Apple Stores am Hamburger Jungfernstieg und weltweit schlossen für mehrere Stunden. Unternehmen verfehlt erstmals die Erwartungen der Börsianer.

Hamburg/Cupertino. Am 5. Oktober starb Steve Jobs, der Kopf hinter dem angebissenen Apfel, im Alter von 56 Jahren nach einem langen Krebsleiden. Sein Tod erschütterte die Fans der Kultmarke Apple weltweit. Am Mittwoch schlossen weltweit Apple Stores für ein paar Stunden, damit die Mitarbeiter in einer firmeninternen Trauerfeier dem Firmengründer gedenken konnten. Auch das kürzlich eröffnete Geschäft am Hamburger Jungsfernstieg schloss seine Türen bereits um 18 Uhr - drei Stunden vor dem eigentlichen Ladenschluss. Jobs war im engen Familienkreis beigesetzt worden.

Die Erfolgsgeschichte des kalifornischen Unternehmens bekommt dagegen einen Knacks: Nur zwei Wochen nach dem Tod des legendären Firmengründers hat der Elektronikkonzern zwar neue Rekordzahlen vorgelegt. Doch zum ersten Mal seit Jahren verfehlte Apple die hochgesteckten Erwartungen der Börsianer. Sie hatten sich an gigantische Zuwächse gewöhnt und wollten nun immer größere Sprünge sehen. Laut Apple haben sich aber viele Kunden mit dem Kauf eines iPhones zurückgehalten, weil sie auf die im Oktober gestartete neue Version warteten. Jetzt verspricht der Konzern ein fabelhaftes Weihnachtsgeschäft.

Die Aktie fiel im New Yorker Handel am Mittwoch zunächst um 5 Prozent auf rund 400 Dollar, Milliarden an Börsenwert gingen flöten. Später relativierte sich das Minus wieder etwas. Die Anleger hatten den Kurs in den vergangenen Tagen in Erwartung neuer Bestwerte steil nach oben getrieben, bis auf ein Allzeithoch von fast 426,70 Dollar. Apple war damit zum wertvollstes Unternehmen der Welt aufgestiegen, verlor den Thron aber jetzt wieder an den US-Ölkonzern ExxonMobil.

„Ich traue meinen Augen nicht“, entfuhr es am Dienstag der Moderatorin des US-Wirtschaftssenders Bloomberg TV, als die Quartalszahlen aufschlugen. Beispiel iPhone: Apple konnte 17,0 Millionen der Handys absetzen. Das waren zwar 21 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Doch an die hohen Verkaufszahlen des Vorquartals und die hochgesteckten Erwartungen von bis zu 22 Millionen verkauften Geräten kam der Hersteller nicht heran.

Der neue Konzernchef Tim Cook gelobte mit dem neuen iPhone 4S Besserung im laufenden Vierteljahr: „Ich bin überzeugt, dass wir im Dezember-Quartal einen Rekord bei iPhone-Verkäufen aufstellen werden.“ Schon am ersten Wochenende setzte Apple mehr als vier Millionen neue iPhones ab.

Zudem untermauerte Apple die Ambitionen für das laufende Quartal mit einer Prognose deutlich über den bisherigen Erwartungen der Analysten: 37 Milliarden Dollar Umsatz und 9,30 Dollar Gewinn pro Aktie. Im abgelaufenen Quartal hatte Apple je Aktie 7,05 Dollar verdient, während die Experten-Schätzung bei 7,39 Dollar lag.

Im vergangenen Quartal verfehlte Apple auch bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen. Dabei stiegen die Zahlen deutlich: Der Umsatz kletterte um 39 Prozent auf 28,3 Milliarden Dollar (20,5 Mrd Euro); der Gewinn stieg um 54 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar.

Im gesamten Jahr verdiente Apple damit knapp 26 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 108,2 Milliarden. Die Vergleichszahlen des Geschäftsjahres davor: 65 Milliarden Dollar Umsatz, 14 Milliarden Dollar Gewinn.

Cook versprach weitere Zuwächse: „Wir haben fantastische Sachen in der Pipeline.“ Was es ist, verriet Cook in der Telefonkonferenz nach Vorlage der Zahlen nicht. Geheimnisse sind Teil des Apple-Erfolgs.

Die Verkäufe des Tablet-Computers iPad stiegen im vierten Geschäftsquartal um 166 Prozent auf 11,1 Millionen Geräte. Damit setzte Apple seit dem Start im Frühjahr 2010 rund 40 Millionen iPads ab und beherrscht weiterhin das Geschäft in dieser neuen Geräteklasse. Er glaube, dass auf Dauer der Tablet-Markt größer als der PC-Markt sein werde, betonte Cook. Und Apple werde dabei auf der Gewinnerseite sein: „Manche Menschen ziehen ein iPad einem Mac-Computer vor. Aber ich denke, dass mehr Leute ein iPad einem Windows-PC vorziehen.“

Von seinen Mac-Computern wurde Apple 4,9 Millionen Geräte los, immerhin 26 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Einzig die Verkäufe des iPod-Musikspielers gingen weiter um 27 Prozent auf 6,6 Millionen zurück. Viele Leute hören ihre Musik inzwischen lieber über ihr Smartphone.

Bohrende Fragen der Wall-Street-Analysten gab es nach der Zahlenvorlage zu dem Geldberg von Apple, der inzwischen auf über 80 Milliarden Dollar angewachsen ist. Investoren fordern angesichts des überragenden Geschäftserfolgs schon lange eine Dividende oder einen Aktienrückkauf. Doch Apple setzte die Milliarden bisher lieber für Deals mit Zulieferern oder Zukäufe ein und ließ den Großteil auf der hohen Kante.

Cook sagte, Apple werde mit dem Geld keine „Dummheiten“ machen. „Es brennt kein Loch in unsere Tasche.“ Zugleich sei es für ihn keine Glaubensfrage, ob Apple die Milliarden horte oder nicht. Man werde wie bisher das tun, was im Interesse der Firma ist. Rund zwei Drittel der Reserven liegen nicht in den USA, sondern im Ausland.