Die australische Airline hat alle Mitarbeiter angewiesen, bis Montag zu Hause zu bleiben. Stilllegung kostet Qantas 15 Millionen Euro pro Tag.

Sydney. Die australische Fluggesellschaft Qantas greift im Arbeitskampf mit Piloten, Bodenpersonal und Catering zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Völlig überraschend stellte sie am Sonnabend den Betrieb vorerst ein. Sowohl international als auch national wurden alle Flüge gestrichen. Mitarbeiter sollten von Montag an zu Hause bleiben, teilte Qantas mit. Die Regierung schaltete sich umgehend in die Auseinandersetzung ein und kündigte an, das Arbeitsgericht anzurufen. Dieses sollte noch Sonnabendnacht eine Krisensitzung abhalten. Mehrere Hundert Flüge und Zehntausende Passagiere sind allein am Wochenende von der Einstellung des Betriebs betroffen. Darunter auch einige Staatschefs, die derzeit in Perth an einem Treffen der Commonwealth-Staaten teilnehmen. Auch Air France annullierte am Sonnabend wegen des Streiks von Kabinenpersonal Flüge.

Seit September kämpfen drei Gewerkschaften mit Streikaktionen gegen die Restrukturierungs- und Einsparungspläne von Qantas-Chef Alan Joyce. Im Zuge des größten Umbaus des 1920 gegründeten Unternehmens soll das rote Zahlen schreibende internationale Geschäft neu aufgestellt werden. Zudem will sich Qantas mit der Gründung von zwei neuen Airlines auf den asiatischen Markt konzentrieren. 1000 der derzeit 32.000 Stellen sollen abgebaut werden, darunter 200 Piloten. Zur Flottenerweiterung bestellte Qantas für neun Milliarden Dollar bei Airbus neue Flugzeuge.

Firmenchef Joyce warf den Arbeitnehmervertretungen von Piloten, Bodenpersonal wie Gepäckabfertiger und Servicepersonal vor, Strategie und Marke mit Füßen zu treten. "Kunden wenden sich von uns ab“, sagte er. "Die Gewerkschaften halten nicht nur an unmöglichen Forderungen fest, sie wollen uns auch noch vorschreiben, wie wir unser Geschäft zu führen haben“, fügte er hinzu. Die Kosten für die Einstellung des Betriebs beliefen sich auf umgerechnet 15 Millionen Euro pro Tag. Insgesamt hat Qantas der Streit nach eigenen Angaben bislang rund 50 Millionen Euro gekostet.

Piloten-Vize: Joyce hält Nation Messer an den Hals

Die Aktion von Qantas sei Erpressung, hielt Richard Woodward, Vize-Präsident der australischen und internationalen Piloten-Vereinigung entgegen. "Alan Joyce hält der Nation ein Messer an den Hals. Es war klar, dass er Qantas ruinieren wollte, aber nicht, dass er es so schnell wollte.“

Wann Qantas-Flieger wieder abheben, ist unklar. Bei einer entsprechenden Entscheidung des Arbeitsgerichts könnten sie Sonntag wieder starten. Viele Passagiere saßen bereits im Flugzeug als die Anordnung, am Boden zu bleiben, kam. Dieses Wochenende ist wegen eines sehr beliebten Pferderennens in Melbourne am Dienstag eines der geschäftigsten in Australien. "Das ist bizarr, ungerechtfertigt und loyalen Kunden gegenüber unfair“, sagte ein gestrandeter Passagier in Melbourne.

Konkurrent Virgin Australia bot Qantas-Passagieren freie Kapazitäten an und prüft weitere Hilfen. In Frankfurt war ein Qantas-Flug am Abend nach Sydney betroffen. Bei Air France wurden vier Flüge zwischen Frankfurt und Paris annulliert.

Die französische Fluggesellschaft strich wegen eines fünftägigen Streiks des Kabinenpersonals etwa 20 Prozent der 1000 Verbindungen pro Tag. Bislang wurden etwa zehn Langstreckenflüge abgesagt. Weitere kurzfristige Annullierungen und Verspätungen schloss Air France nicht aus. Verschiedene Gewerkschaften haben die Flugbegleiter aufgerufen, im Streit über Arbeitsbedingungen bis zum späten Mittwoch in den Ausstand zu treten. Dienstag ist in Frankreich ein Feiertag, und viele nehmen sich für ein langes Wochenende den Montag frei. (rtr)