Apple hat Levinson, Ex-Chef einer Biotech-Firma, zum neuen Chef des Verwaltungrates gemacht, Disney-Chef Bob Iger ins Direktorium berufen.

San Francisco. Der Apple-Konzern startet nach dem Tod von Steve Jobs einen Neuanfang. Der 61-Jährige Arthur Levinson nimmt den Platz von Jobs als Vorsitzender des Verwaltungsrates ein. Apple beruft außerdem Disney-Chef Bob Iger in das Aufsichtsgremium des Konzerns. Dies teilte der iPhone-Hersteller Apple am Dienstag mit. Der Chef des weltgrößten Unterhaltungskonzerns Disney kann nun die Strategie mitbestimmen.

Im Wettlauf mit Rivalen wie Amazon.com und Google bemüht sich der Konzern vermehrt um Medien-Inhalte und deren Vertrieb. Dafür scheint Bob Iger aus Sicht des Konzerns der richtige Mann zu sein.

Das Bündnis mit Disney liefert Apple wertvolle Inhalte für seine iTunes-Plattform und erwartete weitere Vorstoße ins TV-Geschäft. Zu dem Medienkonzern gehört neben der Filmsparte auch Fernsehsender-Ketten unter anderem mit ABC, dem Sportsender ESPN und den Disney-Kinderkanälen. Zuletzt wurde immer mehr spekuliert, dass Apple in den kommenden Jahren einen eigenen Fernseher auf den Markt bringen könnte. Dafür wäre ein breiter Zugriff auf TV-Inhalte entscheidend.

+++Amazon Kindle: Konkurrenz für Apple+++

+++Apple streitet sich mit Bonner Café um Apfel+++

Levinson ist seit langem Mitglied im Verwaltungsrat von Apple. Der Amerikaner ist auch Vorsitzender des Verwaltungsrats des Biotechnologieunternehmens Genentech. Experten setzen nun darauf, dass das Führungsgremium künftig unabhängiger wird als zu Zeiten des charismatischen Gründers. „Das Direktorium muss aus dem Schatten von Steve Jobs heraustreten“, sagte Wirtschaftsprofessor Jim Post von der Boston University School of Management. Jobs hatte sich krankheitshalber als Apple-Chef zurückgezogen und war an die Spitze des Direktoriums gewechselt. Der Unternehmensgründer ist im Oktober im Alter von 56 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.

Iger ist mit Apple schon seit langer Zeit verbunden. Der Lenker des weltgrößten Unterhaltungskonzerns hatte Steve Jobs dessen Animationsstudio Pixar 2006 abgekauft und ihn mit Aktien bezahlt, wodurch Steve Jobs persönlich zum größten Disney-Anteilseigner aufstieg.

Der Verwaltungsrat („Board of Directors“) hat in den USA hat die Aufgabe, das Management zu kontrollieren und die Strategie des Unternehmens mitzubestimmen, greift aber nicht ins Tagesgeschäft ein. Der Apple-Verwaltungsrat galt bislang als kleine, schlagkräftige Truppe, die fest hinter dem Management steht – auch wenn es etwa darum geht, den Druck von Aktionären abzuwehren, die einen Teil der gigantischen Geldreserven von mehr als 70 Milliarden Dollar gern als Dividende ausgezahlt sehen würden.

Steve Jobs hatte nach seiner Rückkehr zu Apple 1997 sich seine Kontrolleure quasi selbst aussucht und persönliche Freunde wie den Oracle-Chef Larry Ellison in das Gremium geholt. Danach gab es nur eine größere Umwälzung: Im August 2009 verließ der damalige Google-Chef Eric Schmidt das Apple-Board, weil der Internet-Konzern mit seinem eigenen Smartphone-Betriebssystem Android in Konkurrenz zum iPhone trat. Jobs warf Schmidt später einen „Verrat“ vor, kritisierte Android als „geklautes Produkt“ und setzte eine Lawine von Patentklagen in Gang.

Mit Material von reuters/dapd/dpa