griechenlands seien für viele Banker absehbar gewesen. „Griechenland hat man schon gesehen“, so Ackermann auf einer Veranstaltung der „Passauer Neuen Presse“. Nur die Ansteckungsgefahr sei von allen unterschätzt worden. Ansonsten hätte das Problem leichter gelöst werden können. Nun gehe es primär darum, dass es nach Griechenland in den nächsten Jahren keinen weiteren Schuldenschnitt geben dürfe. „Das Problem ist, es glaubt uns niemand mehr.“ Daher seien die Zinsen für Italien und Spanien zuletzt deutlich gestiegen.

Ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone sei jedoch keine Lösung. Das wäre schlimm, bekräftigte Ackermann. Niemand könne die Kollateralschäden beziffern. Das Land würde seine Schulden erst recht nicht mehr bedienen können, auch die Forderungen deutscher Firmen wären nichts mehr wert und die Altersvorsorge von Millionen Griechen würde kollabieren. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfe nicht als Notnagel missbraucht werden und alle Schrott-Anleihen aufkaufen. „Da bin ich total dagegen“, sagte Ackermann. Zur Hebelung des Euro-Rettungsschirmes sei vielmehr ein Versicherungslösung zu unterstützen, deutete er an. Mit dieser könnte man den Anlegern bei Neu-Emissionen von Staatsanleihen ein Teil des Risikos abnehmen und so die Nachfrage nach den derzeit kritischen Papieren wieder beleben.

Ackermann verteidigte auch die jüngsten Personalveränderungen bei der Deutschen Bank. Für seinen zunächst geplanten Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrates hätte er unzählige Gespräche mit Investoren aus der ganzen Welt führen müssen. Das sei mitten in der Schuldenkrise zeitlich nicht zu stemmen gewesen. Es habe Investoren für und gegen ihn gegeben. Manche Unterstützer wollten sich aber nicht offen zu erkennen geben. „Es war so ein bisschen eine offene Situation.“

Statt Ackermann soll nun der Allianz -Kapitalmarktvorstand Paul Achleitner nächstes Jahr Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bank werden. Er sei ein hervorragender Kandidat. Ackermann ergänzte, er habe selbst lange überlegt. „Durch das Ermittlungsverfahren waren dann die letzten Zweifel ausgeräumt“, verwies er auf den Kirch-Prozess. In diesem Zusammenhang wird gegen ihn und andere Top-Manager von Deutschlands größter Bank wegen möglichen Prozessbetrugs ermittelt. Das bereite ihm keine schlaflosen Nächte. Die Ermittlungen würden zeigen, dass er in dem erbittert geführten Verfahren um die Gründe des Kollaps des einstigen Medienunternehmers Leo Kirch als Zeuge die Wahrheit gesagt habe.

Ackermann verteidigte auch die künftige Doppelspitze im operativen Geschäft mit dem Investmentbanker Anshu Jain und Vorstand Jürgen Fitschen. „Wir brauchten jemanden, der im Investmentbanking sehr zu Hause ist und einen, der Deutschland repräsentieren kann.“ Dafür habe es nicht einen perfekten Kandidaten gegeben. Ackermann betonte, er werde auf jeden Fall bis Ende Mai 2012 im Amt bleiben. Damit werde er noch die Bilanz für 2011 vorstellen und die Hauptversammlung leiten. Durch die Schuldenkrise müsse das Investmentbanking zwar an die verschlechterten Rahmenbedingungen angepasst werden, aber nicht so stark wie etwa bei der Schweizer UBS. Die Zukunft der Bank bestehe aus einem Gleichgewicht von Investmentbank und anderen Zweigen wie dem Privat- und Firmenkundengeschäft.

Zu einem Wechsel an die Spitze des Verwaltungsrates des Schweizer Versicherers Zurich Financial wollte sich Ackermann nicht genau einlassen: „Das ist absolut offen.“