Mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway will Warren Buffet mit fünf Milliarden Dollar bei der Bank of America einsteigen.

Charlotte. Die Wall Street war für kurze Zeit in echter Feierstimmung, als sie gestern die Nachricht erreichte, dass die US-Investorenlegende Warren Buffett der angeschlagenen US-Großbank Bank of America beispringen will. Seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway will sich für fünf Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro) Vorzugsaktien kaufen, erklärte die Bank gestern in Charlotte. Die Nachricht kam überraschend - und war für viele Investoren eine echte Erleichterung. Sie hatten sich in den vergangenen Tagen immer größere Sorgen um die Kapitalausstattung der größten US-Bank gemacht, die mit Hypothekenklagen nur so überzogen wird. An der Börse ging es entsprechend aufwärts. Die BofA-Aktie erholte sich, nachdem sie allein im August etwa ein Drittel ihres Wertes eingebüßt hat. An der Wall Street stieg sie kurzfristig um 25 Prozent an, gab dann jedoch im Handelsverlauf auf ein Plus von acht Prozent nach. Auch der Dow-Jones-Index der US-Standardwerte und der Dax in Frankfurt zogen vorübergehend an.

Buffetts Aktion gilt als großer Vertrauensbeweis. Der Finanzinvestor hatte in der Finanzkrise bereits der Investmentbank Goldman Sachs mit einer milliardenschweren Geldspritze geholfen. Für die Vorzugsaktien der Bank of America wird Berkshire sechs Prozent Zinsen pro Jahr kassieren. Die Bank aus Charlotte in North Carolina gilt als Sorgenfall unter den US-Kreditinstituten. Buffett selbst erklärte: „Die Bank of America ist ein starkes, gut geführtes Institut.“ Das Geldhaus werde die Wende schaffen. Er bezeichnete sein Investment nicht nur als Vertrauensbeweis in die Bank, sondern grundsätzlich in die USA. Die Bank of America hängt wie keine andere Bank in den USA vom Wohl und Wehe der dortigen Verbraucher ab. Buffett investiert gerne in Finanzunternehmen, wie sich immer wieder zeigt. Auch außerhalb der USA. Bei der Munich Re ist er beispielsweise größter Einzelaktionär. Zudem ist an den US-Banken Wells Fargo und U.S. Bancorp beteiligt.

Die Bank of America hatte in der Finanzkrise den großen Immobilienfinanzierer Countrywide übernommen. Das erwies sich jedoch als schwerer Fehler, weil Countrywide Kredite viel zu lax vergeben hatte und Hausbesitzer reihenweise ihre Raten nicht mehr bezahlen können. Zahlreiche Investoren fühlten sich mit verbrieften Hypothekenpapieren betrogen – und klagten auf Schadenersatz. Die finanzielle Folgen sind noch immer kaum abschätzbar. In jüngsten Schätzungen hatten Analysten vorgerechnet, die Bank of America brauche schlimmstenfalls frisches Kapital über gut 50 Milliarden Dollar.Deshalb muss sich die Bank of America nun mit Verlusten herumschlagen. Im zweiten Quartal verbuchte das Institut ein Rekordminus von 9,1 Milliarden Dollar.

(abendblatt.de/dpa)