Das Unternehmen investiert mehr als 40 Millionen Euro in Deutschland - vor allem in Hamburg. Bürgermeister Olaf Scholz zeigt sich zufrieden.
Hamburg. Seit dem Frühjahr hielten sich Gerüchte, der dänische Bierkonzern Carlsberg wolle sein Deutschlandgeschäft mit den Hamburger Marken Holsten und Astra verkaufen. Doch nun hat der viertgrößte Braukonzern der Welt solchen Spekulationen eine klare Absage erteilt: Das Unternehmen investiert mehr als 40 Millionen Euro in die Standorte Hamburg und Lübz. "Im Rahmen eines umfassenden Fünfjahresplans sollen die Holsten-Brauerei und die Mecklenburgische Brauerei Lübz nachhaltig modernisiert und gestärkt werden", teilte die Aktiengesellschaft gestern mit.
Damit bekenne man sich klar zum Deutschlandgeschäft und setze "ein deutliches Zeichen hinsichtlich der Zukunftsmöglichkeiten" der beiden Betriebe, hieß es weiter. "Holsten ist Hamburg und Hamburg ist Holsten. Das ist so und das wird auch so bleiben", sagte der Carlsberg-Deutschland-Chef Frank Maßen. Mit Beginn des Jahres 2012 werde man die Produktionsbereiche in Hamburg und Lübz "grundlegend aufrüsten" und in moderne Produktionstechnologien investieren.
Dabei soll der Großteil des geplanten Betrages auf Hamburg entfallen, wo rund 500 der gut 700 Beschäftigten von Carlsberg Deutschland arbeiten.
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So soll in Hamburg eine Anlage für die Herstellung von Bierflaschen aus Kunststoff (PET) entstehen, die künftig die gesamte Gruppe beliefern werde, erklärte Firmensprecher Udo Dewies. Zwar gebe es in anderen Carlsberg-Brauereien außerhalb Deutschlands bereits solche Anlagen, aber in Hamburg werde "die allerneueste Technologie" installiert. In anderen Ländern hätten sich PET-Flaschen dank ihrer Vorteile - nicht zuletzt ein niedrigeres Gewicht - bereits stärker durchgesetzt als in Deutschland. Modernisierungen und Neuanschaffungen werde es auch für andere Bereiche der Brauerei, zum Beispiel in der Filtration, geben.
Zwar schafft das Investitionsprogramm keine neuen Arbeitsplätze, es ist aber nach Angaben von Dewies auch nicht mit neuen Beschlüssen über Stellenstreichungen verbunden: "Es wird interne Verlagerungen geben, aber keinen Abbau über die natürliche Fluktuation hinaus." Selbst Maßen räumt ein, dass sich das Unternehmen in einem "äußerst schwierigen Umfeld" behaupten muss. Der deutsche Biermarkt ist seit Jahrzenten rückläufig ,der Konsum dürfte in diesem Jahr um weitere drei Prozent sinken. Hinzu kommt der Preisdruck in dem stark fragmentierten Markt; in Deutschland gibt es mehr als 1300 Brauereien.
Mit einem "gezielten Ausbau der Kernmarkenaktivitäten" will sich Carlsberg Deutschland vor diesem Hintergrund "langfristig behaupten beziehungsweise weitere Marktanteile dazugewinnen", so Maßen. Einzelne Marken - darunter nach Informationen des Abendblatts auch Holsten - sollen einen moderneren Auftritt erhalten. Zudem will man mithilfe von Partnern dafür sorgen, dass unter anderem der Absatz des "Hamburger Kultbiers" Astra auch im Süden und Westen Deutschlands vorankommt. Gespräche darüber liefen noch, sagte Dewies. Neben Holsten und Astra sind Duckstein, Carlsberg und Lübzer die Kernmarken des Konzerns in Deutschland.
Lutz Tillack, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten in Hamburg, begrüßte die Nachrichten: "Das ist ein positives Signal, weil es bedeutet, dass es nun wohl auf absehbare Zeit keinen Eigentümerwechsel geben wird", sagte er. Doch für Carlsberg müsse sich die Investition auch rentieren, und dies sei Chance und Herausforderung zugleich für die Belegschaft: "Die Anforderungen an die Mitarbeiter werden weiter steigen."
Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung der Dänen: "Mit dem Investitionskonzept setzt Carlsberg ein wichtiges und richtiges Signal für die Stadt Hamburg und die Belegschaft der Holsten-Brauerei", wird Scholz in der Carlsberg-Mitteilung zitiert. "Die Vereinbarung ist wegweisend und kann als ein großer Vertrauensbeweis in das Potenzial und die Wettbewerbsfähigkeit dieser Wirtschaftsregion gesehen werden."