Wegen Sonderbelastungen ist der Pharma- und Chemiekonzern Merck in die roten Zahlen gerutscht. Das Management senkt die Jahresprognose.

Darmstadt. Der Pharma- und Chemiekonzern Merck ist überraschend in die roten Zahlen gerutscht. Hintergrund sind unerwartet hohe Wertberichtigungen in der Pharmasparte. Der Familienkonzern wies für das zweite Quartal 2011 einen Verlust von 84 Millionen Euro aus – nach einem Gewinn von 187 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Vorstandschef Karl-Ludwig Kley verwies am Mittwoch erneut auf Sparmaßnahmen, ohne aber Konkretes zu sagen. „Wir werden Prozesse verschlanken und Kosten überprüfen“, sagte er in einer Telefonkonferenz. „In der Führung unserer Geschäfte gibt es Veränderungsbedarf.“ Gleichzeitig schraubte Merck die Erwartungen für das Gesamtjahr zurück. Die Aktie lag am Mittag 5,6 Prozent unter dem Vortag.

Im zweiten Quartal wies Merck beim operativen Ergebnis einen Verlust von 11,4 Millionen Euro nach plus 326,2 Millionen Euro im Vorjahr aus. Beim Umsatz verbuchte das Unternehmen einen Anstieg um 16 Prozent auf 2,56 Milliarden Euro. Kley sagte, ausschlaggebend hierfür sei die Übernahme des US-Laborausrüsters Millipore. 2011 ist das erste vollständige Geschäftsjahr mit Millipore. Hauptverantwortlich für die Rückgänge beim Ergebnis seien Einmaleffekte im Pharmabereich in Höhe von rund 370 Millionen Euro gewesen. Der größte Anteil entfiel auf Abschreibungen für Merck Serono. Merck hatte das schweizerische Biotechunternehmen Serono 2007 übernommen. Enthalten sind auch Integrationskosten für den zugekauften Laborausrüster Millipore sowie Wertminderungen für Überkapazitäten in der Schweizer Biotech-Anlage. Dort wird hauptsächlich das Krebsmittel Erbitux produziert.

In der Folge erwarte Merck für das Gesamtjahr nun ein operatives Ergebnis von etwa 1 Milliarde Euro. Zuvor hatte das Unternehmen einen Zuwachs von 35 bis 45 Prozent auf rund 1,48 bis 1,6 Milliarden Euro (2010: 1,1 Mrd Euro) in Aussicht gestellt. Beim Konzernumsatz wird nun mit einer Steigerung auf 10 bis 10,4 Milliarden Euro gerechnet (2010: 9,29 Mrd Euro). Eigentlich hatte Kley 10,2 bis rund 10,7 Milliarden Euro angepeilt. Zu Problemen bei der mit einem Umsatzanteil von rund 60 Prozent größten Merck-Sparte Serono hieß es, der Bereich müsse nachhaltig wettbewerbsfähig werden. Hier sollen Prozesse verschlankt werden. Zu möglichen Stellenstreichungen äußerte sich Kley nicht. Details würden 2012 bekanntgegeben. Serono hat etwa 17 000 Mitarbeiter. Merck beschäftigt weltweit rund 40 000 Mitarbeiter. Am Hauptsitz in Darmstadt hat das Unternehmen einschließlich der Auszubildenden rund 9300 Mitarbeiter.