Grund sind “finanzielle Aspekte“: Vattenfall hatte Milliardensummen auch in das neue norddeutsche Kohlekraftwerk Moorburg investiert.

Hamburg. Der Energiekonzern Vattenfall erwägt den Verkauf oder die Stilllegung von Kohlekraftwerken in Deutschland sowie den Niederlanden. Wie der Chef des schwedischen Staatskonzerns, Øystein Løseth, am Freitag im Stockholmer Rundfunksender SR sagte, sind „rein finanzielle Aspekte“ Hintergrund für diese Pläne. Er verwies auf 2013 deutlich steigende Ausgaben für CO2-Zertifikate. Der deutsche Vattenfall-Sprecher Stefan Müller sagte der Nachrichtenagentur dpa, Løseth habe damit „im Prinzip nichts Neues gesagt“. Er meinte weiter: „Es gibt bei Vattenfall keinerlei Pläne zum Verkauf von einzelnen Kraftwerks-Standorten oder -Blöcken.“ Man prüfe aber „permanent die Profitabilität und Effizienz aller Anlagen“. Diese sei eben auch sehr stark abhängig von den Preisen der CO2-Zertifikate.

Løseth sagte im Rundfunk, wenn man betroffene Kohlekraftwerke nicht verkaufen könne, werde man einzelne möglicherweise „einmotten“. Als Ziel nannte er die Verminderung von Vattenfalls CO2-Emissionen von 90 auf 65 Millionen Tonnen bis 2020. Vattenfall hat umgerechnet 4,3 Milliarden Euro in das neue norddeutsche Kohlekraftwerk Moorburg bei Hamburg sowie den Braunkohle-Tagebau im sächsischen Boxberg investiert. Neben Umweltschützern hat auch die schwedische Regierung als Vattenfall-Eigner kritisiert, dass das Staatsunternehmen massiv auf fossile Energieträger setzt.

Der jahrelang in Deutschland mit hohen Gewinnen operierende Konzern ist im zweiten Quartal unter anderem durch Wertminderungen für die beiden seit Jahren stillstehenden Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel in die Verlustzone gerutscht. Als stark gefährdet gilt die Vattenfall-Investition über 1,5 Milliarden Euro in das Demonstrationsprojekt für unterirdische CO2-Lagerung (CCS) in Jänschwalde, weil das dafür notwendige Gesetz im Bundestag zu scheitern droht.

(abendblatt.de/dpa)