Bis zu 200 Milliarden Euro sollen den Instituten fehlen. Doch die Analyse des IWF stößt in der Euro-Zone auf heftigen Widerspruch

Brüssel. Kopfschütteln in der Euro-Zone. Nach Bekanntwerden einer Anlayse vom Internationalen Währungsfonds (IWF), nach welcher angebliche Kapitallücke bei europäischen Banken nachgewiesen werden konnte, kommt es zu deutlichem Widerspruch. Ein Regierungsvertreter sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Die Regierungen in der Euro-Zone und die EZB stimmen überhaupt nicht überein mit der sehr fragwürdigen Methodik des IWF.“ Die technischen Annahmen des IWF seien sehr problematisch. Hintergund: In einer Analyse soll der Internationale Währungsfonds errechnet haben, dass bei den Instituten offenbar eine Kapitallücke in Höhe von bis zu 200 Milliarden Euro besteht. Veröffentlicht werden soll die Analyse in dem regelmäßig erscheinenden Finanzstabilitätsbericht der IWF - Noch vor den Herbsttreffen von IWF und Weltbank Ende September.

+++ Keine Zwangskapitalisierung von Banken +++

Kritisch betrachtet wird die Studie besonders vor dem Hintergrund einiger Äußerungen Lagardes, die am Wochenende mit ihrer Forderung nach Zwangs-Hilfen für die nach ihrer Ansicht unzureichend mit Kapital ausgestatteten Banken in Europa geworben hatte. Der Vorschlag stieß auf allgemeine Ablehnung. So auch bei dem noch amtierenden Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann: Die Deutsche Bank sei besser mit Kapital versorgt denn je. Der Geschäftsführer des Bankenverbandes BdB, Michael Kemmer, kritisierte die IWF-Chefin in der Zeitung „Die Welt„: „Man tut nicht gut daran, Aufgeregtheiten zu provozieren.“ Er räumte aber ein, dass die Staatsschuldenkrise zu weiteren Abschreibungen bei den Banken führen könnte. Die Landes- und Förderbanken brauchten kein zusätzliches Kapital, sagte ein Sprecher des Landesbanken-Verbandes VÖB. Zuletzt sagte der französische François Baroin, es gebe keinen Grund, sich über die Gesundheit des Bankensektors in Frankreich Sorgen zu machen.

Auch der französische Notenbankchef Christian Noyer sagte, die Geldinstitute des Landes seien solide und gut kapitalisiert. Die europäische Bankenaufsicht forderte im Rahmen der Debatte, dass sie Gelder direkt an notleidende Banken vergeben könne.

Die britische „Financial Times„ berichtet, dass in der Analyse untersucht wurde, welche Auswirkungen eine Neubewertung von Staatsanleihen hätte. Erste Reaktionen folgten noch vor der eigentlichen Veröffentlichung: Die spanische Finanzministerin Elena Salgado etwa kritisierte die IWF-Schätzung als „verzerrt“. Die Institution habe nur potenzielle Verluste untersucht und dabei deutsche Bundeanleihen ignoriert, deren Wert gestiegen sei, sagte Salgado der „FT“.

(abendblatt.de/Reuters)