Gemeinsam stemmen sich die Top-20-Länder gegen ein Abrutschen der Weltwirtschaft. Die Banken wollen sie weiterhin mit genügend Geld versorgen.

Washington/Athen. Im Kampf gegen den Wirtschaftsabschwung und die anhaltenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten wollen die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer den Banken im Notfall mit ausreichend Geld zur Seite stehen. „Wir unternehmen starke Aktionen, um die Finanzstabilität zu erhalten, Vertrauen wiederherzustellen und das Wachstum zu unterstützen“, erklärten die G20 am Freitag in Washington nach einem Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs. Notwendig sei ein Aktionsplan, bei dem jeder seinen Anteil übernehme. Im Fall des Euro-Sorgenkindes Griechenland ist indes weiter keine Lösung in Sicht.

+++ Lagarde: Weltwirtschaft in Gefahr +++

Angesichts der Schuldenkrise in Europa und den USA gerieten zuletzt Banken auf beiden Seiten des Atlantiks immer stärker unter Druck. Mit Blick auf die wachsenden Spannungen betonten die G20 zugleich, dass sie alle notwendigen Maßnahmen unternehmen werden, „um die Stabilität des Bankensystems und der Finanzmärkte zu bewahren“. Die Länder stellten sicher, dass die Banken angemessen kapitalisiert sind. Die Notenbanken wiederum stünden weiterhin bereit, Liquidität bereitzustellen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte sich nach den Worten des belgischen Notenbankchefs Luc Coene schon zum Handeln gezwungen sehen. Konkret deutete der Notenbankchef Belgiens im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg die Möglichkeit zusätzlicher Liquiditätshilfen für die Geschäftsbanken an. Gefragt nach möglichen Zinssenkungen sagte Coene: „Die EZB hat niemals etwas im Vorhinein ausgeschlossen.“ In Washington trafen sich die Finanzminister und Zentralbankchefs der G20-Länder vor Beginn der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank. Zu den G20 gehören neben den wichtigsten westlichen Industrienationen auch aufstrebende Wirtschaftsmächte wie China, Indien und Brasilien. Bei der Zusammenkunft an diesem Wochenende stehen die Euro-Schuldenkrise und die Probleme der USA im Vordergrund.

In der G20-Erklärung hieß es, das Finanzsystem sei fragil. Versprochen wird: „Wir verpflichten uns zu einer starken und koordinierten Antwort auf die neuen Herausforderungen für die Weltwirtschaft.“ Die Eurozone werde die Feuerkraft des 2010 gespannten Rettungsschirms EFSF verbessern. Die Beschlüsse dazu hatten die Staats- und Regierungschefs der Eurozone bereits am 21. Juli in Brüssel getroffen. Mit der Zustimmung der Euroländer wird bis Mitte Oktober gerechnet. Der Bundestag wird nächste Woche abstimmen. Die Unruhe an den Finanzmärkten kann nach Einschätzung von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann auch die restliche Wirtschaft erfassen. „Es gibt Risiken, dass die Turbulenzen an den Finanzmärkten auch langsam übergreifen auf die realwirtschaftliche Lage“ sagte Weidmann in Washington nach dem Treffen der G20-Finanzminister und -Notenbankchefs.

Große Sorgen haben vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer mit Blick auf die Krisen in den Industrienationen. Sie fürchten ein Übergreifen und fordern insbesondere von der Eurozone entschiedenere Schritte im Kampf gegen das Debakel. In der Vergangenheit hätten sie wichtige Beiträge zur weltweiten Wirtschaftserholung geleistet, erklärten die in der Gruppe der G24 zusammengeschlossenen Länder am Donnerstag nach einer Konferenz in der US-Hauptstadt. Nun aber „sind wir besorgt über die Risiken eines ausgedehnten Abschwungs als Folge eines widrigen globalen Umfeldes“. In Europa geht die Suche nach einer Lösung im griechischen Schuldendrama weiter. Während der Athener Finanzminister Venizelos erstmals über eine geordnete Umschuldung des Euro-Sorgenkinds spekuliert haben soll, schließt der niederländische Notenbankchef Klaas Knot sogar eine Pleite Griechenlands nicht mehr aus.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) forderte Athen erneut eindringlich auf, die Zusagen für die internationalen Finanzhilfen auch einzuhalten. „Es ist klar: Die eingegangenen Verpflichtungen müssen umgesetzt werden“, sagte er in Washington. Venizelos hatte am Vortag vor Abgeordneten seiner Partei die verschiedenen Szenarien für die griechische Finanzkrise erörtert. Eins davon sei der Verbleib des Landes im Euroland mit einem Schuldenschnitt von 50 Prozent, berichtete die regierungsnahe Athener Zeitung „Ta Nea“ und die Nachrichten Internetseite „in.gr“ am Freitag. Auch das Boulevardblatt „Ethnos“ veröffentliche diese Informationen. Venizelos' Büro reagierte darauf mit der Bemerkung: „Alle diese Diskussionen, die Gerüchte, die Kommentare und Szenarien lenken ab vom zentralen Ziel.“ Dies sei die Fortsetzung des Sparkurses.

Der niederländische Notenbankchef Knot sagte der niederländischen Wirtschaftszeitung „Het Financieele Dagblad“, eine Staatspleite Athens sei „eines der Szenarien“. Knot ist Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB). „Ich sage nicht, dass Griechenland nicht bankrott gehen kann“, zitierte das Blatt Knot am Freitag in einem Vorab-Bericht. Die offizielle Linie europäischer Entscheidungsträger laute bislang, dass eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands nicht zur Debatte stehe. Schlechte Nachrichten gab es für griechische Banken: Die Ratingagentur Moody's sieht eine weiter gestiegene Gefahr von Bankenpleiten in dem Schuldenstaat und hat die Kreditwürdigkeit von acht Instituten um zwei weitere Stufen gesenkt.