Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg löst Vertrag bei Darmstädter Konzern zum Jahresende auf. Merck bedauert Mappus' Entscheidung.

Stuttgart/Darmstadt. Der Druck auf den ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus ist offenbar zu groß geworden: Der wegen des EnBW-Einstiegs des Landes Baden-Württemberg unter Beschuss geratene CDU-Politiker verlässt den Pharmakonzern Merck nach nur vier Monaten. "Die zumeist diffamierenden Angriffe und Verleumdungen gegen meine Person und die von mir geführte Landesregierung im Zusammenhang mit dem Einstieg des Landes bei der EnBW erfordern eine angemessene Reaktions- und Wehrfähigkeit meinerseits“, sagte er den "Stuttgarter Nachrichten“ (Dienstagausgabe).

Per Pressemitteilung ließ Mappus verbreiten, dass dies "mit der zeitlichen Inanspruchnahme durch meine derzeitige Tätigkeit im Ausland bei der Merck KGaA“ nicht zu leisten sei. Er bedauere den Schritt sehr und bedankte sich für "das ungeteilte Vertrauen und Verständnis“ der Merck-Geschäftsleitung.

Ein Konzernsprecher bestätigte, dass Mappus um die Auflösung seines Vertrages gebeten habe. Er verlasse den Darmstädter Konzern zum Jahresende. Begonnen hatte Mappus am 1. September, nachdem die von ihm geführte Landesregierung nach den Landtagswahlen im Frühjahr von einer grün-roten Koalition abgelöst worden war. Er sollte eigentlich im kommenden Jahr die Landesgesellschaft des Chemie- und Pharmaunternehmens in Brasilien leiten . "Wir bedauern den Schritt und respektieren die Entscheidung“, sagte der Sprecher.

Nach immer neuen Details über den Kauf von 46,5 Prozent der EnBW-Anteile durch das Land im Dezember 2010 war Mappus zunehmend in die Kritik geraten. Als Ministerpräsident hatte er das Geschäft quasi im Alleingang am Parlament vorbei ausgehandelt. Zudem gab es unterschiedliche Versionen über den Ablauf des Kaufes von Mappus und dem damaligen Verkäufer, dem französischen Energieversorger EdF.

Schließlich wird auch die Rolle der Beraterfirmen, insbesondere der Kanzlei Gleiss Lutz, untersucht. Inzwischen hat der Landesrechnungshof angekündigt, zu prüfen, ob „vor dem Ankauf der EnBW-Anteile durch das Land ein rechtlich ordnungsgemäßes und wirtschaftlich fundiertes Bewertungsverfahren für diese Anteile durchgeführt worden“ sei.