Ältere Flugzeuge werden stillgelegt, verlustträchtige Beteiligungen kommen auf den Prüfstand. 2012 soll Passagiergeschäft geringer wachsen.

Frankfurt. Deutschlands größtes Flugunternehmen hebt einfach nicht ab: Die Lufthansa hat nicht nur schwer mit rückläufigen Passagierzahlen zu kämpfen, auch das vergrößerte Flugangebot wurde von den Kunden nicht wie gewünscht angenommen. Im dritten Quartal büßte das Unternehmen dadurch im Vergleich zum Vorjahr rund ein Fünftel seines Verdienstes ein.

Die Konsequenz: Die Kranich-Linie könnte bald die Preise anheben, sagen Experten. Dafür spricht der konstant hohe Ölpreis, der ebenfalls auf die Bilanzen des Unternehmens einwirkt, sowie das erhöhte Angebot an Flügen: „Die Ticketpreise werden wahrscheinlich steigen müssen, schon wegen des hohen Ölpreises,“ sagte Analyst Sebastian Hein vom Bankhaus Lampe nach einem Blick auf die Zahlen. Die Lufthansa sei jetzt auch in einer guten Ausgangslage dafür, weil die Konkurrenz Kapazitäten abbaue oder zumindest nicht ausbaue. Nur Easyjet würde sein Angebot im Winterflugplan konstant halten. Sowohl Air Berlin als auch Ryanair kürzten um jeweils um rund sieben Prozent, British Airways um vier Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahr gingen bei der Lufthansa die Ticketverkäufe zurück. Im dritten Quartal konnten sie zwar immer noch 30,4 Millionen Tickets absetzen, das waren aber rund 1,5 Millionen weniger als im gleichen Quartal des Vorjahrs. Gleichzeitig bot die Airline mit fast 300.000 Flügen rund 5.000 Verbindungen mehr an. Unterm Strich blieben mit einem Nettoergebnis von 494 Millionen Euro aber rund 80 Millionen Euro mehr in der Kasse als Analysten zuvor erwartet hatten.

Die Lufthansa will aber nicht lediglich mit einer Preiserhöhung reagieren, sie streicht auch ihre Wachstumspläne für das kommende Jahre weiter zusammen. Ältere Flugzeuge werden stillgelegt, verlustträchtige Beteiligungen kommen auf den Prüfstand. Im kommenden Jahr sollen die Kapazitäten im Passagiergeschäft nur noch um drei Prozent statt der bislang geplanten neun Prozent wachsen, wie die Lufthansa am Donnerstag mitteilte. Je nach Buchungsentwicklung könnten auch weitere Anpassungen erfolgen. Zuvor hatte die Fluggesellschaft bereits ihre Pläne zur Kapazitätserweiterung im Winterflugplan deutlich zusammengestrichen. Aktionären gefiel der vorsichtigere Kurs der Kranich-Linie: Das Papier stieg im Dax um 5,8 Prozent auf 10,62 Euro.

Die Airline zeigt Zuversicht am Ende des Jahres besser dazustehen als die Konkurrenz. „Viele unserer Wettbewerber kämpfen darum, zum Jahresende zumindest noch eine schwarze Null zu erreichen,“ sagt der Vorstandsvorsitzende Christoph Franz. „Wir möchten dauerhaft die Nummer Eins in Europa bleiben.“ An der erst kürzlich reduzierten Prognose für das Gesamtjahr änderte der Vorstand nichts. Er rechnet 2011 bei einem Anstieg des Umsatzes mit einem operativen Gewinn im oberen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Lufthansa will außerdem mit der Billigfluglinie Germanwings angreifen, um auf verlustbringenden Kurzstrecken künftig wieder Geld zu verdienen. Zudem soll das Langstreckenangebot, in dem Lufthansa mehr Geld verdient, erweitert werden. Der Ausbau des eigenen Netzes soll außerdem dazu beitragen, neue Partnerschaften und Gemeinschaftsunternehmen zu schaffen.

(abendblatt.de/Reuters)